Sundern. „Von denjenigen, die Afghanistan zu einem sicheren Herkunftsland erklärt haben, war in den vergangenen 16 Monaten niemand vorort und hat sich ein Bild von der Lage gemacht“, so Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion bei seinem Besuch in Sundern. Verena Verspohl, Landtagskandidatin der Grünen, hatte Nouripour eingeladen, um mit ihm über die Abschiebepraxis der Bundesregierung – von der auch einige anwesende Geflüchtete aus Sundern betroffen sind – zu sprechen.
„Keine Deals mit Diktatoren“
Er kämpfe im Bundestag darum, dass anstelle zweifelhafter Deals zur Geflüchtetenabwehr, die mit Diktatoren oder Autokraten wie in Eritrea, Somalia oder der Türkei geschlossen werden, endlich die
Fluchtursachen bekämpft werden müssen. Deutschland als weltweit drittgrößtem Waffenexporteur käme hier eine besondere Rolle zu, sagte Nouripour, der immer wieder in Afghanistan, Syrien
oder dem Irak gewesen ist und die Situation dort sehr genau kennt.
Integrationsspezialisten sitzen vor Ort
Im zweiten Teil des Abends, ging es um die Integrationsbedingungen in den Kommunen. Verena Verspohl stellte die ehrenamtlichen Helferkreise sowie die Geflüchteten-Selbsthilfe-Organisation Neue Nachbarn Arnsberg vor. Verspohl: „Wir erkennen, dass der Integrationsprozess hier vorort organisiert und gesteuert werden muss, denn es kann keine zentralen Lösungen aus Nürnberg für individuelle Situationen geben. Hier sitzen die Spezialistinnen.“ Das konnten einige ehrenamtliche Helferinnen aus Sundern und Arnsberg bestätigen. Sie klagten vor allem über die langsame, teils umständliche Bürokratie und starren Regeln, die die Integration eher hemmten, als sie zu fördern.
Erfolgsmodelle übernehmen
Nouripour berichtete vom Frankfurter Projekt „Mama lernt deutsch“, das Sprachkurs und Kinderbetreuung kombiniere. „Da sind die Kinder dann gut versorgt und die Mutter kann deutsch lernen. Kommunen sollten voneinander lernen und Erfolgsmodelle übernehmen.“ Nach einer offenen Diskussionsphase hatten einige anwesende Geflüchtete noch die Möglichkeit, dem Frankfurter Außenpolitiker Fragen zu stellen, die Nouripour auf Dari und Paschtu beantwortete. Verena Verspohl schloss den Abend mit dem Versprechen, sich auch weiterhin für bessere Integrationsbedingungen im Sauerland einzusetzen.