Neheim. Im gemeinsamen Gebäude von Jobcenter und Arbeitsagentur an der Langen Wende ist am Freitag der neue „Integration Poin„t offiziell eröffnet worden. Ziel dieser Integrations-Anlaufstelle ist es, Flüchtlinge möglichst schnell und unkompliziert auf nicht besetzte Stellen auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu bringen. Dabei arbeiten jetzt Stadt und Arbeitsagentur mit fünf zusätzlichen Mitarbeitern „Schreibtisch an Schreibtisch“ eng zusammen.
„Alles unter einem Dach“
Integration Points werden von der Arbeitsagentur seit Beginn des Jahres in ganz NRW eingerichtet. Die Arbeitsagentur Meschede-Soest hat sich entschlossen, dies dezentral zu tun, um den Flüchtlingen lange Wege zu sparen. Mitarbeiter der Agentur werden in allen Kommunen des HSK vor Ort sein, aber nur in Arnsberg gibt es den Integration Point mit eigenen neuen Räumen und der direkten Zusammenarbeit von Arbeitsagentur, Jobcenter und städtischem Ausländeramt. „Das Prinzip heißt One-Stop-Shop oder Alles unter einem Dach und gibt uns neue Chancen,“ sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel. „In Arnsberg leben mehr als ein Drittel der rund 2000 erwachsenen Flüchtlinge im HSK,“ betont Oliver Schmale, Chef der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, die Wichtigkeit des Standorts. Knapp 780 erwachsene Flüchtlinge sind hier in den letzten 15 Monaten angekommen, davon rund 450 aus den vier Ländern Syrien, Iran, Irak und Eritrea, die eine hohe Bleibeperspektive haben.
Vogel: „Die Flüchtlinge sind gut für uns!“
Arnsbergs Bürgermeister verweist auf 5000 offene Stellen im Arbeitsamtsbezirk und auf einen prognostizierten Bevölkerungsrückgang von 7000 Einwohnern in Arnsberg bis 2030, und sagt: „Arnsberg und die Region brauchen Arbeitskräfte. Deshalb sind die Flüchtlinge gut für uns. Wir handeln nicht nur aus Altruismus, sondern auch aus knallharten eigenen Interessen.“ Vogel setzt darauf, die geflohenen Menschen durch Information, Training, Aus- und Weiterbildung auf offene Stellen zu vermitteln. Das diene auch der sozialen Integration, denn nichts sei so gut für soziale Integration wie berufliche Integration.
Schmale: „Nichts geht zu Lasten der inländischen Kundschaft!“
Schmale ist überzeugt, dass der neue niederschwellige Weg mit schnellen Kontakten, kurzen Wegen und der unmittelbaren Zusammenarbeit der Experten Weichen stellen wir, geflohene Menschen schnell und erfolgreich in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln. Er sehe eine hohe Motivation bei den Menschen, die zum ganz überwiegenden Teil in ihrer Heimat Berufe ausgeübt und eine Schule besucht hätten. Zwei Dinge stellte der Chef der Arbeitsagentur aber klar: Es gehe nicht um eine Ex-und-Hopp-Integration mit Vermittlung der Flüchtlinge in Helferjobs. Und es werde nichts zu Lasten der inländischen Kundschaft gehen. Vielmehr werde es auch hier zusätzliche Anstrengungen geben, insbesondere für die Gruppen der Langzeitarbeitslosen und Schwerbehinderten.
600 haben schon Fragebogen ausgefüllt
Der Integration Point an der Langen Wende 42 ist montags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Daneben beraten die fünf Mitarbeiter nach Terminabsprache. Die Mitarbeiter werden auch in den Unterkünften und bei den Sprachkursen den Kontakt zu den Flüchtlingen suchen und eng mit den Netzwerkpartnern zusammenarbeiten. Erste Gespräche hat es in den letzten Wochen bereits gegeben und rund 600 der Arnsberger Flüchtlinge haben in dieser Woche an zwei Info-Veranstaltungen teilgenommen, wo sie alle einen einseitigen Fragebogen ausgefüllt haben, wo sie angeben konnten, was sie gemacht haben und was sie gerne machen würden.
Individuelle Integrationsplanung
Im Integration Point soll für jeden Flüchtling eine individuell zugeschnittene Integrationsplanung erarbeitet werden, bei der der Erwerb deutscher Sprachkenntnisse zunächst im Vordergrund steht. Dazu gibt es Hilfe bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen, Berufsberatung, Vermittlung von Praktika und Einstiegqualifizierungen, Förderung von beruflicher Qualifizierung und Vermittlung von Arbeit und Ausbildung. Mitarbeiter des Integration Point sprechen nicht nur Englisch, sondern teils auch Arabisch, werden aber auch von Mitgliedern der Neuen Nachbarn Arnsberg beim Dolmetschen unterstützt.