Stockum. Schon jetzt steht fest: 2019 wird für die Stockumer Mühlenbäckerei Vielhaber ein ereignisreiches Jahr. Es ist genau 200 Jahre her, als die Mühle von Familie Vielhaber erworben wurde. „Damit gehören wir zu den zehn ältesten Unternehmen im Sauerland.“, sagt Inhaber Eberhard Vielhaber nicht ohne stolz. Für ihn persönlich wird es aber auch ein besonderes Jahr, weil er nach gut 33 Jahren als Geschäftsführer langsam damit beginnt, das Unternehmen in die Hände seiner Tochter Elisabeth zu übertragen.
Organisation des Jubiläumsjahrs wird Elisabeth Vielhabers erste große Aufgabe
Die 27-jährige wusste schon früh, dass sie den elterlichen Betrieb eines Tages weiterführen wolle. „Mit 14 Jahren wollte ich mein Zimmer neu gestrichen bekommen, denn es war pink und das wollte ich schnellstmöglich ändern.“, erinnert sich die angehende Unternehmenschefin augenzwinkernd an ein Schlüsselerlebnis. Wegen der Gleichbehandlung unter den drei Geschwistern hätte Elisabeth Vielhaber darauf aber bis zu ihrem 16. Geburtstag warten müssen. „Das wären doch sehr lange zwei Jahre geworden, also habe ich die Möglichkeit genutzt schon früh in der Backstube eigenes Geld zu verdienen und von da an war mir klar, dass ich den Betrieb eines Tages übernehmen möchte.“
Eberhard Vielhaber wird dem Betrieb aber noch erhalten bleiben. „Es gibt da keinen Tag X, an dem Elisabeth alles macht und ich gar nichts mehr, sondern das wird ein fließender Übergang Stück für Stück und damit werden wir konkret Anfang 2020 beginnen.“, so der Bäckermeister. Denn vorher wird Elisabeth noch ihren zweiten Meister machen. Die angehende Chefin hat BWL in Iserlohn und Karlsruhe auf Master studiert, danach eine Bäcker-Ausbildung absolviert und ist inzwischen auch Bäckermeisterin. Doch damit nicht genug: Ab September wird sie außerdem einen Meister als Müllerin machen. „Mir ist es wichtig, mit unseren Mitarbeitern auf Augenhöhe sprechen zu können. Viele stehen seit vielen Jahren in der Backstube. Die Erfahrung kann ich nicht einholen, aber das Wissen um das Handwerk, die Abläufe und die täglichen Herausforderungen kann ich durchaus kennen und das finde ich sehr wichtig.“
Und wohin will sie das Unternehmen in Zukunft führen? Auch da hat Elisabeth Vielhaber konkrete Vorstellungen und Pläne. Und da setzt sie zunächst auf Kontinuität. „Es wäre falsch, jetzt alles anders machen zu wollen, denn es läuft ja sehr gut.“, stellt sie erfreut fest. Außerdem sei sie sich mit ihrem Vater einig, dass Vielhabers nicht mehr als 35 Filialen betreiben sollten. Heute sind es fast 30. „Ab einer gewissen Größe geht der Bezug zu den Mitarbeitern verloren. Dann ruft man nicht mehr mal eben zum Geburtstag an. Aber genau das wollen wir beibehalten.“ Dafür sieht Eberhard Vielhaber einen Bereich, der seiner Meinung nach in jüngere Hände gehört: „Die Digitalisierung hat auch unseren Alltag revolutioniert. Und ich gebe zu: Facebook und Instagram sind nicht so meine Welt.“, gesteht der 60-jährige lachend.
Dankbarkeit und Vertrauen
„Danke für so viel Vertrauen“ lautet das Motto des Jubiläumsjahres bei Vielhabers. Für den Seniorchef ein Satz, der nicht nur auf einer Ebene etwas zu bedeuten hat. „Ich bin sehr dankbar, dass ich den Betrieb Mitte der 80er Jahre von meiner Mutter übernommen habe. Ich bin dankbar, dass ich diese Familie habe, denn sonst wäre das alles ja gar nicht möglich.“, sagt er und meint es sichtbar so. Aber auch ohne Vertrauen gehe es nicht: „Unser Kunden müssen uns vertrauen, dass wir ihnen Qualität liefern. Unsere Mitarbeiter müssen uns vertrauen, dass wir in der Geschäftsführung kluge Entscheidungen treffen und wir müssen unseren Mitarbeiter vertrauen, dass sie mit vollem Einsatz dabei sind.“, erklärt Eberhard Vielhaber die Entstehung des Jubiläums-Mottos.
Elisabeth Vielhaber hat sich für das Jubiläum viel vorgenommen. „Es wird das ganze Jahr über Aktionen in den Filialen geben.“, verspricht sie. Unter anderem wird ein Infostand mit einem Glücksrad von Filiale zu Filiale rumgehen. Das große Highlight kommt dann aber am 31. August. „Wir planen einen Tag der offenen Tür mit viel Programm und Aktionen für alle Altersklassen. Und am Abend werden wir dann mit unseren Mitarbeitern, Freunden und geladenen Gästen in der Schützenhalle unser Jubiläum feiern.“
Unterstützung der Neven-Subotic-Stiftung
Das Jubiläumsjahr nutzen Vielhabers aber auch um sich für den guten Zweck zu engagieren. Fußballprofi Neven Subotic (früher BVB, heute Saint-Etienne) hat im Jahr 2012 eine Stiftung gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Menschen im Norden von Äthiopien mit sauberem Wasser zu versorgen. „Unser Ziel ist es, zwei neue Brunnen zu realisieren.“, so Elisabeth Vielhaber. Ein ambitioniertes Ziel, denn dafür werden rund 20.000 Euro benötigt. Die sollen im Laufe des Jahres und beim Jubiläum im August gesammelt werden. „Wir werden den gesammelten Betrag dann aber auch noch aufstocken.“, verspricht die künftige Chefin, die Neven Subotic im Zuge einer Veranstaltung kennen gelernt hat. „Seine Stiftung hat sich dort vorgestellt und ich kam danach mit Neven ins Gespräch über die Stiftungsarbeit und so ist schon vor einiger Zeit die Idee entstanden, die Neven-Subotic-Stiftung zu unterstützen.“
Seit Gründung der Stiftung wurden in der Tigray-Region in Äthiopien 237 Brunnen gebaut, über 100 Sanitäranlagen zum Beispiel an Schulen eingerichtet und insgesamt 80.000 Menschen haben dadurch Zugang zu sauberem Wasser, berichtet die Geschäftsführerin der Stiftung Shari Malzahn. „Trotzdem ist es immer noch so, dass viele Menschen bis zu 6 Kilometer zu Fuß gehen müssen um dann zu einer Wasserstelle zu gelangen, von der alles andere als klar ist, dass sie sauber ist.“, berichtet Malzahn, die selber regelmäßig vor Ort ist. „Deswegen freuen wir uns, dass Vielhabers sich dazu entschieden haben, uns dabei zu unterstützen und gemeinsam mit uns etwas zu bewegen in einer immer verrückter werdenden Welt.“ Und Elisabeth Vielhaber ergänzt: „Für uns passt die Unterstützung zum Motto unseres Jubiläums, denn hier geht es auch darum, dankbar zu sein, dass es uns gut geht und andere daran ein wenig teilhaben zu lassen“.