Sundern. Heftige Diskussionen und Vorwürfe in Richtung von Bürgermeister Ralph Brodel sowie seiner Verwaltung prägten am Donnerstagabend die Ratssitzung in Sundern. Auf Antrag der CDU-Fraktion im Rat der Stadt war der neue Tagesordnungspunkt „Ferienpark Sundern“ aufgenommen und an Stelle drei platziert worden. Damit wollten Rat und Bürgermeister dem enormen Interesse der Bürgerinnen und Bürger am Thema nachkommen. Rund 100 Anwohner aus dem betroffenen Ortsteil nahmen an der Einwohnerfragestunde und den Diskussionen über das Thema Ferienpark teil, stellten Fragen und äußerten vor allem Kritik.
Einwohnerfragestunde mit Fragen und Kritik
Bürgerinnen und Bürger aus Amecke zeigten sich – so wörtlich – entsetzt über die Nachricht, dass das seit vielen Jahren diskutierte Grundstück für einen Ferienpark Amecke an einen Investor verkauft wurde. „Können wir diesen Wahnsinn noch stoppen!“, war eine der direkt an den Bürgermeister von Sundern gestellten Fragen, auf die vehement Antworten erwartet wurden. Die Bürger zeigten sich in der Einwohnerfragestunde aber auch wütend darüber, dass die Stadt Sundern nicht schon rechtzeitig den Bebauungsplan für die Fläche in Amecke so geändert hatte, dass sie für einen potentiellen Investor unattraktiv geworden wäre.
Änderung des Bebauungsplans vorab möglich?
Gegenüber den Vorwürfen, die auch direkt gegen seine Person als Bürgermeister geäußert wurden, zeigte sich Ralph Brodel in der Fragestunde recht resolut. „Diese Riesenanlage will kein Mensch – und ich will es auch nicht“, sagte Brodel in der Sitzung. Es gebe noch die Zeit, alle Entscheidungen rund um das Vorhaben in Amecke selber zu treffen, so Brodel. Es gelte jetzt nach vorne zu blicken. Er kündigte dazu ferner an, zum Beispiel über die Gestaltungssatzung Einfluss nehmen zu wollen. Dem Vorwurf eines Bürgers, dass dies nur bedingt geeignet sei, musste Bürgermeister Brodel beipflichten. „Das ist sicher nur das stumpfeste Schwert, das wir haben“, so Brodel.
Gestaltungssatzung bleibt stumpfes Schwert
Welche Möglichkeiten der Stadt jetzt noch bleiben, das große Bauvorhaben der HELMA Ferienimmobilien GmbH zu stoppen oder zumindest in die Schranken zu weisen, versuchte Fachbereichsleiter Lars Ohlig zu klären. Dabei, so Ohlig, sei auch über die Gestaltungssatzung eine Einflussnahme möglich, es müssten nur die Spielräume genutzt werden. Deutlich mehr könne man jedoch über eine Änderung des Bebauungsplans möglich. Ohlig warnte aber vor möglichen Schadensersatzforderungen, schließlich gebe es einen rechtskräftigen Bebauungsplan, der auch die Zahl der Häuser auf dem Gelände festgelegt habe. Die könne nur mit einem geänderten Bebauungsplan verändert werden.
Rat zu zu spät über Vorhaben informiert
Auf die häufig geäußerte Frage einiger Bürger, warum denn der Rat nicht vorher vom Verkauf informiert worden sei und noch keine Reaktion seitens der Stadt erfolgt sei, meldete sich Bürgermeister Brodel zu Wort. „Ich hatte keine andere Möglichkeit zu reagieren“, sagte Brodel, was viele Bürger aber mit ungläubigen Blicken quittierten. Der Sunderner Bürgermeister blickte auch noch mal in die Geschichte der Verkaufsverhandlungen zurück. So habe es schon beim geplanten Verkauf an einen niederländischen Investor Unklarheit über die Rollen der Gesellschafter gegeben. Unklar bliebt für die Bürger in der Fragestunde aber auch, wie es überhaupt zu so einem Bebauungsplan gekommen war. Auf die direkte Frage, wie so ein Plan überhaupt aufgestellt worden kann, gab Bürgermeister Brodel zu bedenken, er verstehe den Plan auch nicht.
Rechtsgültiger Bebauungsplan schon 2009 beschlossen
Für die Verwaltung der Stadt Sundern erklärte Fachbereichsleiter Ohlig den Vorgang. So sei der Plan 2009 vom Rat der Stadt beschlossen und damit rechtsgültig geworden. Diese Gültigkeit würde der Plan so lange behalten, bis er von einem Gericht aufgehoben werde. Über die Frage der Auslegung des beschlossenen Bebauungsplans könne aber nur ein Gericht entscheiden. Aus diesem Grund habe die Stadt schon ein Rechtgutachten in Auftrag gegeben. Bestehen, so Ohlig, bleibe aber das Risiko von Schadensersatzansprüchen, die gegen die Stadt gestellt werden könnten. „Letztendlich müssen wir auf einen Gerichtsentscheid des Oberverwaltungsgerichts Münster warten“, so Ohlig.
Veränderungssperre im Gespräch
Im Normalfall, so erklärte Ohlig, könnte es schon nach drei bis vier Monaten ein positives Votum zu einem gestellten Bauantrag geben. Aufgrund von städtebaulichen Gründen könne aber auch über eine Änderung des Bebauungsplans nachgedacht werden. Der Fachbereichsleiter brachte auch die Möglichkeit einer so genannten Veränderungssperre ins Gespräch. Danach habe die Stadt die Möglichkeit, einen Baustart um zwei Jahre zu verhindern, mit der Option diese noch zwei Mal um je ein Jahr zu verlängern. Theoretisch, so Ohlig sei damit eine Blockade des Bauvorhabens seitens der Stadt von insgesamt vier Jahren möglich. Den Bürgern in der Einwohnerfragestunde gegenüber regte Brodel abschließend noch an, dass er versuchen wolle, ein Gespräch mit HELMA zu führen, um der Firma die Stimmung der Bürger im Dorf zu vermitteln.
Möglichkeiten Bauvorhaben zu stoppen
Im neu aufgenommenen Tageordnungspunkt „Ferienpark Amecke“ stellten dann im Anschluss an die Einwohnerfragestunde auch die Ratspolitiker ihre Fragen an den Bürgermeister. Für die CDU-Fraktion wollte deren Vorsitzender Stefan Lange wissen, warum der Rat nicht vorher vom Verkauf der Fläche erfahren habe und welche Möglichkeiten bestünden, die Realisierung des Vorhabens noch zu stoppen. Immer wieder prägten in der Diskussion die möglichen Rechtsansprüche gegen die Stadt. Michael Stechle von der SPD-Fraktion forderte von der Verwaltung, dass diese eine klare Beschreibung der Rechtsrisiken vornehmen solle. Außerdem erwarte seine Fraktion ein grundsätzlich Klärung darüber, wie die Stadt es mit dem Tourismus in Sundern halten wolle.
Unterschiedliche Rechtsauffassungen
Noch einmal wurden im neuen Tagesordnungspunkt auch die Möglichkeiten einer Verhinderung des Vorhabens durch die Stadt erörtert. Fachbereichsleiter Ohlig machte aber deutlich, dass es bezüglich der Umsetzung des Bebauungsplans weiter unterschiedliche Rechtsauffassungen gebe und die Verwaltung für jeden rechtlichen Hinweis dankbar sei. Sämtlichen Wortbeiträgen der Ratsmitglieder war in der folgenden hitzig geführten Diskussion eine Ablehnung der Bauvorhaben für das Feriengebiet zu vernehmen. In der Kritik der Ratsmitglieder blieb aber Bürgermeister Brodel. Stefan Lange von der CDU-Fraktion stellte das Vertrauen in den Leiter der Verwaltung in Frage und wollte wissen, ob man dem Bürgermeister da noch über den Weg trauen könne. Sigfried Huff von den Linken stellte die Dienstauffassung des Bürgermeisters in Frage, die mit Vertrauen jedoch nichts zu tun habe.
Am Ende der Diskussion zur Vorlage, die die Mitglieder des Rates zur Kenntnis nehmen sollte, gab es jedoch kein konkretes Ergebnis. Ob und wie es der Stadt Sundern gelingen kann, die Reißleine bezüglich der geplanten Bebauung des Geländes für den Ferienpark Amecke zu ziehen, bleibt weiter ungewiss.