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Jeder kann Leben retten: Klinikum informiert über Herztod

Arns­berg. Jeder kann Leben ret­ten: Das Kli­ni­kum Hoch­sauer­land infor­miert am Mon­tag, 25. Novem­ber in der Arns­ber­ger Fest­hal­le zusam­men mit Schirm­herr Fried­rich Merz anläss­lich der Herz­wo­chen 2019 zum The­ma „Plötz­lich und uner­war­tet: Der Sekun­den-Herz­tod – wer ist gefähr­det, wie schützt man sich?“

65.000 Tote jährlich

Schirm­herr Fried­rich Merz (Foto: Lau­rence Chaperon)

Der plötz­li­che Herz­tod ist die Fol­ge eines aku­ten Herz-Kreis­lauf­ver­sa­gens. Jedes Jahr fal­len dem plötz­li­chen Herz­tod in Deutsch­land etwa 65.000 Men­schen zum Opfer. Er ist die Fol­ge einer bös­ar­ti­gen Herz­rhyth­mus­stö­rung (zumeist Kam­mer­flim­mern), die inner­halb weni­ger Sekun­den zum Herz­still­stand führt. Nur ein klei­ner Pro­zent­satz über­lebt den Herz­still­stand durch eine erfolg­rei­che Reani­ma­ti­on. War­um so weni­ge? „Die Über­le­bens­wahr­schein­lich­keit einer Per­son mit Herz­still­stand hängt ganz wesent­lich davon ab, wie früh­zei­tig und mit wel­cher Qua­li­tät die Zeu­gen eines Herz-Kreis­lauf­ver­sa­gens – meis­tens medi­zi­ni­sche Lai­en – die Wie­der­be­le­bung durch­füh­ren“, betont der Not­fall­me­di­zi­ner und Kar­dio­lo­ge Prof. Dr. med. Diet­rich And­re­sen, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Deut­schen Herz­stif­tung anläss­lich der bun­des­wei­ten Herzwochen.

Wie kommt es zum plötzlichen Herztod?

Chef­arzt Dr. Dirk Böse. (Foto: Klinikum)

Unmit­tel­bar ein­ge­lei­tet wird der plötz­li­che Herz­tod vor allem durch das plötz­li­che Auf­tre­ten einer bös­ar­ti­gen Herz­rhyth­mus­stö­rung, dem Kam­mer­flim­mern. Die­se führt inner­halb weni­ger Sekun­den zum Kreis­lauf­kol­laps: Das Herz hört auf zu schla­gen, der Blut­druck sinkt auf „Null“. Der Pati­ent ver­spürt nach vier Sekun­den eine „Lee­re“ im Kopf, nach acht Sekun­den bricht er bewusst­los zusam­men, nach zwei bis drei Minu­ten hört er auf zu atmen, nach ca. zehn Minu­ten tritt der Tod ein. Was kön­nen wir tun? „Es müs­sen alle Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, um die Pati­en­ten vor einem sol­chen Schick­sal zu bewah­ren“, for­dern die Herz­ex­per­ten. Aus die­sem Grund hat die Herz­stif­tung die bun­des­wei­ten Herz­wo­chen vom 1. bis zum 30. Novem­ber 2019 unter das Mot­to „Bedroh­li­che Herz­rhyth­mus­stö­run­gen: Wie schüt­ze ich mich vor dem plötz­li­chen Herz­tod?“ gestellt. Die Auf­klä­rungs­kam­pa­gne, die vom Kli­ni­kum Hoch­sauer­land und dem dies­jäh­ri­gen Schirm­herr Fried­rich Merz unter­stützt wird, infor­miert dar­über, wie es zu den bedroh­li­chen Herz­krank­hei­ten kommt, die den Herz­tod verursachen.

Wer ist gefährdet?

Am häu­figs­ten liegt dem plötz­li­chen Herz­tod eine koro­na­re Herz­krank­heit zugrun­de. Dies ist eine Durch­blu­tungs­stö­rung des Herz­mus­kels auf­grund von Ein­engun­gen der Herz­kranz­ge­fä­ße, die zum Herz­in­farkt und auch zu einer Herz­schwä­che füh­ren kön­nen. Die KHK spielt für Pati­en­ten die älter als 40 Jah­re sind, die größ­te Rol­le. Exper­ten­schät­zun­gen zufol­ge haben rund sechs Mio. Men­schen in Deutsch­land eine KHK, die wie­der­um meist durch Risi­ko­krank­hei­ten wie Blut­hoch­druck, Dia­be­tes, Fett­stoff­wech­sel­stö­run­gen (hohes Cho­le­ste­rin) ver­ur­sacht ist.

Herztod auch bei Jüngeren unter 40

Auch bei jün­ge­ren Pati­en­ten bis 40 kann es zum plötz­li­chen Herz­tod kom­men. Die Ursa­chen sind dann zumeist Herz­mus­kel­ent­zün­dun­gen, ange­bo­re­ne Herz­feh­ler sowie gene­tisch beding­te elek­tri­sche Herz­er­kran­kun­gen, soge­nann­te Ionen­ka­na­l­er­kran­kun­gen. Auch Dro­gen­kon­sum (z.B. Koka­in, Amphet­ami­ne) zählt zu den Ursa­chen für plötz­li­chen Herz­tod in die­sem Lebens­ab­schnitt. Tückisch bei allen genann­ten Herz­er­kran­kun­gen ist, dass sie lan­ge ohne Beschwer­den ver­lau­fen können.

Beste Strategie: früh erkennen und behandeln

Die bes­te Stra­te­gie gegen den plötz­li­chen Herz­tod lau­tet: Herz­er­kran­kun­gen – allen vor­an die koro­na­re Herz­krank­heit und ihre Risi­ko­fak­to­ren – früh­zei­tig erken­nen und behan­deln. Bei dia­gnos­ti­zier­ter Herz­er­kran­kung rät die Herz­stif­tung zu regel­mä­ßi­gen Kon­trol­len beim Kar­dio­lo­gen oder Inter­nis­ten. „Wir müs­sen es schaf­fen, durch kon­se­quen­te Auf­klä­rung und nach­hal­ti­ge prä­ven­ti­ve Maß­nah­men die koro­na­re Herz­krank­heit zurück­zu­drän­gen und Pati­en­ten mit uner­kann­ten Herz­krank­hei­ten zu iden­ti­fi­zie­ren“, for­dert Dr. med. Nor­bert Albers­mei­er, Beauf­trag­ter der Herz­stif­tung im Hochsauerland.

Veranstaltung in Arnsberg

Der Reani­ma­ti­ons­kurs sowie der Infor­ma­ti­ons­abend sind kos­ten­frei und fin­den im Rah­men der bun­des­wei­ten Herz­wo­chen statt. Eine Vor­anmel­dung ist nicht not­wen­dig, die Fest­hal­le Arns­berg ist bar­rie­re­frei erreich­bar. Zudem erhal­ten Teil­neh­mer den neu­en kos­ten­frei­en Herz­stif­tungs-Rat­ge­ber „Bedroh­li­che Herz­rhyth­mus­stö­run­gen: Wie schüt­ze ich mich vor dem plötz­li­chen Herz­tod?“. Das Ende der Ver­an­stal­tung ist für ca. 19.45 Uhr anvisiert.

 

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum Thema:

Kei­ne Angst vor der Wie­der­be­le­bung: Jeder kann Leben retten!

Die Exper­ten im Hoch­sauer­land raten drin­gend dazu, dass sich Betrof­fe­ne bei Warn­zei­chen wie Brust­schmer­zen (Angi­na pec­to­ris) und/oder Luft­not, Herz­ra­sen mit Ein­schrän­kung der Belast­bar­keit, Hart­nä­cki­ges Herz­stol­pern, Kur­ze Bewusst­lo­sig­keit, Schwin­del­an­fäl­le, dro­hen­de Bewusstlosigkeit.
den Kar­dio­lo­gen aus­su­chen soll­ten. Er kann unter­su­chen, ob eine Herz­rhyth­mus­stö­rung als Fol­ge einer KHK oder einer ande­ren Herz­er­kran­kung vor­liegt, die behand­lungs­be­dürf­tig ist. Sofort den Not­arzt (112) alar­mie­ren soll­ten Betrof­fe­ne bzw. deren Zeu­gen bei die­sen typi­schen Herz­in­farkt-Sym­pto­men: plötz­lich ein­set­zen­de star­ke Schmer­zen, die län­ger als fünf Minu­ten anhal­ten und sich in Ruhe nicht bes­sern (häu­fig: kal­ter Schweiß, Bläs­se, Übel­keit, Atem­not, Unru­he und Angst). Die Schmer­zen sind über­wie­gend im Brust­korb, häu­fig hin­ter dem Brust­bein, bis­wei­len auch nur im Rücken zwi­schen den Schul­ter­blät­tern oder im Ober­bauch und kön­nen zudem in den Arm, den Hals oder Kie­fer ausstrahlen.

Was tun beim Herzstillstand?
Pati­en­ten mit einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand haben nur eine Chan­ce zu über­le­ben: wenn Zeu­gen vor Ort sind, die das Gesche­hen beob­ach­ten, rich­tig ein­schät­zen und nach Alar­mie­rung der Not­ruf­num­mer (112) sofort mit Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men begin­nen. Denn: Ohne eine Erst­ver­sor­gung durch Beob­ach­ter vor Ort hat ein Pati­ent mit einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand kaum eine Chan­ce erfolg­reich wie­der­be­lebt zu wer­den. Obwohl die Über­le­bens­wahr­schein­lich­keit für den Pati­en­ten pro Minu­te pro­zen­tu­al sinkt. „Man hat also unge­fähr 10 bis 15 Minu­ten Zeit bis zum ein­tref­fen des Ret­tungs­wa­gen Zeit, den Pati­en­ten vor dem Tod zu ret­ten. Wenn man also mit Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men war­tet, bis der Ret­tungs­dienst mit dem Not­arzt da ist, dann bedeu­tet das für den Pati­en­ten nach weni­gen Minu­ten den Tod oder ein Leben mit nicht sel­ten schwe­ren blei­ben­den Hirn­schä­di­gun­gen. Eine Wie­der­be­le­bung durch Erst­hel­fer zur Über­brü­ckung der Zeit bis zum Ein­tref­fen des Ret­tungs­teams ist unab­ding­bar. Daher soll­te jeder Erwach­se­ne in der Lage sein, einen Herz-Kreis­lauf-Still­stand zu erken­nen und die not­wen­di­gen Schrit­te zur Ret­tung der Per­son ein­zu­lei­ten“, erklärt Dr. med. Dirk Böse, Chef­arzt der Kar­dio­lo­ge am Kli­ni­kum-Stand­ort in Hüs­ten. Er selbst bie­tet daher vor sei­nem Vor­trag am 25. Novem­ber einen kos­ten­frei­en Reani­ma­ti­ons­kurs in Arns­berg an.

Kei­ne Angst vor Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men: Prü­fen, Rufen, Drü­cken, Schocken
Die Wie­der­be­le­bung durch Lai­en besteht aus den fol­gen­den ein­fa­chen Schritten:
1.            Zuerst prüft man die Bewusst­lo­sig­keit der kol­la­bier­ten Per­son („Prü­fen“), indem man sie

anspricht und sie kräf­tig an bei­den Schul­tern fasst und schüt­telt. Für die anschlie­ßen­de Prü­fung der Atmung über­streckt man den Kopf der bewusst­lo­sen Per­son und hört und fühlt, ob sie atmet (Schnapp­at­mung und Röcheln sind kei­ne nor­ma­le Atmung, son­dern typisch für ers­te Pha­se des Herzstillstandes).

2.            Dann setzt der Erst­hel­fer den Not­ruf (112) für den Ret­tungs­dienst („Rufen“) ab. Dabei laut und deut­lich den eige­nen Namen, genau­en Stand­ort und was pas­siert ist nen­nen. Mög­lichst alle Fra­gen der Not­ruf­zen­tra­le beantworten.

3.            Die Herz­druck­mas­sa­ge ohne Atem­spen­de („Drü­cken“) ist die zen­tra­le Erst­maß­nah­me: Im Knien neben der bewusst­lo­sen Per­son, egal ob rechts oder links, wird ein Hand­bal­len auf die Mit­te des Brust­korbs gesetzt und die zwei­te Hand auf den Hand­rü­cken der ers­ten plat­ziert. Mit gestreck­ten Armen drückt man das Brust­bein tief (5 bis maxi­mal 6 cm) und schnell (100- bis 120-mal pro Minu­te) in Rich­tung Wir­bel­säu­le. Das tut man ohne Unter­bre­chung so lan­ge, bis der Ret­tungs­dienst ein­trifft und die not­fall­me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung übernimmt.

4.            Sind zwei Hel­fer bei der bewusst­lo­sen Per­son und ist bekannt, wo in der Nähe ein AED (Auto­ma­ti­sier­ter exter­ner Defi­bril­la­tor) ist, kann einer der bei­den den AED holen, wäh­rend der ande­re die Herz­druck­mas­sa­ge ohne Unter­bre­chung fort­setzt. Ein Stim­men­re­kor­der in dem Defi­bril­la­tor gibt dann an, ob und wie eine Schock­ab­ga­be erfol­gen soll (Scho­cken), damit das Herz wie­der eigen­stän­dig als Pum­pe arbei­ten kann.

 

Über die Schrit­te die­ser Lai­en-Reani­ma­ti­on infor­miert die Herz­stif­tung im Video unter

www.herzstiftung.de/video/reanimation.

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