Hochsauerlandkreis. Eine halbe Stunde nach dem Innenminister in Düsseldorf ist auch HSK-Landrat Dr. Karl Schneider vor die Medien getreten, um die aktuelle Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2013 vorzustellen. Und er konnte Zahlen präsentieren, die ihm die gute Laune nicht verdarben. „Wir leben hier nicht im Paradies und auch nicht auf der Insel der Glückseligen, aber doch in einer der sichersten Regionen landesweit,“ interpretierte er die Zahlen, die aussagen, dass für den Durchschnittsbürger von NRW die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, fast viermal so hoch ist wie für den Einwohner von Medebach. Und auch in Arnsberg, das als einwohnerstärkste Stadt im Kreis weiterhin die höchste Kriminalitätshäufigkeitszahl im Kreisgebiet hat, lebt der Bürger noch deutlich sicherer als im NRW-Durchschnitt.
Statistik wuchs plötzlich und unerwartet um 1466 Betrugsfälle
Nach der Statistik ist die Gesamtkriminalität im Hochsauerlandkreis 2013 um 3,5 Prozent auf 14.777 bekannt gewordene Straftaten gestiegen. Diese Statistik ist der heimischen Kripo allerdings durch ein sogenanntes Umfangsverfahren aus Dortmund verhagelt worden. Dort hatte es umfangreiche Ermittlungen wegen Anlagebetrugs gegeben und nach dem Wohnortprinzip wurden 1466 Betrugsfälle einem Täter aus Meschede zugerechnet. Er habe sich zunächst fürchterlich erschreckt, als plötzlich fast 1500 Straftaten in seiner Statistik aufgetaucht seien, von denen er zuvor nichts mitbekommen habe, sagte Kriminaloberrat Hans-Jürgen Baum, der, als er die Erklärung gefunden hatte, deshalb für das Jahr 2013 auch eine Parallelstatistik ausgerechnet hat. Ohne Berücksichtigung des Dortmunder Verfahrens wäre die Kriminalität im HSK um 6,85 Prozent auf 13.311 Straftaten gesunken, den deutlich niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Fairerweise hat Baum auch bei der Aufklärungsquote zwei Statistiken geführt. Mit den Dortmunder Fällen ist sie von 53,8 Prozent auf stolze 57,0 Prozent gestiegen, da ohne aber auf 52,3 Prozent gesunken. Das ist aber immer noch deutlich mehr als der Landesdurchschnitt von 48,9 Prozent.
Trend zur Gewalt bei Volksfesten umgedreht
Als sehr erfreulich wertet Baum den Rückgang der Gewaltkriminalität um 17 Prozent. 358 Gewaltdelikte sind die mit Abstand niedrigste Zahl der letzten zehn Jahre. Dies sei vor allem auf einen deutlichen Rückgang bei Körperverletzungen zurückzuführen. Die Tendenz steigender Gewalt bei Volksfesten habe sich umgekehrt, was sich auch beim deutlichen Rückgang der Jugendkriminalität niederschlage. Vorsätzliche Tötungsdelikte gab es kreisweit neun, davon drei in Arnsberg. Ein 74-jähriger Hüstener hatte seine Frau mit Messerstichen ermordet und sich dann auf dem Boden aufgehängt. Zweimal gab es versuchten Totschlag, in einem Arnsberger Altenheim drückte eine demente Frau ihrer Mitbewohnerin ein Kissen aufs Gesicht und in Hüsten stach eine alkoholisierte Frau ihren Partner nieder.
Sexual- und Raubdelikte mit normalen Schwankungen
Die Zahl der Sexualdelikte ist um 12,3 Prozent auf 137 gestiegen, was Baum aber als saisonale Schwankung einstuft. Im Zehn-Jahres-Vergleich gebe es keine signifikanten Veränderungen. Bei den Raubdelikten gab es ebenfalls im Rahmen der normalen Schwankungen einen Rückgang um 4,3 Prozent auf 89 Fälle. Eine Bank, drei Spielhallen, acht Tankstellen und drei Taxifahrer wurden Raubopfer.
Deutlicher Rückgang bei schweren Diebstählen
Als erfreulich betrachtet Baum auch den Rückgang bei den Diebstählen – um 3,9 Prozent auf 3228 bei den einfachen Diebstählen, um 13,8 Prozent auf 2288 bei den schweren Diebstählen. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist kreisweit um acht Fälle auf 311 zurückgegangen. Rund die Hälfte aller Fälle betrifft das Arnsberger Stadtgebiet, das für mobile Tätergruppen besonders gut zu erreichen ist.
713 Betrugsfälle mit Tatmittel Internet
Bei den Betrugsdelikten hob Baum vor allem die Internetkriminalität hervor. Bei 713 Betrugsfällen sei inzwischen das Tatmittel das Internet, eine Steigerung um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Kripochef sieht hier eines der wesentlichen Probleme der Zukunft. Die Aufklärungsquote werde zurückgehen, weil die Kollegen mit ihren Ermittlungen an Grenzen kommen werden.Inzwischen würden Internetbetrügereien von Tätergruppen schon aus dem Gefängnis heraus organisiert.
Kein Rauschgifttoter – weniger Fälle
Ein sehr aufwändiger Bereich der Kripoarbeit sind die Brandermittlungen. davon gab es 2013 244 Fälle, mehr als ein Drittel in Arnsberg. Die Rauschgiftkriminalität ging um 17 Prozent zurück, ist mit 375 Fällen auf einem Tiefstand. Der Rückgang ist für Baum keine Überraschung, den die Rauschgiftkriminalität sei ein reines Kontrolldelikt, bei dem man die zahl der Fälle letztlich durch die eigenen Aktivitäten bestimme. Und wenn es da wegen personeller Engpässe zu der Entscheidung komme, den operativen Einsatztrupp nicht mehr aufrecht zu erhalten, wirke sich das natürlich bei den Fallzahlen aus. Aber auch 2013 habe es im HSK immer noch einige gute Verfahren und Sicherstellungen gegeben, so Baum. „Und zum Glück keinen einzigen Rauschgifttoten!“
Jugendkriminalität sinkt auf 26,4 Prozent
Einen letzten Erfolg meldete Baum bei der Jugendkriminalität. Der Anteil der unter 21-Jährigen an den Tatverdächtigen, der über viele Jahre bei 33 oder 34 Prozent lag, ist auf 26,4 Prozent gesunken. Das sei zum Teil sicher auf die sinkende Zahl von Jugendlichen zurückzuführen, zum Teil aber auch auf die gute Präventionsarbeit.
Landrat: „Wir kümmern uns um die Opfer“
Dass die Kreispolizeibehörde nicht nur die Tatverdächtigen, sondern auch die Opfer im Blick hat, betonte Landrat Dr. Karl Schneider. „Auch bei sinkenden Fallzahlen sehen wir immer das subjektive Gefühl derjenigen, die dennoch Opfer geworden sind,“ sagte der Landrat. „Wir respektieren die Opfer und wir kümmern uns um sie.“ So kümmerte sich der Opferschutzbeauftragte im letzten Jahr um 341 Kriminalitätsopfer.
Weitere Berichte zu den Themen Einbrecher/Metalldiebe und Kinderpornografie folgen.