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Internetkriminalität steigt rasant um 44 Prozent

Präsentierten die Kriminalitätsstatistik: v.l. Polizeidirektor Georg Petering, Landrat Dr. Karl Schneider, Kriminaloberrat Hans-Jürgen Baum. (Foto: oe)
Prä­sen­tier­ten die Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik: v.l. Poli­zei­di­rek­tor Georg Pete­ring, Land­rat Dr. Karl Schnei­der, Kri­mi­nal­ober­rat Hans-Jür­gen Baum. (Foto: oe)

Hoch­sauer­land­kreis. Eine hal­be Stun­de nach dem Innen­mi­nis­ter in Düs­sel­dorf ist auch HSK-Land­rat Dr. Karl Schnei­der vor die Medi­en getre­ten, um die aktu­el­le Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik für das Jahr 2013 vor­zu­stel­len. Und er konn­te Zah­len prä­sen­tie­ren, die ihm die gute Lau­ne nicht ver­dar­ben. „Wir leben hier nicht im Para­dies und auch nicht auf der Insel der Glück­se­li­gen, aber doch in einer der sichers­ten Regio­nen lan­des­weit,“ inter­pre­tier­te er die Zah­len, die aus­sa­gen, dass für den Durch­schnitts­bür­ger von NRW die Wahr­schein­lich­keit, Opfer einer Straf­tat zu wer­den, fast vier­mal so hoch ist wie für den Ein­woh­ner von Mede­bach. Und auch in Arns­berg, das als ein­woh­ner­stärks­te Stadt im Kreis wei­ter­hin die höchs­te Kri­mi­na­li­täts­häu­fig­keits­zahl im Kreis­ge­biet hat, lebt der Bür­ger noch deut­lich siche­rer als im NRW-Durchschnitt.

Statistik wuchs plötzlich und unerwartet um 1466 Betrugsfälle

2014.02.06.Logo.PolizeiNach der Sta­tis­tik ist die Gesamt­kri­mi­na­li­tät im Hoch­sauer­land­kreis 2013 um 3,5 Pro­zent auf 14.777 bekannt gewor­de­ne Straf­ta­ten gestie­gen. Die­se Sta­tis­tik ist der hei­mi­schen Kri­po aller­dings durch ein soge­nann­tes Umfangs­ver­fah­ren aus Dort­mund ver­ha­gelt wor­den. Dort hat­te es umfang­rei­che Ermitt­lun­gen wegen Anla­ge­be­trugs gege­ben und nach dem Wohn­ort­prin­zip wur­den 1466 Betrugs­fäl­le einem Täter aus Mesche­de zuge­rech­net. Er habe sich zunächst fürch­ter­lich erschreckt, als plötz­lich fast 1500 Straf­ta­ten in sei­ner Sta­tis­tik auf­ge­taucht sei­en, von denen er zuvor nichts mit­be­kom­men habe, sag­te Kri­mi­nal­ober­rat Hans-Jür­gen Baum, der, als er die Erklä­rung gefun­den hat­te, des­halb für das Jahr 2013 auch eine Par­al­lel­sta­tis­tik aus­ge­rech­net hat. Ohne Berück­sich­ti­gung des Dort­mun­der Ver­fah­rens wäre die Kri­mi­na­li­tät im HSK um 6,85 Pro­zent auf 13.311 Straf­ta­ten gesun­ken, den deut­lich nied­rigs­ten Wert der letz­ten zehn Jah­re. Fai­rer­wei­se hat Baum auch bei der Auf­klä­rungs­quo­te zwei Sta­tis­ti­ken geführt. Mit den Dort­mun­der Fäl­len ist sie von 53,8 Pro­zent auf stol­ze 57,0 Pro­zent gestie­gen, da ohne aber auf 52,3 Pro­zent gesun­ken. Das ist aber immer noch deut­lich mehr als der Lan­des­durch­schnitt von 48,9 Prozent.

Trend zur Gewalt bei Volksfesten umgedreht

Als sehr erfreu­lich wer­tet Baum den Rück­gang der Gewalt­kri­mi­na­li­tät um 17 Pro­zent. 358 Gewalt­de­lik­te sind die mit Abstand nied­rigs­te Zahl der letz­ten zehn Jah­re. Dies sei vor allem auf einen deut­li­chen Rück­gang bei Kör­per­ver­let­zun­gen zurück­zu­füh­ren. Die Ten­denz stei­gen­der Gewalt bei Volks­fes­ten habe sich umge­kehrt, was sich auch beim deut­li­chen Rück­gang der Jugend­kri­mi­na­li­tät nie­der­schla­ge. Vor­sätz­li­che Tötungs­de­lik­te gab es kreis­weit neun, davon drei in Arns­berg. Ein 74-jäh­ri­ger Hüs­te­ner hat­te sei­ne Frau mit Mes­ser­sti­chen ermor­det und sich dann auf dem Boden auf­ge­hängt. Zwei­mal gab es ver­such­ten Tot­schlag, in einem Arns­ber­ger Alten­heim drück­te eine demen­te Frau ihrer Mit­be­woh­ne­rin ein Kis­sen aufs Gesicht und in Hüs­ten stach eine alko­ho­li­sier­te Frau ihren Part­ner nieder.

Sexual- und Raubdelikte mit normalen Schwankungen

Die Zahl der Sexu­al­de­lik­te ist um 12,3 Pro­zent auf 137 gestie­gen, was Baum aber als sai­so­na­le Schwan­kung ein­stuft. Im Zehn-Jah­res-Ver­gleich gebe es kei­ne signi­fi­kan­ten Ver­än­de­run­gen. Bei den Raub­de­lik­ten gab es eben­falls im Rah­men der nor­ma­len Schwan­kun­gen einen Rück­gang um 4,3 Pro­zent auf 89 Fäl­le. Eine Bank, drei Spiel­hal­len, acht Tank­stel­len und drei Taxi­fah­rer wur­den Raubopfer.

Deutlicher Rückgang bei schweren Diebstählen

Als erfreu­lich betrach­tet Baum auch den Rück­gang bei den Dieb­stäh­len – um 3,9 Pro­zent auf 3228 bei den ein­fa­chen Dieb­stäh­len, um 13,8 Pro­zent auf 2288 bei den schwe­ren Dieb­stäh­len. Auch die Zahl der Woh­nungs­ein­brü­che ist kreis­weit um acht Fäl­le auf 311 zurück­ge­gan­gen. Rund die Hälf­te aller Fäl­le betrifft das Arns­ber­ger Stadt­ge­biet, das für mobi­le Täter­grup­pen beson­ders gut zu errei­chen ist.

713 Betrugsfälle mit Tatmittel Internet

Bei den Betrugs­de­lik­ten hob Baum vor allem die Inter­net­kri­mi­na­li­tät her­vor. Bei 713 Betrugs­fäl­len sei inzwi­schen das Tat­mit­tel das Inter­net, eine Stei­ge­rung um 44 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der Kri­po­chef sieht hier eines der wesent­li­chen Pro­ble­me der Zukunft. Die Auf­klä­rungs­quo­te wer­de zurück­ge­hen, weil die Kol­le­gen mit ihren Ermitt­lun­gen an Gren­zen kom­men werden.Inzwischen wür­den Inter­net­be­trü­ge­rei­en von Täter­grup­pen schon aus dem Gefäng­nis her­aus organisiert.

Kein Rauschgifttoter – weniger Fälle

(Foto: Uwe Schlick/pixelio.de)
(Foto: Uwe Schlick/pixelio.de)

Ein sehr auf­wän­di­ger Bereich der Kri­po­ar­beit sind die Brand­er­mitt­lun­gen. davon gab es 2013 244 Fäl­le, mehr als ein Drit­tel in Arns­berg. Die Rausch­gift­kri­mi­na­li­tät ging um 17 Pro­zent zurück, ist mit 375 Fäl­len auf einem Tief­stand. Der Rück­gang ist für Baum kei­ne Über­ra­schung, den die Rausch­gift­kri­mi­na­li­tät sei ein rei­nes Kon­troll­de­likt, bei dem man die zahl der Fäl­le letzt­lich durch die eige­nen Akti­vi­tä­ten bestim­me. Und wenn es da wegen per­so­nel­ler Eng­päs­se zu der Ent­schei­dung kom­me, den ope­ra­ti­ven Ein­satz­trupp nicht mehr auf­recht zu erhal­ten, wir­ke sich das natür­lich bei den Fall­zah­len aus. Aber auch 2013 habe es im HSK immer noch eini­ge gute Ver­fah­ren und Sicher­stel­lun­gen gege­ben, so Baum. „Und zum Glück kei­nen ein­zi­gen Rauschgifttoten!“

Jugendkriminalität sinkt auf 26,4 Prozent

Einen letz­ten Erfolg mel­de­te Baum bei der Jugend­kri­mi­na­li­tät. Der Anteil der unter 21-Jäh­ri­gen an den Tat­ver­däch­ti­gen, der über vie­le Jah­re bei 33 oder 34 Pro­zent lag, ist auf 26,4 Pro­zent gesun­ken. Das sei zum Teil sicher auf die sin­ken­de Zahl von Jugend­li­chen zurück­zu­füh­ren, zum Teil aber auch auf die gute Präventionsarbeit.

Landrat: „Wir kümmern uns um die Opfer“

Dass die Kreis­po­li­zei­be­hör­de nicht nur die Tat­ver­däch­ti­gen, son­dern auch die Opfer im Blick hat, beton­te Land­rat Dr. Karl Schnei­der. „Auch bei sin­ken­den Fall­zah­len sehen wir immer das sub­jek­ti­ve Gefühl der­je­ni­gen, die den­noch Opfer gewor­den sind,“ sag­te der Land­rat. „Wir respek­tie­ren die Opfer und wir küm­mern uns um sie.“ So küm­mer­te sich der Opfer­schutz­be­auf­trag­te im letz­ten Jahr um 341 Kriminalitätsopfer.
Wei­te­re Berich­te zu den The­men Einbrecher/Metalldiebe und Kin­der­por­no­gra­fie folgen.

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