Sundern. Schützenfest, Fußballspiel, Vernissage oder Rockkonzert – Ralph Brodel ist derzeit in Sundern überall, wo etwas los ist. Der 52-jährige Unternehmer, der für das Fünf-Parteien-Bündnis „Zukunft Sundern“ als Bürgermeisterkandidat antritt, besucht Vereine und Veranstaltungen, geht durch alle Ortsteile, lädt zu Bürgerversammlungen ein und macht auch noch Haustürwahlkampf.
„Direkt mit den Menschen reden“
Ralph Brodel bestätigt gerne, dass der Wahlkampf so heiß sei wie oft auch das Wetter in diesem Sommer: „Natürlich ist es ein völlig außergewöhnlicher Wahlkampf. Nicht nur, dass ich schon fünf Parteien von meiner Person überzeugen konnte, sondern auch, weil ich merke, dass viele Bürgerinnen und Bürger eine tiefe Enttäuschung über die Situation in Sundern mit sich tragen. Deshalb sind die persönlichen Gespräche mir immer wichtig. Ich will mit den Menschen direkt reden, dann weiß ich auch, was sie wirklich bewegt. Nur so funktioniert Kommunalpolitik. Da brauche ich keine bunten Werbeblättchen.“
„Er geht auf alle zu“
Brodel mache deutliche Ansagen und Berührungsängste kenne er nicht, berichtet Serhat Sarikaya, Sunderns SPD-Vorsitzender und Mitglied in der Wahlkampftruppe von Ralph Brodel. „Für uns ist das teilweise atemberaubend, man kann gar nicht so schnell schauen, wie er ins Gespräch kommt und im nächsten Moment schon mit den Jungschützen um die Wette schießt, mit der Schützenkönigin ins Gespräch versinkt oder mit Jugendlichen eine Autoscooterfahrt macht. Da muss man schon Schritt halten, aber es ist einfach klasse! Und das Besondere an ihm: er kennt keine Unterschiede, keine Parteigrenzen, der geht auf alle zu.“ So eilt der Zwei-Meter-Mann und Familienvater von Termin zu Termin. FDP-Fraktionschef Rüdiger Laufmöller kommentiert das leicht schmunzelnd: „Wir im Wahlkampfteam wechseln uns ab. Nur den Brodel haben wir halt nur einmal.“
Lebhafte Gespräche in Allendorf
Mit einer lebhaften Gesprächsrunde in Allendorf begann Ralph Brodel, seine Bürgerinformationstour durch die einzelnen Sunderner Ortsteile. Bei den zahlreichen Fragen der Versammlungsteilnehmer zu Windkraftnutzung, Motorradlärm, Innenstadtentwicklung mit der möglichen Umnutzung des Franz-Josef-Tigges-Platzes, Ansiedlung eines Supermarktes in Stockum, Wirtschaftsförderung oder auch zum heißen Thema Ferienpark Amecke, Ralph Brodel zeigte sich stets gut im Bilde und benannte die aus seiner Sicht vorhandenen Probleme und Lösungsansätze. Er werde, wenn er Bürgermeister sei, versuchen, zusammen mit Bürgern, Rat und Verwaltung alle Projekte vorrangig unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu behandeln. Was, so Brodel, nütze es Sundern, wenn Investoren hier Projekte verwirklichen möchten, bei denen es nicht sicher sei, dass diese Projekte auch in zehn Jahren noch tragen und dann möglicherweise das dicke Ende an der Stadt hängen bleibe? Um so etwas zu vermeiden, sei bei allen Planungen von vornherein völlige Offenheit und Transparenz notwendig. Dafür stehe er. Ein Mauscheln hinter verschlossenen Türen komme für ihn nicht in Frage. Er habe im Falle der Wahl den Vorteil der völligen Unabhängigkeit, denn er sei Kandidat von fünf Parteien, nicht nur von einer. Deshalb könne ihn keine einzelne Partei unter Druck setzen. Diese Unabhängigkeit wolle er nutzen, um übergreifend mit allen im Rat vertretenen Parteien Konsens herzustellen.
Freie Schule am See – Lob für Idee und Wille
Bei einem spontanen Besuch in der Freien Schule am See in Langscheid, an der da noch kräftig gewerkelt wurde, traf Brodel die Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Jaqueline Bila, und einige Handwerker. Die ließen sich von dem Überraschungsgast gerne in ihrer Arbeit unterbrechen und stellten die neue Schule vor. Dr. Bila erklärte das pädagogische Grundkonzept. Dabei erfuhr Ralph Brodel auch, dass das Land den größten Teil der Finanzierung übernommen hat, da mit der Freien Schule Langscheid ein spezifisches Konzept umgesetzt wird, das in der näheren und weiteren Umgebung noch nicht existiert. „Was mich besonders beeindruckt ist nicht nur die Idee, sondern auch der Wille, mit dem dieses Projekt nach vorne getrieben wurde“, lobte der Kandidat beim Abschied die Langscheider. Das Projekt zeige, wie trotz immer weniger Schülerinnen und Schüler Schulen gehalten werden können, auch wenn die Zahlen die Stadt zu Schließungen zwingt. Es sei auch ein Beispiel dafür, was mit einer offenen Kommunikation gemeinsam auf den Weg gebracht werden könne. „Genau dies ist ein Paradebeispiel für die Politik, die ich umsetzen werde: Offen, transparent und Hand in Hand mit den Bürgerinnen und Bürger,“ so Brodel.
Besuch bei der Tafel
Auch der Tafel in Sundern stattete Brodel einen Besuch ab, „um sich ein Bild über die Armut in Sundern machen“. Dazu hatte ihn die Leiterin der Sunderner Ausgabestelle der Arnsberger Tafel e.V., Brigitte Ricke, eingeladen. Der Kontakt entstand spontan am „Tag der Vereine“ in der Fußgängerzone Sunderns. Für Ralph Brodel sind die Tafeln einer der wichtigsten sozialen Bewegungen der letzten Jahre. „Für mich steht die Wichtigkeit ausser Frage, gleichzeitig ist es traurig, dass so viele Menschen auf die reine Barmherzigkeit angewiesen sind, und dies vielfach nach einem langen und harten Berufsleben.“
Tradition beim Laurentiusfest in Enkhausen
Kaum zurück aus dem zweitägigen Urlaub war Ralph Brodel wieder aktiv und ließ es sich nicht nehmen, mit den Enghausener Bürgerinnen und Bürger das traditionelle Laurentiusfest zu feiern. „In der Heimat des zweiten Bundespräsidenten unseres Landes wurde bei der Bergpredigt daran erinnert, was wichtig ist: Wunder geschehen vor allem in uns, wenn wir sie zulassen und annehmen“, resümiert Ralph Brodel die eindrucksvolle Predigt. In vielen Gesprächen sei allerdings das Bedauern zur Sprache gekommen, dass dieses Fest des Jahres in den letzten Jahren und Jahrzehnten leider an Bedeutung verloren habe. Begeistert habe ihn daher umso mehr, dass die Schützenbruderschaft sich verpflichtet fühle, diese alte Tradition neu zu beleben.
Locker beim Sportfest in Hövel
„Ein Sportfest, das seinesgleichen sucht“ erlebte Brodel dann beim FC Hövel, der sich dieses Jahr das Motto „Sport und Integration – wir sind dabei“ auf die Fahne geschrieben hatte. Vor Monaten gab es hierfür bereits konkrete Pläne. „Hendrik Düninghaus und Steffen Niehoff vom FC Hövel hatten eine grandiose Idee: Sie wollten ein Sportfest mit und für die in Sundern lebenden Flüchtlinge organisieren.“, freut sich Ralph Brodel über das Engagement der zwei Jugendlichen und über die Bereitschaft des Vereinsvorstands um Hubertus Danne. In ausführlichen Gesprächen mit den Verantwortlichen der beiden Mannschaften – FC Mezopotamya und FC Hövel – konnte Ralph Brodel einen regen Austausch vornehmen. „Mit den Spielern konnte ich als Handballer in lockerer Atmosphäre das Gespräch führen. Interessant, was da so ans Tageslicht kommt.“
Gute Gespräche beim Schützenfest in Hagen
Die Sonntags-Rundreise durch Sundern schloss der Kandidat beim Schützenfest in Hagen ab. „Ich war sehr angenehm überrascht von der Jugend. Unpolitisch ist hier niemand. Sie möchten nur eine andere Politik.“, freut Ralph Brodel über das Interesse und das Engagement der Jugendlichen. „Bei bestem Wetter und guter Stimmung wurden viele interessante Gespräche geführt, neue Menschen kennengelernt und natürlich haben wir auch über die Probleme der Stadt gesprochen, die gelöst gehören“, so das Fazit Brodels.
Gesundes Miteinander beim islamischen Kulturverein
Der Islamischen Kulturverein in der Sunderner Silmecke, der sich in diesem Jahr nach mühevoller Eigenarbeit bei der Renovierung des Vereinsheims gegründet hat, lud den Bürgermeister-Kandidaten des Bündnisses „Zukunft Sundern“ zu einem Informationsaustausch ein. „Es ist beeindruckend, welches Engagement die Mitglieder leisten. Vor dem Hintergrund der internationalen Diskussionen um den IS ist es wichtig, dass auch vor Ort in Sundern der Austausch untereinander und miteinander gepflegt wird!“, so das Resümee von Ralph Brodel. „Zahlreiche Nationalitäten beweisen hier tagtäglich, dass ein gesundes Miteinander zu einem großen Erfolg führen kann.“ Es sei wichtig, dass das Miteinander der unterschiedlichen Religionen zur Stärkung des Miteinanders in der Gesellschaft beiträgt. „Wir haben uns sehr gefreut, dass Ralph Brodel unserer Einladung gefolgt ist“, meint Musa Alp. „Er hat ein offenes Ohr für unsere Anliegen und hat sehr interessiert unseren Ausführungen zugehört.“ Der Besuch hat auch beim Kandidaten Eindruck hinterlassen: „Juden, Christen und Muslime sollten sich immer daran erinnern, dass die drei großen Religionen aus denselben Wurzeln kommen und viele gemeinsame Werte verkörpern. Werte, mit denen starke und funktionierende Gemeinschaften aufgebaut wurden und werden“, ist sich Ralph Brodel sicher.
In Sauerlandklinik eine Idee mitgebracht
Aufmerksamer hörte Ralph Brodel zunächst zu, als bei seinem Besuch André Kampmann selbstbewusst die Stärken der Sauerlandklinik in Hachen präsentiert: messbare therapeutische Erfolge, eine 97-prozentige Patientenzufriedenheit und einer der großen Arbeitgeber im Stadtgebiet Sundern. Doch der Kandidat hatte auch gleich eine Idee zu einem weiteren Schwerpunkt für die Hachener Spezialklinik für Multiple Sklerose: mitgebracht – ein Forschungsprojekt, in dem geklärt wird, ob dem Haus eine spezielle Ausbildungsstätte für MS-Therapeuten angegliedert werden kann. Kampmann war interessiert: „Bei mir rennen Sie damit offene Türen ein“, sah der Verwaltungsdirektor gute Chancen für so ein Projekt.
Das Akutkrankenhaus mit seinen 125 Betten ist das gesamte Jahr über praktisch ausgebucht, berichtete André Kampmann seinen Gästen. 145 Festangestellte arbeiten im Haus, darunter acht Ärzte, 67 Pflegekräfte und 27 Therapeuten. Rund 2700 Patienten kommen pro Jahr. Sie bleiben zwischen sieben und 21 Tagen in der Klinik. Verstärkt wurde in den vergangenen Jahren der ambulante Bereich. Je früher eine gezielte Therapie einsetze, desto besser seien die Erfolge. Die Krankheit könne bis heute nicht geheilt, ihr Verlauf aber verlangsamt werden. „Unser Ziel ist es, die drohende Behinderung zu verzögern, “ sagte Kampmann. Dazu brauche es qualifiziertes Personal und hoch motivierte Patienten. Beide Seiten träfen in der Sauerlandklinik zusammen. Bei dem Thema hakte Ralph Brodel ein. „Wenn durch gezielte Maßnahmen so deutliche Verbesserungen zu erreichen sind, ist es doch in ihrem Interesse, dass Physio- und Ergotherapeuten speziell für die MS-Patientinnen und Patienten ausgebildet werden“, erkundigte er sich. Eine Spezialausbildung gebe es noch nicht, bestätigte Kampmann. „Das lernen sie bei uns.“
Ausbildungszentrum als Zukunftsvision
So entwickelte der Kandidat seinen Plan: Über eine Stiftung, mit der er schon zusammen gearbeitet hat und die sich im medizinischen Bereich engagiert, könnte Geld für ein Forschungsprojekt generiert werden. „Im Erfolgsfall kann hier an der Klinik ein Ausbildungszentrum für MS-Therapeuten entstehen, das den Bedarf für ganz Deutschland deckt.“ Für Ralph Brodel eine durchaus realistische Zukunftsvision.