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Hachener erinnern an Geschichte der jüdischen Familie Grüneberg

Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del und Klaus Plüm­per vom Bünd­nis für Viel­falt und Tole­ranz erin­ner­ten an die jüdi­sche Fami­lie Grü­ne­berg, die bis 1938 eine Metz­ge­rei in Hach­en betrieb. für

Hach­en. An die Geschich­te und das dra­ma­ti­sche Ende der jüdi­schen Fami­lie Grü­ne­berg wur­de jetzt in Hach­en mit Blick auf den 80. Jah­res­tag der Reichs­po­grom­nacht gedacht.

Bündnis für Vielfalt und Toleranz will erinnern

Geden­ken in Hachen.

Auf­grund einer bemerk­ba­ren Stei­ge­rung von ras­sis­tisch for­mu­lier­ten Äuße­run­gen in der Stadt Sun­dern hat sich das Bünd­nis für Viel­falt und Tole­ranz im Früh­jahr die­ses Jah­res gebil­det. Um zu zei­gen, wohin Ras­sis­mus füh­ren kann, lud das Bünd­nis alle Inter­es­sier­te zu die­ser Gedenk­ver­an­stal­tung ein. Der Mit­in­itia­tor der Ver­an­stal­tung Klaus Plüm­per erin­ner­te dar­an, dass es auch in länd­lich struk­tu­rier­ten Orten wie Hach­en schnell mög­lich wur­de, dass deut­sche Mit­be­woh­ner nur auf­grund ihrer Zuge­hö­rig­keit zur jüdi­schen Reli­gi­on radi­kal ver­folgt und ver­nich­tet wur­den. Treff­punkt war das ehe­ma­li­ge Wohn- und Geschäfts­haus der Fami­lie an der Hach­e­ner Stra­ße, vor dem bereits im Som­mer 2014 sie­ben Stol­per­stei­ne zu Andenken an die geflo­he­nen, ver­trie­be­nen und ermor­de­ten Fami­li­en­mit­glie­der ver­legt wurden.

Angesehene Familie

Bereits 1715 leb­te eine jüdi­sche Fami­lie Grü­ne­berg in Hach­en. So wur­de zum Bei­spiel das aner­kann­te Gemein­de­mit­glied Moses Grü­ne­berg 1908 in den Gemein­de­rat von Hach­en gewählt. Chro­nis­ten und Zeit­zeu­gen berich­ten, dass bereits 1936 der alte Plass (Platz neben der Pfarr­kir­che) in Adolf-Hit­ler-Platz umbe­nannt wur­de. Der Stür­mer, eine anti­se­mi­ti­sche Wochen­zei­tung, wur­de auch in Hach­en im soge­nann­ten Stür­mer-Kas­ten an der Dorf­stra­ße aus­ge­stellt. Dar­über hin­aus erfüll­te der Stür­mer-Kas­ten eine öffent­li­che Prang­er­funk­ti­on. Per­so­nen und Fami­li­en, die mit Juden befreun­det waren bzw. die in der jüdi­schen Metz­ge­rei ein­kauf­ten, wur­den im Schau­kas­ten mit Namen genannt und bedroht.

Flucht oder Tod im KZ

Zwei der Stol­per­stei­ne für Mit­glie­der der Hach­e­ner Fami­lie Grüneberg.

Doch spä­tes­tens im Novem­ber 1938 war es auch in Hach­en end­gül­tig mit dem fried­li­chen Zusam­men­le­ben vor­bei. Die SA zog auf, sang juden­feind­li­che Lie­der und demo­lier­te Woh­nung und Geschäft der Fami­lie Grü­ne­berg. Seit die­sem Zeit­punkt blieb die Metz­ge­rei der Fami­lie geschlos­sen. Die Aus­wan­de­rung bzw. Flucht nach Ame­ri­ka und Eng­land war für eini­ge Fami­li­en­mit­glie­der die Ret­tung. Alle in Deutsch­land ver­blie­be­nen Mit­glie­der der Fami­lie Grü­ne­berg wur­den in die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger der Nazis ver­schleppt und dort ermordet.

„Niemals vergessen!“

„Ich sehe heu­te“, so Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del, „ein­deu­ti­ge Par­al­le­len zu den dama­li­gen Tagen und Ereig­nis­sen mit dem geis­ter­haf­ten Auf­stieg der Rechts­po­pu­lis­ten. Damals wie heu­te sind Aus­gren­zung, Hass und die Ableh­nung der Demo­kra­tie Inhalt und Ziel der Popu­lis­ten, mit denen sie, wie Rat­ten­fän­ger, ver­füh­ren und sehen­den Auges ihre Anhän­ger in den Abgrund lei­te­ten. Nach­barn schlu­gen, quäl­ten, ermor­de­ten Nach­barn, die sie eben noch auf der Stra­ße gegrüßt und mit denen sie fried­lich zusam­men­ge­lebt hat­ten. Dies alles ist, gera­de für Jün­ge­re, lan­ge her und droht in Ver­ges­sen­heit zu gera­ten. Dies darf es aber niemals“.

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