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Hellefelds Fazenda hilft – von Sardinien bis Portugal

Michae­la Fikus, Lei­te­rin der Fazen­da da Espe­ran­ca Hel­le­feld, und Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del. (Foto: Stadt  Sundern)

Hel­le­feld. Die Fazen­da da Espe­ran­ca (über­setzt: Hof der Hoff­nung) in Hel­le­feld ken­nen schon vie­le. Eini­ge Din­ge sind dann doch wohl unbe­kann­ter. Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del nutz­te einen eige­nen und inten­si­ven Ter­min, um dem stil­len Vor­zei­ge­pro­jekt eini­ge klei­ne Geheim­nis­se zu ent­lo­cken. „Bis­lang war immer nur Zeit bei offi­zi­el­len Ver­an­stal­tun­gen und ver­tie­fend konn­te man da gar nicht spre­chen, dabei klang alles immer span­nend“, so Bro­del. Und span­nen­de Ein­sich­ten konn­te die Lei­te­rin der Fazen­da, Michae­la Fikus, geben.

Hilfe für drogensüchtige Frauen

Seit über sechs Jah­ren besteht die Fazen­da und hilft mit einem eige­nen Ansatz dro­gen­süch­ti­gen Frau­en von ihrer Sucht los­zu­kom­men. Ein Jahr lang leben die Frau­en in einer engen Gemein­schaft, teil­wei­se mit Selbst­ver­sor­gung in dem ehe­ma­li­gen Schwes­tern­haus der Fran­zis­ka­ne­rin­nen. Für die Fazen­da ide­al, denn auch sie ist eine christ­li­che Grup­pe und wählt von dort einen spe­zi­el­len Weg aus den Süch­ten. Michae­la Fikus: „Wir zei­gen über unse­ren Glau­ben und dem, was Jesus uns vor­ge­lebt hat, wie man die Sucht hin­ter sich las­sen kann. Dabei schau­en wir aber nicht nach hin­ten, son­dern las­sen jeden sei­ne Zukunft sehen. Wir geben ein­fach gesagt Ori­en­tie­rung nach vor­ne in ein neu­es Leben hin­ein. So soll und kann sich jeder wie­der­fin­den. Und die­ses Wie­der­fin­den ist der Schlüs­sel für unse­ren Erfolg.“

80 Prozent Erfolgsquote

Michae­la Fikus, Lei­te­rin der Fazen­da da Espe­ran­ca Hel­le­feld, und Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del. (Foto: Stadt  Sundern)

Und der Erfolg ist tat­säch­lich beein­dru­ckend. Rund 80 Pro­zent aller Frau­en, die sich auf die The­ra­pie ein­las­sen, blei­ben ohne Rück­fall. Für Bür­ger­meis­ter Bro­del eine beein­dru­cken­de Zahl. „Als ehe­ma­li­ger Sozi­al­ar­bei­ter kann ich nur sagen, dass eine solch hohe Quo­te außer­ge­wöhn­lich ist. Je nach Sucht liegt man auch bei nur der Hälf­te, die den Weg von der Dro­ge fin­den.“ Für Michae­la Fikus aber ein­fach zu erklä­ren. „Die meis­ten kom­men doch aus der inhalt­li­chen Lee­re zur Sucht. Sei es durch man­geln­de Vor­bil­der oder dem gna­den­lo­sen Indi­vi­dua­lis­mus aus der gan­zen Kon­sum­welt, der uns ein­re­den will, dass nur Ich zäh­le. Hier erle­ben die Men­schen Gemein­schaft und mer­ken ganz ein­fach, wie man sich durch die Ande­ren sel­ber wie­der fin­den kann. Ganz ohne Dro­gen, ganz ohne fal­sche Ver­spre­chun­gen der Kon­sum­welt.“ Ein Ansatz den Bro­del nur unter­strei­chen kann, denn auch er fin­det, dass die Gesell­schaft  immer mehr zer­fa­sert. „Vie­len Men­schen fehlt ech­te Ori­en­tie­rung, und das kann die neue Wohn­ein­rich­tung oder das neue Auto nicht bie­ten. Kon­sum macht kurz Spaß, gibt aber dem Leben kei­nen nach­hal­ti­gen Sinn.“

Eigene Arbeit und Spenden

Was den Ver­wal­tungs­chef aber völ­lig über­rasch­te, zwi­schen Kaf­fee und selbst­ge­mach­ten Nuss­ecken kurz prä­sen­tiert, ist die Tat­sa­che,  dass aus Hel­le­feld her­aus mitt­ler­wei­le noch acht wei­te­re Facen­das in ganz Euro­pa mit­be­treut wer­den. Von der Schweiz über Ita­li­en, Por­tu­gal, Frank­reich, Bel­gi­en bis nach Polen. „Betreu­ung heißt hier aber“, so Michae­la Fikus, „dass ich nur bei bestimm­ten Fra­gen unter­stüt­ze, auch mal vor Ort bin, aber im Wesent­li­chen sind die Fazen­das selbst­stän­dig und sol­len es auch sein.“ Und selbst­stän­dig bedeu­tet auch, dass jede der Ein­rich­tun­gen zu einem gro­ßen Teil von der eige­nen Arbeit und Spen­den getra­gen wer­den muss.

Schnelle Entwicklung

Was alle fas­zi­niert ist, dass sich die Fazen­das so rela­tiv schnell ent­wi­ckeln. 1983 auf einem her­un­ter­ge­kom­me­nen Bau­ern­hof in Bra­si­li­en begon­nen, brei­tet sich eine der spe­zi­ells­ten Arten von Dro­gen los­zu­kom­men und neu­en Sinn zu fin­den, über die gan­ze Welt aus. Nach knapp zwei Stun­den des inten­si­ven Aus­tauschs waren sich Bür­ger­meis­ter und Michae­la Fikus einig, der Aus­tausch soll auch so blei­ben und ein neu­es Tref­fen direkt  ver­ein­bart. „Dar­auf freue ich mich schon jetzt, denn der Aus­tausch war für mich inspi­rie­rend und sehr lecke­re Nuss­ecken gab es auch!“, so Brodel.

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