Neheim/Ense. Saleh Idris Mohammed hat es geschafft: nach Militärdienst und Zwangsarbeit in Eritrea endlich ein freies Leben mit eigener Wohnung, eigenem Gehalt und bald größerer Familie. Diana Leist, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Meschede-Soest, erzählt eine beeindruckende Geschichte von einem Neheimer Flüchtling.
Eigene Wohnung, Arbeit und bald Nachwuchs
Er ist eher ein ruhiger Typ, gewissenhaft, bescheiden, fleißig. Seit vier Monaten arbeitet Saleh Idris Mohammed aus Neheim bei der Firma Erd- und Gartenbau Dittmann GmbH & Co. KG in Ense als Gartenbauhelfer. Aus Eritrea geflüchtet ist er über seinen Neustart sehr glücklich – endlich in Sicherheit kann er nach vorne schauen und sich ein neues Leben aufbauen: die eigene Wohnung, die Arbeit und in zwei Monaten noch einmal Nachwuchs.
Jeden Morgen zu Fuß zur Firma
Eine Familie hat er auch in seinem Arbeitgeber und seinen neuen Kollegen gefunden. „Herr Dittmann ist ein sehr guter Chef“, lobt er seinen Arbeitgeber. „Er ist wie ein Vater zu mir und hilft mir viel mit Papieren und Organisatorischem.“ Zu seiner neuen Arbeitsstelle läuft Idris morgens zu Fuß, nach Feierabend bringen ihn die Kollegen oder sein Chef nach Hause. „So braucht er nicht zweimal eine halbe Stunde laufen“, erklärt Lutz Dittmann, Inhaber der Firma Dittmann. Lutz Dittmann arbeitete Idris in seinem neuen Job als Gartenbauhelfer ein. Begeistert ist er von Idris Arbeitshaltung: “Sobald er nur zwei Minuten nichts zu tun hat, fragt er nach Arbeit.“ Doch die Regelungen in Deutschland im Umgang mit Maschinen und Arbeitsgeräten musste er ihm erst erklären. „Für Idris ist es nicht einfach zu verstehen, dass er beispielsweise eine Kettensäge nicht ohne Berechtigungsschein bedienen darf, obwohl er es kann und bereits jahrelang in seiner Heimat getan hat.“ Auch verständigen kann sich Idris bereits gut, kommt bei seiner Arbeit zurecht. Stetig lernt er, besser Deutsch zu sprechen.
Ehrenamtliche Helferin und Integration Point
Einen Arbeitsplatz mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, ein Leben in Sicherheit: Saleh Idris Mohammed weiß das sehr zu schätzen. Den Weg dorthin ebnete die ehrenamtliche Helferin Gertraut Domesle gemeinsam mit Lutz Dittmann und Lennard Schlöffel von der Arbeitsagentur Meschede-Soest. Bei einem Besuch des Integration Point der Agentur gemeinsam mit Gertraut Domesle meldete sich Idris arbeitslos. Nahezu zeitgleich suchte Lutz Dittmann einen Mitarbeiter für seinen Betrieb und war auch einem geflüchteten Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen. Lennard Schlöffel, Mitarbeiter im Integration Point der Arbeitsagentur, und Arbeitgeber Dittmann vereinbarten zunächst ein sechswöchiges Praktikum, damit sich Lutz Dittmann und Saleh Idris Mohammed besser kennenlernen konnten. Während seines Praktikums erhielt Idris auch die Aufenthaltserlaubnis bis 2019, wurde als Flüchtling anerkannt. Lutz Dittmann war begeistert von seinem Praktikanten. Somit stand dem Arbeitsvertrag nichts im Wege und Saleh Idris Mohammed wurde bei Firma Dittmann eingestellt.
Vor Sizilien aus dem Wasser gefischt
So rund lief es in den vergangenen Jahren für den 42-Jährigen jedoch nicht: Idris flüchtete aus Eritrea, wo er 20 Jahre zum Militärdienst gezwungen wurde. Krieg und Zwangsarbeit hat er erlebt, Flucht war sein Ausweg. Gemeinsam mit seiner Frau Azep Atsbeha Abera floh er. Zwei Jahre lang war er unterwegs über Äthiopien, den Sudan, Libyen. Bei der Überfahrt über das Mittelmeer entkamen beide nur knapp dem Ertrinken, ein Boot holte sie aus dem Wasser. Weiter ging es über Lampedusa nach Deutschland.
Für die Zukunft hat sich Idris viel vorgenommen: eine größere Wohnung für seine Familie finden, besser Deutsch lernen, vielleicht einen Führerschein machen.
Chef froh über neuen Mitarbeiter
Lutz Dittmann ist sehr froh über seinen neuen Mitarbeiter, der stets nach vorne schaut. Er kann anderen Arbeitgebern nur empfehlen, einem geflüchteten Menschen eine Chance zu geben: “Da kommt so viel Dankbarkeit und Arbeitswille zurück, das ist beeindruckend.“
- Arbeitgeber, die einen Flüchtling einstellen möchten, können sich beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur beraten lassen. Telefon: 0800 4 5555–20
- Um festzustellen, welche beruflichen Kenntnisse mitgebracht werden oder erste Fähigkeiten zu vermitteln, kann der Flüchtling bis zu sechs Wochen „Probearbeiten“. Ob diese Maßnahme beim Arbeitgeber „MAG“ möglich ist und wie lange sie dauert, entscheidet die Arbeitsagentur.