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Frauen fordern Beseitigung der Gewalt gegen Frauen

2016.01.17.Arnsberg.Frauenneujahr3
Tra­di­tio­nel­ler Neu­jahrs­emp­fang der Arns­ber­ger Frau­en im His­to­ri­schen Rat­haus. (Foto: BAS)

Arns­berg. Der tra­di­tio­nel­le Neu­jahrs­emp­fang der Frau­en stand an die­sem Sonn­tag ganz im Zei­chen des „Euro­päi­schen Jah­res gegen Gewalt an Frau­en“. Über 150 Frau­en waren in das His­to­ri­sche Rat­haus in der Arns­ber­ger Alt­stadt gekom­men. Uschi Ple­nge vom Ver­ein Frau­en hel­fen Frau­en stell­te ihren Vor­trag unter die Über­schrift „Gewalt gegen Frau­en – wir müs­sen handeln.“

Bescheidenes Resultat der letzten Jahrzehnte

Referentin Uschi Plenge. (Foto: BAS)
Refe­ren­tin Uschi Ple­nge. (Foto: BAS)

Sie führ­te aus, dass es noch vor 40 Jah­ren undenk­bar gewe­sen wäre, dass Frau­en sich an einem Sonn­tag mor­gen öffent­lich tref­fen und dar­über spre­chen, was gegen Demü­ti­gun­gen und Schlä­ge, gegen sexu­el­le Beläs­ti­gung und Ver­ge­wal­ti­gung und gegen wirt­schaft­li­che und struk­tu­rel­le Gewalt an Frau­en getan wer­den muss. Der Ver­ein Frau­en hel­fen Frau­en in Arns­berg wur­de 1984 gegrün­det, 1987 konn­te das Frau­en­haus und 1995 die Frau­en­be­ra­tungs­stel­le eröff­nen. Seit­dem wur­den Akti­ons­plä­ne ver­ab­schie­det, ein Hil­fe­sys­tem eta­bliert, Unter­su­chun­gen in Auf­trag gege­ben, gele­gent­lich ein Gesetz ver­ab­schie­det – alles im Schne­cken­tem­po und auf Spar­flam­me. Städ­te, Land­krei­se, Lan­des- und Bun­des­re­gie­rung, die Euro­päi­sche Uni­on, der Euro­pa­rat, die Ver­ein­ten Natio­nen beschäf­ti­gen sich mit dem The­ma, hin­ter jeder klei­nen Ver­än­de­rung steckt enorm viel Arbeit, aber das Resul­tat fällt – auf die Dau­er von 30 Jah­ren gese­hen – für Mäd­chen und Frau­en sehr beschei­den aus. Die Frau­en­be­ra­tungs­stel­len­mit­ar­bei­te­rin sag­te: „Und beschei­den, dar­an hat uns Rena­te Schaub hier im Rit­ters­saal oft erin­nert, wol­len wir nicht mehr sein.“ In unse­rem All­tags­be­wusst­sein blen­den aber auch Frau­en meis­tens die Risi­ken aus, weil sie einen stän­di­gen Alarm­zu­stand nicht aus­hal­ten könnten.

Zu Köln: „Öfter Mitgefühl und Empörung gewünscht“

Zu den mas­sen­haf­ten sexu­el­len Beläs­ti­gun­gen an Sil­ves­ter in Köln und anders­wo sag­te sie: „Wir als Ver­ein Frau­en hel­fen Frau­en sind völ­lig unver­däch­tig, Täter scho­nen zu wol­len. Wir tre­ten immer für Auf­klä­rung und Fak­ten­si­che­rung ein und für die rechts­staat­li­che Bestra­fung von Tätern, unab­hän­gig von ihrer Her­kunft, Reli­gi­on, von ihren Beru­fen und ihrer Posi­ti­on in unse­rer Gesell­schaft. Natür­lich auch in die­sem Fall. Uns fiel auf, dass in den Äuße­run­gen man­cher Politiker/innen plötz­lich von patri­ar­cha­len Sys­te­men die Rede ist, in denen Frau­en weni­ger wert sei­en, die aber eher in Her­kunfts­län­dern der Flücht­lin­ge ver­or­tet wer­den. Und von Macho-Län­dern, die eben­falls woan­ders lie­gen. Ich hat­te mich im Vor­feld des Neu­jahrs­emp­fangs näm­lich noch gefragt, ob der Begriff patri­ar­chal, der für uns Femi­nis­tin­nen in der Anti-Gewalt-Arbeit wich­tig ist, heu­te noch ver­stan­den wird. Wir bestrei­ten nicht, dass Frau­en in den letz­ten Jahr­zehn­ten in Deutsch­land Fort­schrit­te in Rich­tung Gleich­stel­lung erzielt haben und es Unter­schie­de zu den Ver­hält­nis­sen in Sau­di Ara­bi­en oder Indi­en gibt. Das haben wir gemein­sam erkämpft und wis­sen es zu schät­zen. Aber unse­re 30-jäh­ri­ge Erfah­rung mit sexu­el­ler und kör­per­li­cher Gewalt zeigt uns, dass die Mehr­heits­ge­sell­schaft nötig ist. Unab­hän­gig von Reli­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen. Die star­ken Gefüh­le, die im Zusam­men­hang mit der Sil­ves­ter­nacht auf­kom­men und durch die Medi­en trans­por­tiert wer­den, die Empö­rung über die Täter, das Mit­ge­fühl für die Opfer, den Ruf nach Bestra­fung, wür­den wir uns im All­tag öfter wün­schen: mehr Mit­ge­fühl für Frau­en und Mäd­chen, wenn sie Opfer wer­den, die rote Kar­te und gesell­schaft­li­che Äch­tung für die Täter und die die Bestra­fung durch den Rechtsstaat.“

Mehr als die Hälfte der Frauen erfahren sexuelle Belästigungen

2016.01.17.Arnsberg.Frauenneujahr2Uschi Ple­nge zitier­te sodann eine euro­pa­wei­te Stu­die aus dem Jahr 2014: Jede drit­te Frau (33 %) hat seit ihrem 15.  Lebens­jahr kör­per­li­che und/oder sexu­el­le Gewalt erfah­ren. In den zwölf Mona­ten vor der Befra­gung der Erhe­bung haben acht Pro­zent der Frau­en kör­per­li­che und/oder sexu­el­le Gewalt erfah­ren. Zwei von fünf Frau­en, 43 Pro­zent erle­ben psy­chi­sche Gewalt ent­we­der durch den der­zei­ti­gen oder einen frü­he­ren Partner/Partnerin. Dazu gehört das Her­ab­set­zen und Demü­ti­gen (25 %), das Andro­hen einer kör­per­li­chen Ver­let­zung (14 %), das Ver­bot, die Woh­nung zu ver­las­sen, das Weg­neh­men der Auto­schlüs­sel und das Ein­schlie­ßen. Zwi­schen 74 und 75 Pro­zent der berufs­tä­ti­gen oder in Füh­rungs­po­si­tio­nen täti­gen Frau­en berich­ten in der Stu­die von sexu­el­len Beläs­ti­gun­gen. Jede fünf­te Frau gibt an, gegen ihren Wil­len seit dem 15. Lebens­jahr unge­wollt berührt, umarmt oder geküsst wor­den zu sein. Die Unter­su­chungs­er­geb­nis­se die­ser Stu­die der Euro­päi­schen Grund­rech­te­agen­tur decken sich gro­ßen­teils mit der Stu­die, die 2004 im Auf­trag der Bun­des­re­gie­rung für Deutsch­land erstellt wur­de. Die­se Stu­die von Moni­ka Schrött­le kommt zu dem Ergeb­nis, dass 58 Pro­zent aller Frau­en sexu­el­le Beläs­ti­gung erfahren.“

Gesetzliche Finanzierung des Hilfesystems gefordert

Uschi Ple­nge vom Ver­ein Frau­en hel­fen Frau­en wies dar­auf hin, dass Frau­en­haus und Frau­en­be­ra­tungs­stel­le unver­zicht­ba­re Hilfs­an­ge­bo­te für Frau­en im Hoch­sauer­land­kreis sei­en. Bei­de Ein­rich­tun­gen sind nie­der­schwel­lig und sehr gut ver­netzt mit Kin­der­gär­ten Schu­len, Poli­zei und Jus­tiz, dem Gesund­heits­we­sen und der Jugendhilfe.
Sie for­der­te zum Schluss: „Die Besei­ti­gung von Gewalt gegen Frau­en ist das ehr­gei­zi­ge Ziel der Istan­bul-Kon­ven­ti­on von 2011. Auch die EU-Opfer­schutz­richt­li­nie von 2012 muss umge­setzt wer­den. Das wird Zeit, Ener­gie und viel poli­ti­schen Druck erfor­dern. Das Hil­fe­sys­tem für gewalt­be­trof­fe­ne Frau­en, muss als Kon­se­quenz bedarfs­ge­recht aus­ge­baut und gesetz­lich finan­ziert wer­den. Frei­wil­li­ge Leis­tung von Land, Städ­ten und Krei­sen wol­len wir nicht län­ger sein.“
Zuletzt lud sie alle Anwe­sen­den ein, mit ihr wie­der am Valen­tins­tag zusam­men mit Frau­en aus der gan­zen Welt ein Zei­chen zu set­zen und an der Akti­on www.onebillionrising.de teil­zu­neh­men und am 14. Febru­ar um 11 Uhr auf dem Alten Markt „Break the Chain“ zu tanzen.
Musi­ka­lisch Akzen­te setz­ten die­ses Jahr die „Eif­lers“, die eben­falls beju­belt wurden.

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