Hüsten. „Sie sehen uns gut gelaunt“, begann Volksbank-Vorstand Dr. Florian Müller die jährliche Bilanzpressekonferenz der Volksbank Sauerland und nannte nicht nur die Geschäftsentwicklung, sondern vor allem auch das Ergebnis „sehr, sehr gut“. Vorstandskollege Michael Reitz sprach von einem Mammutjahr für alle 290 Mitarbeiter, die trotz kompletter Softwareumstellung mit 2000 Schulungstagen „nichts liegengelassen“ und mit 5,33 Prozent „ein überdurchschnittliches Wachstum erzielt“ hätten.
Großprojekt gestemmt
Neben Themen wie Nullzins und Digitalisierung, die die gesamte Branche beschäftigen, hatte die Volksbank mit dem Softwarewechsel im Sommer noch eine ganz eigene Herausforderung. „Wir haben akribisch unsere Hausaufgaben gemacht und dieses Großprojekt gestemmt“, sagte Müller. Rückblickend sei es gut gelaufen und die Mitarbeiter seien trotz teils großer Umstellungen wieder im Regelbetrieb angekommen.
Kundenkredite knacken Schallgrenze
Die Bilanzsumme der Volksbank Sauerland stieg 2018 um 5,33 Prozent oder 77,7 Mio. Euro auf über 1,5 Milliarden Euro. Die bilanziellen Kundenkredite sind sogar um über 6 Prozent gestiegen und haben erstmals die Schallgrenze von einer Milliarde überschritten. „Richtig gut“ findet das Michael Reitz, zeige es doch, wie stark die Volksbank die intensiv investierende mittelständische Wirtschaft der Region unterstütze. Auch der Bereich Baufinanzierung wachse weiter und habe nochmals um 3,3 Prozent zugelegt. Die Volksbank zeige eindrucksvoll, dass sie in der Region für Verlässlichkeit, Stabilität und Sicherheit stehe, sagte Müller.
Kein Negativzins für Privatkunden
Auch die Kundeneinlagen sind weiter gewachsen. Mit einem Plus von 5,5 Prozent liegen sie jetzt bei knapp 1,1 Milliarden Euro. Mit Depots, Versicherungs- und Bausparguthaben sind es sogar über 1,7 Milliarden. Rund eine halbe Milliarde entfallen dabei auf Sichteinlagen, bringen den Kontoinhabern also keine Zinsen. Hier zeige sich das derzeitige Anlegeverhalten der Kunden und Mitglieder, sagen die Vorstände, die auf eine baldige Normalisierung bei den Zinsen hoffen, für dieses Jahr aber nicht wirklich zuversichtlich sind. Privatkunden wollen sie Negativzinsen, die sie „eigentlich nehmen müssten“, weiterhin ersparen. Bei Geschäftskunden mit außergewöhnlich hohen Beträgen sei dies anders. Ihren Kunden raten sie zu strukturierter Anlage, um reale Vermögensverluste durch die Inflation zu vermeiden.
13 Millionen übrig
Unterm Strich ist das Ergebnis der Volksbank 2018 um eine Million auf 13 Millionen Euro gestiegen. Ein Plus von 8,33 Prozent, auf das wir sehr stolz sind, auch wenn es einige Einmaleffekte enthält“, sagte Reitz und fügte hinzu. „Auch wenn es keine Zinsen gibt, wächst das Geld. Das liegt an unserem Wachstum, und das erlaubt uns, weiter zu gestalten.“ Müller fügte hinzu: „Wenn wir die Kosten weiter im Griff behalten, haben wir Freiräume für die Zukunft.“ Freiräume, die die Volksbank auch nutzt, um Vereine, Institutionen und Initiativen in der Region zu fördern. 2018 flossen rund 290.000 Euro an rund 500 Empfänger.
Filialnetz: „Kunden draußen entscheiden“
Die Vorstände betonten auch, dass es keinerlei Schließungsprogramme für die derzeit 23 Filialen mit ihren 290 Mitarbeiter gebe. „Wir lassen den Kunden die Wahl. Die entscheiden draußen, wie sie es haben wollen, und wir werden uns danach richten“, so Reitz, der „an die Beratung von Mensch zu Mensch glaubt“. Er sehe die Zukunft der Volksbank als regionale Netzwerkbank und nicht als reine digitale Plattform. Gleichwohl gebe es jetzt schon rund 80 verschiedene digitale Leistungen und eine weitere digitale Offensive stehe bevor. Aktuell wirbt die Volksbank für eine stärkere Nutzung des elektronischen Postfachs, um Papier für die jährlich etwa 700.000 Kontoausdrucke zu sparen. Für je 100 neue E‑Postfächer soll ein Baum gepflanzt werden. „Da hat man keine Last mehr mit der Zettelwirtschaft und tut noch etwas für die Umwelt“, lädt Müller um Mitmachen ein.
Stabil über 35.000 Mitglieder
Mehr als die Hälfte der rund 65.000 Kunden der Volksbank Sauerland sind auch Mitglieder der Genossenschaft. Die Mitgliederzahl liegt stabil bei über 35.000, auch wenn etwa 200 Mitglieder mehr gestorben sind als neu beigetreten. Die Mitglieder erhalten in diesen Tagen per Post einen dicken DIN A4-Umschlag, denn sie dürfen die Vertreterversammlung neu wählen. Die tritt am 4. Juni in Hüsten zusammen und entscheidet dabei auch über die Höhe der jährlichen Dividende. Angesichts des guten Ergebnisses in 2018 wird der Vorstand vorschlagen, diese in unveränderter Höhe auszuzahlen.