Neheim. Runde Geburtstage – in diesem Falle der 50. – sind Anlass genug, zurück und nach vorne zu schauen; aber auch inne zu halten und den Augenblick zu genießen, zu feiern und andere an dieser Freude teilhaben zu lassen. Dies hat das Franz-Stock-Komitee (FSK) vom 19. bis zum 21. September 2014 getan.
Über 200 FSG-Schüler gestalten eindrucksvolle Werke
Um die Schüler und Schülerinnen des Franz-Stock-Gymnasiums auf künstlerischem Wege einen altersgerechten Zugang zu Franz Stock und der mit ihm verbundenen Ideen finden zu lassen, hatte das FSK mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren einen Wettbewerb ausgeschrieben. Mit sehr großem Engagement und unter Anleitung von Lehrern/innen aus den Fachschaften Kunst, Musik, Religion erarbeiteten über 200 Schüler/innen Einzel- oder Gruppenarbeiten in verschiedenen Gestaltungsformen wie Bilder, Drucke, Plastiken, Collagen oder Videos sowie Tanz, Hörspiel- und Musikinterpretationen. Sogar in selbst verfassten und illustrierten Kinderbüchern, zum Teil zweisprachig, wurde das Leben und Wirken von Franz Stock umgesetzt. Die Ausstellung mit Prämierung wurde am Freitag in der Hauptstelle der Sparkasse Arnsberg-Sundern in Neheim eröffnet. Alle waren überwältigt von den Ergebnissen der geistig-künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Namensgeber ihrer Schule.
Weihbischof König 50-jährige Arbeit für Ideen Franz Stocks
Am Samstag vormittag ehrte die Stadt Arnsberg durch ihren Bürgermeister das FSK wegen seiner Verdienste um die Unterstützung, Förderung und Verbreitung der Idee und des Wirkens von Franz Stock durch einen Empfang. Höhepunkt der Feierlichkeiten war am Abend der Festgottesdienst in der Kirche, in der Franz Stock getauft und seine Primiz gefeiert hat, seiner Heimatkirche, und der anschließende Festakt mit Begegnung im Kaiserhaus in Neheim. In seiner Predigt, die unter dem Thema „Franz Stock als Vorbild und Wegbegleiter“ stand wies Weihbischof König vor dem Hintergrund der Biographie von Franz Stock darauf hin, das gerade auch in unserer Zeit sein Beispiel zeige, dass man Vorurteile überwinden müsse und könne, indem man den anderen kennenlernt und sich mit seiner vermeintlichen Fremdheit auseinandersetzt. Das FSK habe in seiner 50-jährigen Geschichte mit Erfolg versucht, gerade „junge Menschen an die Idee von Franz Stock heranzuführen und sie aufnahmefähig und ‑bereit für sein Vorbild zu machen“. Damit hielte es sein Wirken lebendig und führte es immer neu in die jeweilige Zeit und deren Herausforderungen hinein. Er schloss mit der Bitte, „Gott möge Ihnen Ihren Einsatz lohnen, damit Sie uns Franz Stock als Vorbild und Begleiter lebendig erhalten. Er möge Ihre Arbeit auch weiterhin segnen – und bald damit krönen, dass wir diesen Mann Gottes als Seligen verehren dürfen.“
„Das Programm war und ist Frieden“
Sowohl beim morgendlichen Empfang als auch in seinem Grußwort am Abend hob Bürgermeister Hans-Josef Vogel das übermenschlich Gute, das Wahre, Schöne und Heil(ig)-Machende hervor, das Franz Stock getan habe. Dieses Gute habe aber auch sich mitgeteilt und so tief in die Deutsch-Französische Versöhnung eingeprägt. Bürgermeister Vogel zitierte auch aus dem Schreiben des Apostolischen Nuntius aus Berlin an das FSK: „Das Programm (von Franz Stock) war und ist der Frieden. … Wie viele Menschen warten heute darauf, dass ihnen heute die Botschaft des Friedens gebracht wird. … Christen haben den Auftrag zur Versöhnung. Hierzu wurde das Franz-Stock-Komitee gegründet, das 50 Jahre segensreich wirkte. … Die Gabe des Friedens wird für die Christen zur Aufgabe, den Frieden zu suchen und zu schaffen in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt.“ Bürgermeister Vogel dankte dem FSK dafür, dass es dem Guten, seiner Schönheit und Wahrheit diene. „Der Gute (Franz Stock) und sein Gutes (hat) seine Stadt und unsere Stadt zu einer Franz-Stock-Stadt gemacht.“. Das verpflichte auch die Stadt, in seinem Sinne zu wirken.
Vorschlag: Europäischen Ort nach Franz Stock benennen
Jean Peynichou, Vorsitzender der „Amis de Franz Stock“, betonte in seinem Grußwort, dass die Erinnerung an Franz Stock ein Entstehen und Wachsen von Gefühlen der Dankbarkeit und Begeisterung bewirken möge, die Botschaft von Franz Stock von der „universellen Brüderlichkeit“ weiterhin zu verbreiten, bekannt zu machen und bekannt zu halten. Er schlug deshalb vor, die neugewählten europäischen Behörden zu bitten, „ein Gebäude oder einen Ort in Brüssel oder Strassburg mit dem Namen Abbé Franz Stock zu benennen, (und) dem Stacheldrahtseminar in Le Coudray das Label „Europäische Erinnerungsstätte“ zu verleihen,…“
In seinem Festvortrag führte dann Prof. Dr. Rüdiger Althaus (Paderborn) umfassend vor Augen, was Franz Stock zum „Seelsorger und Erzengel in der Hölle“ gemacht habe. Er forderte dazu auf, durch das Beispiel von Franz Stock zu lernen, Respekt vor dem anderen zu haben, ihn zu achten und wertzuschätzen. So könne auch „im Sinne eines Kulturtransfers dem jeweils anderen gegenüber die eigene Identität, Tradition,“ der eigene geistige und wirtschaftliche Reichtum eröffnet und Teilhabe daran ermöglicht werden. Frieden, so Prof. Althaus könne nur entstehen, wenn wir dem Anderen gerecht werden, ihm mit Verständnis und Hochachtung begegnen. Dazu sei es aber nötig, das Menschenbild zu vermitteln, das Franz Stock geprägt habe, seine christliche Grundüberzeugung. „Es geht also nicht um eine abstrakte Friedenserziehung, sondern um ein letztlich religiös – christlich – begründetes Handeln, das der Schöpfungsordnung entspricht“.
Bevor die Festveranstaltung zum eigentlichen Schwerpunkt kam, der Begegnung, den Gesprächen wurden die Preisträger des Wettbewerbs ausgezeichnet.
In den Tagen vorher veröffentlichte das Franz-Stock-Komitee eine 140 Seiten umfassende Festschrift, in der die vergangenen 50 Jahre in einem buntem mit schwarz-weißen Bildern/Texten durchsetzten Kaleidoskop vor Augen geführt wurden.
Fulminantes Konzert im Neheimer Dom
Beendet wurden die Feierlichkeiten am Sonntagabend mit einem Konzert in der Neheimer St. Johannes Bapt. Kirche mit einem fulminanten, eindrucksvollen Konzert, in dem Marie-José Chasseguet, die bekannte Titularorganistin der Kathedrale von Le Mans, die Fantasie und Fuge in B‑Dur von Alexandre Boely., die Choralbearbeitung „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ von Johann Sebastian Bach, die Litanies von Jehan Alain und den Bolero von Pierre Cochereau für Orgel und Trommel aufführte. Der junge und international durch viele Konzertauftritte bekannte aus England stammende und in Kopenhagen wohnende Cellist Jacob Shaw spielte die Solosuite für Cello „Franz Stock“. Dieses, vom in Chartres lebenden Komponisten Benéteau geschaffene Werk, wurde 2013 anlässlich der Feierlichkeiten zur Erinnerung an die Übertragung des Grabes von Franz Stock von Paris nach Chartres im Jahre 1963 erstmals in der dortigen Kathedrale aufgeführt. Ein beeindruckender Abschluss einer gelungen, alle sehr zufriedenstellenden Geburtstagsfeier.
Thomas Bertram