Arnsberg. Der Jahresempfang der IHK Arnsberg stand ganz im Zeichen des unternehmerischen Engagements. Außerdem konnten zwei deutsche Meister begrüßt werden. Etwa 350 Unternehmer, Politiker und Vertreter aus Wissenschaft und Verwaltung aus dem Hochsauerland und dem Kreis Soest folgten am Freitag abend der Einladung nach Arnsberg.
„Unvollendete Steuergesetzgebung“
IHK-Präsident Andreas Rother stellt gleich zu Beginn klar, dass es beim Jahresempfang diesmal nicht um die große Politik, den Brexit und den Klimawandel geht. Kleinere Spitzen gab es aber dennoch. So spielte er bei der Begrüßung des Vertreters der Steuerberaterkammer auf die nur teilweise erfolgte Abschaffung des Solidaritätszuschlags an. Die „unvollendete Steuergesetzgebung“ beschere den Steuerberatern auch in Zukunft Hochkonjunktur, so der IHK-Präsident.
„Europa bleibt garant für Erfolg“
Zudem blickte Andreas Rother zurück auf die Europawahl im vergangenen Frühjahr. Die Wirtschaft mit ihren IHKs habe sich klar für Europa positioniert. Rother betonte: „Für unsere Unternehmen ist Europa der Garant für Erfolg, Wohlstand und Arbeitsplätze. Das muss und das wird auch in Zukunft so bleiben.“ Bei einem IHK-Projekt haben vor der Wahl vier Unternehmer mit Schülern an den Berufskollegs über Europa und die Wirtschaft diskutiert. Es sei wichtig, dass junge Menschen offene Grenzen nicht nur schätzen, wenn sie in den Urlaub fahren, sondern auch die beruflichen Chancen der Freizügigkeit erkennen, erläuterte Rother.
Zwei echte Deutsche Meister
Nach der Begrüßung führte der Präsident gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Ilona Lange durch sieben kurzweilige Podien mit Themen aus der IHK-Welt. Gleich zu Beginn begrüßten sie zwei „echte Deutsche Meister“ aus der Region: Ron Meier als Beton- und Stahlbetonbauer und Mario Dreyer als Chemielaborant haben in ihren Ausbildungsberufen in diesem Jahr die bundesweit besten Abschlussprüfungen hingelegt. Unter dem Applaus des Jahresempfangs nahmen die beiden die Glückwünsche entgegen und berichteten kurz über ihren Weg zum Erfolg.
Projekte Teilqualifizierung und Robotik
Zur Berufsbildung gehört auch das Konzept der Teilqualifikation, bei der ungelernte Beschäftigte über verschiedene Module zu einem vollwertigen Berufsabschluss kommen können. Podiumsgast Thomas Cramer, Personalreferent der Firma Hella, erläuterte, dass sein Unternehmen durch die Teilqualifizierung von Mitarbeitern besonders motivierte neue Fachkräfte gewinne. Ebenfalls dem Bereich Ausbildung zugeordnet ist das Projekt Robotik. Seit Juni ist ein kollaborierender Roboter in elf Unternehmen unterwegs, um die Digitalisierung in der Ausbildung zu unterstützen. Unternehmer und Vollversammlungsmitglied Max Clemens Jungeblodt ist Ideengeber und berichtete über den ersten erfolgreichen Einsatz im Produktionsumfeld seines Betriebs. Die Auszubildenden mehrerer Berufe mussten gemeinsam eine ihnen gestellte Aufgabe lösen.
Cross-Monitoring für Führungskräfte
„Immer mehr Unternehmen setzen bei der Entwicklung von Führungskräften auf Mentoring“, stellte Ilona Lange heraus. Als Gäste auf dem Podium begrüßte sie Burkhard Schrage, kaufmännischer Leiter der Firma WHW Hillebrand in Wickede und Sebastian Brügger, Logistikleiter bei der Firma Kuchenmeister in Soest. Beide sind Teilnehmer im IHK-Projekt CrossMentoring. Die IHK bringt dabei Mentoren und Mentees aus verschiedenen Unternehmen zusammen. Schrage hat bereits fünf Mentees begleitet und berichtete, dass auch er als Mentor viel aus den Gesprächen mit den Nachwuchsführungskräften lernen könne. Brügger, einst Mentee und inzwischen selbst Mentor, schilderte, wie ihm das Programm auf dem Weg zur Führungskraft geholfen hat.
Nachfolgeclub unterstützt
Das fünfte Podium behandelte das Thema Unternehmensnachfolge. IHK-Präsident Rother, versicherte: „Die Nachfolge in der Unternehmensleitung zu regeln, kostet oft viel Zeit und viele Nerven. Oft ist es auch sehr schwer, überhaupt einen Nachfolger zu finden.“ Darum unterstützt die IHK unter anderem mit ihrem Nachfolgeclub. Alexander Baumbach hat mit dieser Unterstützung ein etabliertes Unternehmen übernehmen können. Auf dem Podium berichtete er, wie er über den Nachfolgeclub auf die Firma Dünschede Fahrzeugbau aufmerksam geworden ist und wie die IHK ihn zum Beispiel bei Fragen zur Finanzierung unterstützt habe. Über formelle Fragen hinaus wichtig sei für ihn, so Baumbach, dass die Mitarbeiter ihn als neuen Chef angenommen haben und die ausscheidende Unternehmerin beratend zur Seite steht.
Einzelhandelslabor
Mit dem Projekt Einzelhandelslabor Südwestfalen hat die IHK Arnsberg gemeinsam mit Hochschulen den Einzelhandel fit für das Internet-Zeitalter gemacht. Christian Schulte, Betreiber des Hofladens Sauerland, berichtete, wie ihm das Einzelhandelslabor geholfen hat, sein Geschäft zukunftssicher aufzustellen. Seine Produkte verkauft er sowohl in seinem Laden als auch online. Thomas Frye, IHK-Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, stellte zudem das Folgeprojekt CityLab vor. In diesem neuen Projekt werden nicht nur Einzelhändler, sondern auch Gastronomie und Hotellerie einbezogen.
Freude über A 46-Freigabe
Das letzte Podium behandelte das Thema Verkehrsinfrastruktur. Präsident Rother zeigte sich erfreut über die kürzlich erfolgte Freigabe des neuen Teilstücks der A 46 von Bestwig nach Olsberg. „Für die Unternehmen im Sauerland war das ein ganz wichtiger Meilenstein. Die Verkehrsinfrastruktur hat für uns traditionell eine ganz besondere Bedeutung. Seit Beginn ihres Bestehens setzt sich die IHK Arnsberg dafür ein“, sagte Rother. Friedrich Knipschild, Mitglied im IHK-Verkehrsausschuss und Bus- und Reiseunternehmer, wies darauf hin, dass die Landesstraßen aufgrund unterlassener Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten in einem überwiegend schlechten Zustand sind. Dank mehr Mitteln für die Infrastruktur werde endlich mehr investiert. Notwendigerweise folge nun aber ein Jahrzehnt der Baustellen mit zahlreichen Staus als Folge.