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Freies WLAN: Wie schafft Arnsberg, was 394 Kommunen noch nicht haben?

Die grünen Landtagsabgeordneten Matthi Bolte l.) und Dagmar Hanses r.) informierten sich bei Daniel wagner vom Freifunkverein sowie Hans-Georg Etzler und Heinz Hahn vom Verkehrsverein über das freie WLAN auf Steinweg und Altem markt. Mit dabei auch Hans Wulf und Thomas Wälter von der Grünen-Ratsfraktion. Foto: oe)
Die grü­nen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Mat­thi Bol­te (l.) und Dag­mar Han­ses (r.) infor­mier­ten sich bei Dani­el Wag­ner (3.v.l.) vom Frei­funk­ver­ein sowie Hans-Jörg Etz­ler (Mit­te) und Heinz Hahn (2.v.r.) vom Ver­kehrs­ver­ein über das freie WLAN auf Stein­weg und Altem Markt. Mit dabei auch Hans Wulf (2.v.l.) und Tho­mas Wäl­ter von der Grü­nen-Rats­frak­ti­on. Foto: (oe)

Arns­berg. Das Pro­jekt „Frei­es WLAN“, vor gut zwei Mona­ten vom Ver­ein Frei­funk und vom Ver­kehrs­ver­ein Arns­berg für Stein­weg, Neu­markt und Alten Markt offi­zi­ell gestar­tet, zieht Krei­se. Zum einen in Arns­berg, wo der Schritt von einer Insel zu einem Netz rasant und kon­se­quent vor­an­geht, zum ande­ren aber auch lan­des­weit, wo das The­ma inzwi­schen auch im Land­tag ange­kom­men ist und sich nicht nur vie­le Bli­cke auf Arns­berg rich­ten, son­dern auch fast schon eine Flut von kon­kre­ten Anfra­gen kommt.

Grüne Landtagsabgeordnete zu Info-Besuch am Steinweg

So waren jetzt zwei Grü­ne Land­tags­ab­ge­ord­ne­te vor Ort, um sich bei Hans-Jörg Etz­ler vom Ver­kehrs­ver­ein und Dani­el Wag­ner vom Frei­funk-Ver­ein Infor­ma­tio­nen aus ers­ter Hand zu holen. Mat­thi Bol­te aus Bie­le­feld, Spre­cher für Netz­po­li­tik und Daten­schutz der Grü­nen NRW, woll­te sehen, „wie die Stadt Arns­berg etwas geschafft hat, was die 395 ande­ren Kom­mu­nen im Land noch nicht geschafft haben“. Und Dag­mar Han­ses aus Rüt­hen hat Arns­berg offen­bar gut im Blick, denn sie habe, wie sie erzähl­te, bei zukunfts­wei­sen­den Pro­jek­ten schon öfter auf Arns­berg gezeigt.

Alternative zu Hotspot für 30.000 Euro

Eine Steckdose, ein handelsüblicher Router für 15 Euro, 3 Euro Stromkosten im Jahr , mehr braucht es nicht, um zusammen mit der Software des Freifunkvereins das Freie WLAN-Netz zu stärken und auszubauen. (Foto: oe)und
Eine Steck­do­se, ein han­dels­üb­li­cher Rou­ter für 15 Euro, 3 Euro Strom­kos­ten im Jahr , mehr braucht es nicht, um zusam­men mit der Soft­ware des Frei­funk­ver­eins das Freie WLAN-Netz zu stär­ken und aus­zu­bau­en. (Foto: oe)und

Die Gäs­te erfuh­ren, dass ein sol­ches Pro­jekt vor Ort wach­sen und sich auf ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment stüt­zen muss, auf Leu­te, die ein­fach anfan­gen und sich dabei manch­mal wie ein Robin Hood füh­len, wie es Hans-Jörg Etz­ler aus­drück­te. Aber auch, dass die Unter­stüt­zung durch die Stadt nicht feh­len darf. In Arns­berg stan­den die Werk­statt­ge­sprä­che zur Attrak­ti­vi­täts­stei­ge­rung auf der His­to­ri­schen Mei­le am Anfang. Hier war frei­es Inter­net auf dem Neu­markt ein Punkt unter vie­len, den sich die Teil­neh­mer wünsch­ten, um den Stadt­teil vor­an zu brin­gen. Eine klas­si­sche Umset­zung über einen Hot­spot eines kom­mer­zi­el­len Pro­vi­ders hät­te an die 30.000 Euro an Inves­ti­tio­nen und regel­mä­ßi­ge Gebüh­ren gekos­tet. Bei Arns­bergs der­zei­ti­ger Finanz­la­ge eine illu­so­ri­sche Vor­stel­lung. Hier brach­te Dani­el Wag­ner, inzwi­schen auch Rats­mit­glied der Pira­ten­par­tei, den Frei­funk­ver­ein Rhein­land ins Spiel. Der hat sich ein frei­es und sozia­les, unzen­sier­ba­res und unab­schalt­ba­res Inter­net auf die nicht mone­tär inter­es­sier­ten Fah­nen geschrieben.
 

Schon rund 100 Router stärken das Netz

Trotz allen ehren­amt­li­chen Enga­ge­ments wäre das Pro­jekt aber nicht gelun­gen, wenn nicht auch der Bür­ger­meis­ter gesagt hät­te, er wol­le das, und als ers­ter im Land den Inter­net­an­schluss der Stadt für ein sol­ches Pro­jekt zur Ver­fü­gung gestellt hät­te, sag­te Wag­ner. Und Etz­ler berich­te­te den Gäs­ten von sei­nen immer erfolg­rei­che­ren Bemü­hun­gen, Mit­strei­ter zu fin­den. Inzwi­schen sind es schon rund 100 Geschäfts- und Pri­vat­leu­te, die mit­ma­chen und das Netz stär­ken. Das geht durch das Auf­stel­len eines ein­fa­chen han­dels­üb­li­chen Rou­ters für 15 Euro und rund 3 Euro Strom­kos­ten pro Jahr. Das geht auch durch Zur­ver­fü­gung­stel­lung über­schüs­si­ger Inter­net­ka­pa­zi­tät, wobei, so Etz­ler, nie­mand fürch­ten müs­se, selbst Ein­schrän­kun­gen hin­neh­men zu müs­sen. Die intel­li­gen­te Soft­ware siche­re jedem, was er gera­de brauch­te, ob 10, 90 oder 100 Pro­zent, das kön­ne er aus eige­ner Erfah­rung bestätigen.

Auf die Türme und von da in die Neustadt

Etz­ler und Wag­ner berich­te­ten auch, dass das Pro­jekt der­zeit auf die Tür­me geht, um von dort in wei­te­re Ent­fer­nun­gen abzu­strah­len. Auf dem Glo­cken­turm arbei­tet bereits eine tem­po­rä­re Instal­la­ti­on, die die Sau­er­län­der Span­plat­te in Ober­ei­mer an das Netz anschließt. Eine dau­er­haf­te Ein­rich­tung soll hier in Kür­ze eben­so instal­liert wer­den wie auf dem Turm der Props­tei­kir­che. Die evan­ge­li­sche Auf­er­ste­hungs­kir­che ist wegen zu hoher Brand­schutz­auf­la­gen dage­gen nicht mehr im Pro­gramm. Von den Tür­men soll es vor­an gehen mit der Aus­wei­tung des Net­zes auf die ande­re Sei­te der Ruhr, aber auch ins Eich­holz. Hans-Jörg Etz­ler zeigt ger­ne den Plan mit fünf Aus­bau­schrit­ten. Schritt 1 ist ver­wirk­licht, Schritt 2 und 3 sind Brü­cken­platz und Rum­be­cker Stra­ße sowie der Guten­berg­platz, die in Kür­ze fol­gen sol­len, Schrit­te 4 und 5 das Brü­cken­cen­ter und die Ruhr­stra­ße, die eben­falls ange­gan­gen wer­den sol­len, sobald dort die Bau­ar­bei­ten abge­schlos­sen wor­den sind. Auch die Schu­len, die Bezirks­re­gie­rung und das Bür­ger­zen­trum im Bahn­hof sind Objek­te, die ins Frei­funk-Netz geholt wer­den könnten.

Weiterbildung bequem im Sessel eines Cafés

Die Schü­ler sind natür­lich eine Haupt­ziel­grup­pe für das freie WLAN, aber auch die Tou­ris­ten. Vor allem die aus­län­di­schen, die dann nicht mehr die teu­ren Roa­ming-Gebüh­ren für ihr Smart­phone oder Tablet zah­len müs­sen, und sich ohne­hin wun­dern, dass es in Deutsch­land noch nicht gibt, was zum Bei­spiel in den Nie­der­lan­den schon selbst­ver­ständ­lich ist. Natür­lich freu­en sich die Gas­tro­no­men, dass sie ihren Gäs­ten nun Inter­net bie­ten kön­nen, ohne sie mit zusätz­li­chen Kos­ten belas­ten zu müs­sen. Der Tou­ris­mus soll aber auch dadurch pro­fi­tie­ren, dass Besu­cher künf­tig ein­fach mit ihrem Smart­phone über einen QR-Code Infor­ma­tio­nen zu Arns­ber­ger Sehens­wür­dig­kei­ten abru­fen kön­nen, ohne vor­her umständ­lich vie­le Sei­ten im Inter­net durch­blät­tern zu müs­sen. Aber auch E‑Learning, Wei­ter­bil­dung ganz bequem im Ses­sel eines Cafés, gehört zu den Zie­len, eben­so E‑Government, die genau­so beque­me Erle­di­gung von Behör­den­gän­gen. Auch die Über­tra­gung eines Got­tes­diens­tes aus einer Arns­ber­ger Kir­che in ein Senio­ren­heim wird durch das Frei­funk-Netz mög­lich. Alles gehört zur Stra­te­gie für die Visi­on von einem leben­di­gen Stadt­teil, so Etzler.

Für Flüchtlingsheime Brücke in die Heimat

Eine ganz ande­re Ziel­grup­pe, die Hans Wulf, den Frak­ti­ons­spre­cher der Grü­nen im Arns­ber­ger Rat­haus, sofort inter­es­siert hat, hat Dani­el Wag­ner ange­spro­chen. Der Pirat ist der­zeit auch in Möh­ne­see und Neu­en­ra­de aktiv, wo nach Arns­ber­ger Bei­spiel Frei­funk­net­ze ent­ste­hen. In der Gemein­de Möh­ne­see ist jetzt auch ein Flücht­lings­heim ans Frei­funk-Netz ange­schlos­sen wor­den. Und er habe, so Wag­ner,  noch nie so viel Dank­bar­keit erlebt wie dort bei den Flücht­lin­gen, die nun ganz ein­fach mit ihren Ange­hö­ri­gen in der fer­nen Hei­mat sky­pen können.

Freifunk jetzt auch von der Störerhaftung befreit

Und auch das gro­ße juris­ti­sche Pro­blem der Frei­funk-Net­ze ist inzwi­schen gelöst. Die Stö­rer­haf­tung, also die Haf­tung des Netz­be­trei­bers für das, was sei­ne Nut­zer even­tu­ell im Inter­net anrich­ten, eine so nur in Deutsch­land gel­ten­de Rege­lung, die nach Ansicht der Frei­fun­ker die gro­ßen Inter­net-Pro­vi­der unan­ge­mes­sen bevor­zugt, gilt für den Frei­funk­ver­ein nicht mehr. Als ers­ter nicht-kom­mer­zi­el­ler Anbie­ter ist er als Pro­vi­der aner­kannt und damit von der Stö­rer­haf­tung befreit. Die Hilfs­kon­struk­ti­on der Anfangs­zeit, das Frei­funk­netz über Ser­ver in den Nie­der­lan­den lau­fen zu las­sen, kann des­halb jetzt zurück gebaut werden.
Die bei­den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten zeig­ten sich begeis­tert von den Ein­drü­cken, die sie mit­ge­nom­men haben, und kün­dig­ten an, dass sie ihr Wis­sen ins Land tra­gen wol­len und bald wohl noch mehr Inter­es­sen­ten bei den Machern des Frei­en WLAN in Arns­berg Rat ein­ho­len wer­den. Etz­ler und Wag­ner sag­ten ihre Unter­stüt­zung zu, doch Etz­ler bat auch, die Anru­fe über die Geschäfts­stel­le des Ver­kehrs­ver­eins zu kana­li­sie­ren. Denn zwi­schen­durch müs­se er such noch etwas Geld verdienen.

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