Sundern. Wären da nicht die organisierten Metalldiebe, die die kleinen metallverarbeitenden Betriebe Sunderns als Eldorado entdeckt haben, und die eher zufällige Häufung von fünf tödlichen Verkehrsunfällen in einem Jahr, Polizeihauptkommissar Christoph Bankstahl, der Wachleiter der Polizeiwache Sundern, hätte bei der Vorstellung der Kriminalitäts- und Verkehrsunfallstatistik für 2013 rundum positive Zahlen vorlegen können. Aber auch so kam er zu dem Schluss, dass man in Sundern wie auf einer Insel lebe, weil das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, weiterhin sehr gering sei und auch die Zahl der meldepflichtigen Verkehrsunfälle kontinuierlich sinke.
Bei Wohnungseinbrüchen ist Sundern Diaspora
Besonders erfreulich, so Bankstahl, sei es, dass bei einem allgemeinen Rückgang der Straftaten um 155 Fälle die Zahl der Wohnungseinbrüche nochmals deutlich zurückgegangen sei, von 30 im Jahr 2012 auf 21 im Jahr 2013. Denn Wohnungseinbruch sei eine besonders sozialschädliche Straftat, die den Betroffenen in den Knochen sitze und nicht vergessen werde. In Sundern gebe es alle 17 Tage einen Wohnungseinbruch, in Arnsberg zum Vergleich alle 2,5 Tage. Das liege dort an der nahen Autobahn, über die die Täter schnell abhauen könnten. Sundern sei da Diaspora. Die Aufklärungsquote sei in Sundern mit 14 Prozent im Vergleich zu anderen Städten noch gut, „aber nix, mit dem man sich rühmen kann“.
Kein Grund zu Sorge auf nächtlichen Straßen
Seit dem Jahr 2005 ist die Zahl der Straftaten in Sundern deutlich von 1670 auf 992 zurückgegangen. 3,5 Prozent der Sunderner Einwohner sind im letzten Jahr Opfer von Straftaten geworden, so Bankstahl, und dazu gehörten auch das Abschneiden von Hortensien im Vorgarten, Beleidigungen oder Online-Betrug. Erstaunliche viele Bürger würden immer noch auf betrügerische Emails reagieren und Geld überweisen. Die Täter säßen dann in der Ukraine und die Straftaten seien unaufklärbar, so der Wachleiter. Bei Rauschgiftdelikten seien die Fallzahlen seit Jahren weitgehend unverändert, beträfen meist Marihuana, keine harten Drogen. Jugendkriminalität sei auch kein Riesenproblem, der einzige jugendliche Intensivtäter habe Sundern offenbar verlassen. Mord und Totschlag habe es 2013 in Sundern zum Glück nicht gegeben. Einschätzungen, in Sundern könne man nachts nicht mehr sicher über die Straße gehen, wie sie in sozialen Netzwerken verbreitet würden, nannte Bankstahl schlicht und einfach „Blödsinn!“. Hier und da gebe es schon mal „Krawall“, aber „de facto passiert hier nichts“.
Metall lässt Banden wie Heuschrecken einfallen
„Metalldiebstähle sind das, was uns beschäftigt,“ sagt Bankstahl. Sundern sei ein begehrtes Ziel für osteuropäische Banden, die wie die Heuschrecken einfallen. Kleine metallverarbeitende Betriebe in Verbindung mit geringer Polizeidichte, das sei ein Eldorado für diesen Täterkreis, nicht nur im Sauerland, sondern in ganz Deutschland. Bankstahl warnte auch vor den vielen Schrotthändlern, die bimmelnd umherfahren. Die seien nicht nur unterwegs, um legal Schrott zu sammeln, denn so viel Sammelschrott gebe es gar nicht, sondern um nächtliche Tatorte auszubaldowern. Bankstahl lobte die vorbildliche Arbeit und die Top-Aufklärungserfolge der in Dortmund eingerichteten Sonderkommission. Nach insgesamt 131 Fällen 2012 und 54 Fällen 2013 habe es in diesem Jahr erst zwei große Fälle gegeben, einen erneut in Amecke, wo jede Firma schon mal dran gewesen sei, und einen in Westenfeld.
„Prävention bei jungen Fahrern hat sich bewährt“
Bei den Verkehrsunfällen berichtet Bankstahl von kontinuierlich sinkenden Zahlen. 2013 habe es noch 233 meldepflichtige Unfälle gegeben, also Unfälle mit Personenschaden, liegengebliebenen Fahrzeugen oder Unfallflucht, aber keine reinen Blechschäden. das sind zehn weniger als 2012, sogar 63 weniger als 2010. Der Wachleiter sieht das als Erfolg der präventiven Maßnahmen bei jungen Fahrern, der Alkohol- und Geschwindigkeitskontrollen. Die Entwicklung gilt auch für die Motorradfahrer. „Der Lärm nimmt zu, die Unfälle lassen nach,“ so Bankstahl, der bei den Motorradfahrern aber nach wie vor Probleme ausmacht: „Die heizen, die sind laut und uneinsichtig!“ Lob hatte Bankstahl dagegen für die Sunderner beim Thema Unfallfluchten parat. Hier sei die Aufklärungsquote auf 37 Prozent gestiegen, dank des sehr guten Zeugenverhaltens.
So wenig Kinderunfälle wie noch nie
Richtig geärgert hat sich Christoph Bankstahl nach eigenem Bekunden über eine Überschrift, dass Kinder in Sundern gefährlich leben. Seine Statistik weise so wenige Kinderunfälle wie noch nie aus. 13 Kinder seien 2013 an Unfällen beteiligt gewesen, davon sieben als Beifahrer in Autos. Aktive Kinderunfälle habe es sechs gegeben gegenüber früher bis zu 30, da habe sich die Verkehrserziehung top ausgewirkt. Vier Kinder seien zu Fuß verunglückt, zwei mit dem Rad, und von diesen sechs nur ein einziges auf dem Schulweg.
Als Ausflugsgebiet viele Unfälle durch Ortsfremde
Im Vergleich zu anderen Städten mit vergleichbarer Einwohnerzahl ist die Unfallhäufigkeit in Sundern aber relativ hoch. „Das liegt dran, dass wir ein klassisches Ausflugsgebiet sind,“ sagt Bankstahl. Präventionsmaßnahmen erreichten zwar die Leute, die hier wohnen, aber nicht die, die am Wochenende am Sorpesee oder auf der Hellefelder Höhe unterwegs sind. Das zeige auch der Blick auf die Liste mit den fünf tödlichen Unfällen („Exorbitant. So viele hatten wir noch nie!“). In vier von fünf Fällen kamen die Unfallverursacher nicht aus dem Hochsauerlandkreis. Am Sorpesee und auf der Hellefelder Höhe rasten zwei Motorradfahrer in den Tod, zwischen Hachen und Reigern stießen zwei Pkw zusammen, wobei eine Beifahrerin starb, und innerorts in Hachen wurde eine junge Mutter von einem Riesen-Geländewagen überrollt. Lediglich bei dem Unfall in der Settmecke, wo ein Radfahrer auf dem Weg zur Nachtschicht starb, waren keine Ausflügler beteiligt.
Bürgermeister Lins: „Wir sind in guten Händen!“
Bürgermeister Detlef Lins, der zusammen mit einigen Mitarbeitern der Stadtverwaltung dem Bericht Bankstahls im Ratssaal lauschte, freute sich über das Signal , dass „wir in Sundern sicher und gut leben und bei der Polizeiwache Sundern in guten Händen sind“. Ein dank, den Bankstahl für die gut funktionierende Ordnungspartnerschaft mit dem Ordnungs- und Jugendamt zurückgab.