Sundern. Das Jugendparlament der Stadt Sundern (JPS) hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Brodel gewandt und gebeten, auf die geplante Einrichtung von Arbeitskreisen zu verzichten. Noch im Januar sollen fünf Arbeitskreise mit Vertretern von Stadtverwaltung und Ratsfraktionen zu den Themen Finanzen, Personal, Innenstadt, Ferienpark und Wirtschaftsförderung an den Start gehen. Das Jugendparlament sieht keinen Bedarf für Arbeitskreise in dieser Form und fürchtet, das andere Gruppierungen – so auch das Jugendparlament – und die Öffentlichkeit außen vor gelassen werden. Der Ort zur Beratung von Sachthemen solle auch künftig der Fachausschuss des Rates und nicht ein Arbeitskreis sein.
„Gruppierungen und Öffentlichkeit nicht außen vor lassen“
Der Brief ist unterzeichnet von Michael Albers, dem Vorsitzenden des JPS, und Laura Hettwer. Albers ist Mitglied in den Fachausschüssen SUI sowie Bildung und Familie, Hettwer im Fachausschuss Arbeiten und Leben. Der Brief im Wortlaut:
„Wir, das Jugendparlament der Stadt Sundern, möchten Sie darum bitten, von der Einrichtung der von Ihnen geforderten Arbeitskreise abzusehen.
Wir können es nicht gutheißen, wenn Arbeitskreise, die Beispielsweise die Thematik Innenstadt behandeln, lediglich aus je zwei Vertretern jeder Fraktion gegründet werden. Nicht nur, das so jeglicher Proporz, also sprich die von den Bürgern bestimmten Verhältnisse, nicht abgebildet werden, sondern auch Gruppierungen, wie das Jugendparlament oder der Seniorenbeirat, die in den Ausschüssen redeberechtigt sind, so in der Diskussion und Entscheidungsvorbereitung, die normalerweise durchaus in den Ausschüssen stattfindet, gänzlich ausgeschlossen werden.
Wir als Jugendparlament, welches in vielen Ausschüssen redeberechtigt und im Jugendhilfeausschuss auch stimmberechtigt sind, können es nicht hinnehmen, wenn wir in der Diskussion und Vorbereitung von Entscheidungen übergangen werden.
Das Jugendparlament wurde gegründet, um die Ansichten der Jugend politisch einbringen zu können. Die Mitarbeit in den Ausschüssen hat sich dafür als ein sehr geeignetes Instrument bewiesen. Bitte lassen Sie das Jugendparlament, aber auch die interessierten Zuhörer bei Sitzungen, nicht außen vor. Lassen Sie uns den Weg der Transparenz und Öffentlichkeit nicht verlassen.
Wofür brauchen wir Arbeitskreise, in denen über Sachthemen beraten werden soll, wenn wir Fachausschüsse haben, in denen im übrigen nicht nur Mitglieder von politischen Fraktionen, sondern auch Vertreter vom Jugendparlament, des Seniorenbeirats, des Elternbeirats und vielen anderen Organisationen vertreten sind? Auch gezielte Fachreferenten können Ausschüsse zusätzlich bereichern, wie auch heute schon üblich. Diese breite Öffentlichkeit sollten wir nicht gegen geheim-tagende und nur von Politikern besetzte Arbeitskreise austauschen.
Es wäre grundlegend fatal, wenn in nichtöffentlichen Arbeitskreisen die Diskussion geführt wird und im Ausschuss oder Rat nur noch die Abstimmung erfolgt. In einer lebendigen Demokratie muss auch die verbale Auseinandersetzung öffentlich stattfinden.
Wir bitten Sie darum, auf die Arbeitskreise zu verzichten und den normalen transparenten und öffentlichen Prozess innerhalb der Ausschüsse beizubehalten. Auch detaillierte und komplizierte Themen können in Ausschüssen behandelt werden, denn genau dafür sind diese Fachausschüsse als Ergänzung zum Rat vorhanden. Für Arbeitskreise, besonders in der vorgeschlagenen Form, sehen wir daher keinen Bedarf. Der Arbeitskreis ist der Fachausschuss.“
6 Antworten
Es gab und gibt immer schon Arbeitskreise, die vorbereiten für die Ausschüsse und den Rat arbeiten (aktuell z.B. den Arbeitskreis Jugendhilfeplanung). Dieser AK hat bislang gute Arbeit geleistet.
Ich bin mir sicher dass auch die zu gründenden Arbeitskreise gute Arbeit leisten werden.
Ich empfehle dem Jugendparlament sich über die Arbeitskreise, die in der Vergangenheit getagt haben, zu erkundigen.
Ich halte diese Arbeitskreise für äußerst wichtig!
Hier kann viel intensiver beraten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger Laufmöller
Ich hatte immer erwartet das sich jedes Mitglied eines Ausschusses intensiv mit dem jeweiligen Thema im Vorfeld beschäftigt, sich seine Meinung bildet, diese ggf. in der Fraktion nochmals bespricht. Anschließend wird im Rat darüber abgestimmt.
Also, wofür ein Ausschuss im Vorfeld. So ein Schwachsinns.
Selbst die Sunderner FDP scheint das nicht zu verstehen. Unglaublich.
„Ungläubiger“, warum anonym antworten? Keinen Mut? Ich könnte es Ihnen in einem persönlichen Gespräch vielleicht deutlicher machen.
MfG
Rüdiger Laufmöller
Zur Versachlichung der Debatte seien KritikerInnen von Arbeitskreisen folgende, vom Rat der Stadt Sundern am 17.6.2014 verabschiedete „Zuständigkeitsordnung des Rates der Stadt Sundern (Sauerland)
für die Ausschüsse und den Bürgermeister“ empfohlen. Dort steht zu § 7 unter der Überschrift „Arbeitskreise“ folgendes:
„(1) Die Ausschüsse oder der Rat können temporäre Arbeitskreise für bestimmte Projekte einrichten.
(2) An die Arbeitskreise können vom Fachausschuss oder Rat Entscheidungsbefugnisse delegiert werden,
sofern dies z. B. aus zeitlichen Gründen erforderlich ist.
(3) Die Protokolle der Arbeitsberatungen sind den Mitgliedern des zuständigen Fachausschusses oder des
Rates zur Kenntnis oder weiteren Beratung zu geben.“
Themenbezogene Arbeitskreise waren aber auch schon vor 2014 Alltagsgeschäft. Mal mehr, mal weniger nachhaltig erfolgreich.
Nach Lesart der aktuellen Kritik der CDU und des Jugendparlaments waren Arbeitskreise immer schon anrüchig im Sinne von unzulässigen Geheimverhandlungen.Das wird von ihnen aber erst jetzt kritisiert.Warum überhaupt und warum erst jetzt?
@ RL: was sie zu dem Thema zu sagen haben ist deutliche rübergekommen.
@ KS: Sie haben recht. TEMPORÄR, und nicht als fester Bestandteil. Das ist es doch was Ihr BM in Sundern immer bereits so vor hatte. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeiskreis. Der schafft es leider nich Kompetenzen um sich herum aufzubauen weil er ALLE, die Ahnung hatten (MK und MF) abbaute. Ganz zu schweigen von der Art und Weise wie ER und das BÜNDNIS es macht.
Glauben sie eigentlich die Bürger ist so dumm und versteht das nicht?
Vermutlich glauben sie das wirklich.
Der Kommentar von Ungläubiger ist ja noch relativ harmlos. Ich frage mich, warum die Redaktion hier überhaupt anonyme Kommentare zulässt. Unterschiedliche Meinungen auszutauschen ist ein hohes Gut innerhalb einer Demokratie. Dies anonym zu tun, zeugt nicht gerade von Courage.