Sundern. In Sundern bekleidet erstmals eine Frau die zweithöchste Position in der Stadtverwaltung. Der Rat wählte am Donnerstag abend mit deutlicher Mehrheit Katharina Grothe zur neuen Beigeordneten. Die 34-jährige Juristin lebt bereits seit vier Jahren in Sundern und arbeitet seit 2012 bei der Stadtverwaltung in Arnsberg. Sie bekam 25 der abgegebenen 37 Stimmen. Auf Gegenkandidatin Christina Alldorf entfielen nur fünf Stimmen. Sieben Ratsmitglieder sprachen sich gegen beide Kandidatinnen aus.
Neue Beigeordnete wegen der Natur nach Sundern gezogen
Beide Kandidatinnen haben ihr junges Alter, das Jurastudium und einige Jahre kommunalpolitische Erfahrung gemein. Ihr Lebensweg verlief dagegen entgegengesetzt. Christina Alldorf wurde im Sauerland geboren, wuchs in Neheim auf und ging nach zwei Studien in Bochum und Speyer bewusst in den Osten, um dort Neues kennenzulernen. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet sie als Justitiarin im Kreis Mecklenburger Seenplatte in Neubrandenburg, dem flächenmäßig größten deutschen Landkreis. Sie wäre gerne in ihre Heimat zurückgekehrt. Katharina Grothe dagegen ist in Berlin geboren und hat in Potsdam studiert. Über Münster kam sie nach Arnsberg, wo ihr Mann Staatsanwalt ist. Nach Sundern seien beide wegen der Nähe zur Natur und ihrer großen Leidenschaft Wandern gezogen, so Grothe. Bei der Stadt Arnsberg hat sie als Juristin im Bürgermeisteramt eng mit Bürgermeister Vogel zusammen gearbeitet, aber auch andere Bereiche vom Rechtsamt bis zum Jobcenter kennengelernt. Als wichtige Punkte ihrer künftigen Arbeit in Sundern nannte sie die Motivation der Mitarbeiter nach dem Motto „Fördern und Fordern“, ein Arbeitsklima, das von Vertrauen, Wertschätzung und Respekt geprägt ist, eine Bürgerkommune und ein strategisches Beschwerdemanagment.
SPD beantragt vergebens Absetzung der Wahl
Beide Kandidatinnen konnten sich zunächst in öffentlicher Sitzung vorstellen und beantworteten anschließend unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fragen der Ratsmitglieder. Vor Beginn des Wahlvorgangs, der auf Antrag geheim stattfand, stellte die SPD den Antrag, die Wahl abzusetzen und neu auszuschreiben. „Beide Kandidatinnen haben ihre Stärken, doch wir sind nicht sicher, ob ihre Qualifikationen für diese Position ausreichen“, begründete Jens Kuhnen den Antrag, der bei nur vier Ja-Stimmen und vier Enthaltungen allerdings kläglich scheiterte. Denn die SPD-Fraktion war ohnehin geschwächt, weil bei dieser wichtigen Abstimmung ein Drittel ihrer neun Mitglieder fehlte, darunter der Fraktionsvorsitzende und der stellvertretende Bürgermeister. Nur vier SPD-Mitglieder stimmten für den Antrag, drei Grüne und ein FDP-Mitglied enthielten sich.
Drei Möglichkeiten auf Wahlzettel
Für den Wahlgang mussten die Kandidatinnen vorgeschlagen werden. CDU-Fraktionschef Stefan Lange tat dies für Katharina Grothe, der fraktionslose Michael Pellmann für Christina Alldorf. Auf dem Wahlzettel standen jetzt die Namen beider Kandidatinnen, aber auch als dritte Möglichkeit „Nein, keine der beiden Kandidatinnen“. Als Bürgermeister Ralf Brodel das Ergebnis 25 – 5 – 7 vortrug, erhob sich die CDU-Fraktion zu „standing ovations“. Doch auch von den anderen Parteien gab es Beifall, Blumen und Gratulationen.
CDU will zweiten Fachbereich für die Beigeordnete
Im Nachgang zur Wahl stellte die CDU noch den Antrag, der neuen Beigeordneten neben dem Fachbereich 1 – Personal und Organisation – auch den Fachbereich 5 – Arbeiten und Leben in Sundern – als Verantwortungsbereich zuzuteilen. „Um die herausgehobene Stellung des Beigeordneten zu verdeutlichen“, wie es Stefan Lange begründete. Der Bürgermeister zeigte sich überrascht. nach seiner Rechtsauffassung sei der Verantwortungsbereich der neuen beigeordneten bereits durch die Stellenausschreibung definiert worden. Während Siegfried Huff von der Linken auf Abstimmung drängte, fühlte sich Guido Simon, neuer Fraktionssprecher der Grünen, von dem Antrag „überfahren“. So sahen es viele andere auch, so dass die Klärung dieser Frage mit großer Mehrheit zunächst in die Fraktionen verwiesen wurde.