Sundern. „Die Fraktion der Bündnis90/Die Grünen im Rat der Stadt Sundern beantragt, den in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 26.10.2020 gefassten Beschluss zum Neubau einer Kindertageseinrichtung auf der Freifläche nördlich neben der Hauptschule erneut in die Beratung des Jugendhilfeausschusses zu geben.“ Das schreibt die Fraktion in einem Antrag an den Bürgermeister der Stadt Sundern, Klaus-Rainer Willecke. Den Blickpunkt hier im Wortlaut veröffentlicht:
„Begründung:
Auf Grund der Ablehnung dieses Standortes seitens der Anlieger als auch weiterer Teile der Bevölkerung, sowie der Vorbehalte gegenüber diesem Standort im politischen Raum, wird offensichtlich, dass in dieser Angelegenheit weiterer Beratungsbedarf besteht.
Weiterer Beratungsbedarf
Im Jugendhilfeausschuss war bekannt, dass die Plätze in den vorhandenen Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet selbst mit dem Bau der Caritas-Kindertagesstätte in der Settmecke nicht ausreichen würden. Die Verwaltung hatte entsprechende Zahlen im Ausschuss bekannt gegeben und dargelegt, dass die erforderlichen Erhebungs- und Planungsschritte eingeleitet würden. Jedoch konnten auf Grund der Corona-Pandemie im Frühjahr und im Frühsommer 2020 keine Sitzungen des Jugendhilfeausschusses stattfinden, in dessen Rahmen über die Ergebnisse der Zuarbeit der Verwaltung beraten werden konnte. Somit ist die Beratung über die Standortfrage der neuen Kindertageseinrichtung im Jugendhilfeausschuss am 26.10.2020 kurz nach den Kommunalwahlen im September 2020 in einen Zeitraum gefallen, in dem die alten Fraktionen nicht mehr wirklich bestanden und die neuen Fraktionen sich noch nicht in einem geregelten Arbeitsmodus befanden.
Anspruch der Eltern gerecht werden
Alle Parteien sind sich einig darin, dem gesetzlich festgeschriebenen Anspruch der Eltern gerecht werden zu wollen, ausreichend Plätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte es aber nicht nur darum gehen, irgendwo in der Stadt Kindertageseinrichtungen zu erstellen, nur damit die erforderliche Anzahl an Plätzen nachgewiesen werden kann.
Bei dem Neubau einer Kindertageseinrichtung geht es um mehr. Es geht darum, erlebenswerte Orte für unsere Kinder zu schaffen. Wohlfühlorte, an denen sie einen Großteil ihres Alltags verbringen. Dazu gehört nicht zuletzt ein Standort mit einem angemessenen Umfeld. Wenn das Erreichen der Kindertageseinrichtung (KiTa) jeden Morgen Stress für die Eltern und damit auch für die Kinder bedeutet, trägt dies nicht dazu bei, sich mit Freude auf den Weg zur KiTa zu machen.
KiTa nicht nur Bildungs- und Erlebensort
Eine KiTa ist aber noch mehr als nur ein Bildungs- und Erlebensort für Kinder, sondern ein relevanter Faktor im Kontext einer attraktivitätssteigernden Stadtentwicklung. Was für eine Kita ein guter Standort ist, kann für ein Wohnquartier zum Zentrum werden oder für ein Stadtzentrum zum Quotenbringer.
Aus städtebaulicher Sicht ist eine KiTa eine öffentliche Einrichtung zur Quartiers- und Stadtgestaltung und wird mit Bezug zu den Wohn‑, Arbeits- und Einkaufsumfeldern der Menschen gedacht. Dass der aktuell anvisierte Standort für die neue KiTa dies nicht bieten kann, liegt gewiss nicht an denjenigen, die den Standort zur Diskussion gestellt haben. Sowohl die Verwaltung als auch der Investor, der das Gebäude errichten soll, haben diverse Standort begutachtet und hinterfragt. Trotz all dieser Bemühungen blieb der ausgewählte Standort neben der Hauptschule, augenscheinlich der einzige, an dem zeitnah eine neue KiTa errichtet werden kann.
KiTa als Zukunftsort betrachten
Der Neubau einer KiTa sollte stärker als Chance, als ein Zukunftsort betrachtet werden, denn als Problemfall für die Jugendhilfeplanung. Sicher stellt der Neubau der KiTa eine Herausforderung in dem dicht bebauten Röhrtal dar, daher sollte es keine Denkverbote in Bezug auf eine attraktive Standortfindung geben. Es gilt alle möglichen Standorte, einschließlich des Standortes im Röhrbogen in die Standortfindung einzubeziehen. Darüber hinaus sollte über neue Formate nachgedacht werden.
Muss es zwingend eine Kindertageseinrichtung für sechs Gruppen im Außenbezirk sein? Oder wären nicht auch zwei Standortlösungen möglich, von denen ein kleinerer Standort direkt im Zentrum verortet würde? So genannte „Kinderläden“ in Stadtzentren sind attraktive Alternativen zu großen Kindertageseinrichtungen. Eine lebendige Innenstadt besteht nicht nur aus Geschäften, sondern aus einer Vielfalt an Einrichtungen und Angeboten, die Menschen in die Zentren ziehen.
Zeit für gute Lösungen
Ein neuer Ansatz zur Schaffung der künftig erforderlichen Kindertagesplätze braucht neben Kreativität Zeit, um gute Lösungen entwickeln zu können. Daher sollte durch Transparenz und Bürger*innenbeteiligung erreicht werden, dass insbesondere die betroffenen Eltern Vertrauen in Verwaltung und Politik haben, dass diese sich um die Belange der Familien kümmern.“
Soweit der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Gründen zur Diskussion und Abstimmung im Jugendhilfeausschuss am 14. Dezember und den Rat am 16. Dezember.
(Quelle: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Sundern)