- Anzeige -

- Anzeige -

- Anzeige -

HSK-Frauenbeauftragte hält Quote „für ein notwendiges Übel“

Karin Schütt­ler-Schmies, ist Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te des Hoch­sauer­land­krei­ses. (Foto: HSK)

Hoch­sauer­land­kreis. Die Bedeu­tung von Frau­en im Berufs­le­ben und die Gleich­be­rech­ti­gung der Geschlech­ter – das sind die The­men im Inter­view mit Karin Schütt­ler-Schmies, Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te des Hoch­sauer­land­krei­ses. Anläss­lich des Welt­frau­en­tags am Frei­tag, 8. März, schil­dert sie ihre Sicht auf den aktu­el­len Stand der Gleich­be­hand­lung. Die Fra­gen stell­te Fleur Tau­ber von der HSK-Pressestelle.
Hat der Welt­frau­en­tag eine beson­de­re Bedeu­tung für Sie? 

Ja, schon. Für mich geht es dar­um, an die­sem Tag ein Bewusst­sein zu schaf­fen, was in den letz­ten Jahr­zehn­ten erreicht wor­den ist. 100 Jah­re Frau­en­wahl­recht fei­ern wir zwar, aber der Pro­zess der Gleich­be­rech­ti­gung ist noch nicht abge­schlos­sen. An vie­len Stel­len ist noch kei­ne Pari­tät her­ge­stellt. Das The­ma „Chan­cen­gleich­heit“ wird nicht mehr als Pro­blem­stel­lung erkannt – vie­le Frau­en sehen schlicht kei­nen Hand­lungs­be­darf mehr. Ich gebe zu: Bevor ich Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te wur­de, hat­te der Tag auch nicht so die gro­ße Bedeu­tung für mich. Aber die­se Posi­ti­on hat mir die Augen für die Din­ge geöff­net. Dass Frau­en bis in die 70er-Jah­re nur mit Zustim­mung ihrer Män­ner erwerbs­tä­tig sein durf­ten – das war für mich ein Schock. Die Pari­tät zwi­schen den Geschlech­tern ist ein wich­ti­ges Ziel. Wir soll­ten erar­bei­te­te Posi­tio­nen nicht preis­ge­ben – man muss manch­mal den Fin­ger in die Wun­de legen.

Wel­chen Ein­fluss haben die klas­si­schen Rol­len­zu­wei­sun­gen heu­te noch? Eini­ge jun­ge Frau­en ent­schei­den sich dafür, lang­fris­tig Haus­frau und Mut­ter zu wer­den, obwohl sie einen Aus­bil­dungs­be­ruf gelernt haben. Kön­nen Sie sich die­sen Trend erklären?

Es ist viel­leicht ein Gegen­ent­wurf zur  Mut­ter­ge­ne­ra­ti­on, die selbst berufs­tä­tig ist. Die Per­spek­ti­ve ver­än­dert sich, wenn man Kin­der hat. Grund­sätz­lich soll­te natür­lich jede Frau für sich ent­schei­den, wie und zu wel­chem Zeit­punkt in ihrem Leben sie wel­che Schwer­punk­te set­zen will. Aber sie soll­te ihre eige­ne beruf­li­che und sozia­le Absi­che­rung nicht ver­nach­läs­si­gen. Wir beim Hoch­sauer­land­kreis haben kei­ne lang­fris­ti­gen „Aus­stie­ge“ von jun­gen Müt­tern mehr. Die Mehr­zahl kehrt bald nach der Geburt – zumin­dest in Teil­zeit­be­schäf­ti­gung- zurück. Ganz all­ge­mein ist es meis­tens immer noch eine mone­tä­re Ent­schei­dung, wel­cher Eltern­teil zu Hau­se bleibt.  Und noch immer gibt es mit dem Ehe­gat­ten­split­ting Fehl-Anrei­ze um daheim zu bleiben.

Weib­li­che Füh­rungs­kräf­te sind immer noch sel­ten. Die Wahr­neh­mung von die­sen Fach­kräf­ten ist oft mit der Zuschrei­bung von männ­li­chen Attri­bu­ten ver­bun­den. Manch­mal wird sogar behaup­tet, eher Frau­en ohne Kin­der lan­den in Füh­rungs­po­si­tio­nen. Wie neh­men Sie das wahr?

Oft wird von Füh­rungs­kräf­ten erwar­tet, dass sie eine beson­ders hohe Ein­satz­be­reit­schaft und Erreich­bar­keit zei­gen. Die bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf ist in man­chen Ebe­nen  noch nicht selbst­ver­ständ­lich.  Aber auch männ­li­che Füh­rungs­kräf­te for­dern heut­zu­ta­ge die­se bes­se­re Ver­ein­bar­keit ein und bre­chen über­kom­me­ne Rol­len­ver­ständ­nis­se auf.

Trotz der Ent­wick­lun­gen in den letz­ten Jah­ren, hat sich der Frau­en­an­teil in Füh­rungs­po­si­tio­nen noch nicht signi­fi­kant erhöht. Wie sieht es beim Hoch­sauer­land­kreis aus?

Wir sind da auf einem guten Weg. Zur­zeit fin­det die Fort­schrei­bung des Gleich­stel­lungs­pla­nes statt. Und die Ent­wick­lung ist durch­aus posi­tiv. Der Frau­en­an­teil in der Gesamt­ver­wal­tung stieg in den letz­ten 12 Jah­ren von 42 auf 45,5 Pro­zent, der Frau­en­an­teil bei den Füh­rungs­kräf­ten von 17 auf 30 Prozent.

Hat sich die Frau­en­rol­le geändert?

Das Frau­en­bild hat sich geän­dert, aber auch die Anfor­de­run­gen im Beruf. Es geht in man­chen Berei­chen nicht mehr nur um das Kör­per­li­che. Vor allem die soge­nann­ten „wei­chen Fak­to­ren“ spie­len eine Rol­le. Für Frau­en ist es außer­dem selbst­ver­ständ­li­cher gewor­den, die Beru­fe zu ergrei­fen, die sie möch­ten. Der Wan­del hat sich beson­ders gut beim Ret­tungs­dienst gezeigt. Frü­her war das eine Män­ner­do­mä­ne, heu­te arbei­ten dort auch zuneh­mend Frauen.

Trotz­dem schaf­fen es nur weni­ge Frau­en nach „oben“.

Es hängt nicht nur von der Durch­set­zungs­fä­hig­keit der Frau­en ab, son­dern auch von den Vor­bil­dern. Die Leu­te, die  über die Beset­zung von Füh­rungs­po­si­tio­nen ent­schei­den, müs­sen offen sein auch für eine geschlech­ter­ge­rech­te Beset­zung. Die Mischung macht´s schließlich.

Im Gespräch ist immer wie­der die Frau­en­quo­te. Was hal­ten sie von die­ser Lösung?

Ich hal­te die Quo­te für ein not­wen­di­ges Übel. Ich habe ja bereits ver­deut­licht, wel­che Rol­le „die Ent­schei­der“ spie­len. Wenn durch die Quo­te mehr weib­li­che Vor­bil­der für jun­ge Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen kom­men, ist das super. Wir soll­ten die Frau­en­quo­te ein­füh­ren, bis eine Pari­tät geschaf­fen ist. Danach brau­chen wir sie auch nicht mehr, denn dann haben sich auch „die Ent­schei­der“ gewandelt.

Die Digi­ta­li­sie­rung bringt vie­le neue Wege des Arbei­tens mit sich. Wel­che Mög­lich­kei­ten gibt es beim Hochsauerlandkreis?

Es gibt bei­spiels­wei­se der­zeit gut 80 Tele­ar­beits­plät­ze. Die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf kann dadurch geför­dert wer­den. Alle Sei­ten, sowohl Frau­en als auch Män­ner, sowohl Arbeit­ge­ber als auch Beschäf­tig­te, pro­fi­tie­ren von die­sem Wan­del und auch das Selbst­ver­ständ­nis für sol­che Arbeits­plät­ze wächst. Heu­te brau­chen wir über ein paar Din­ge ein­fach nicht mehr zu diskutieren.

Beitrag teilen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

- Anzeige -
Anzeige
- Anzeige -

Kontakt zur Redaktion

redaktion@blickpunktASM.de