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Ferienpark Amecke: Starke Zweifel an Brodels Darstellung

Das mehr als 350 Hekt­ar gro­ße Are­al in Ame­cke wur­de an einen pri­va­ten Inves­tor ver­äu­ßert. (Foto: überfliegen.media)

Sun­dern. Der Kauf des Feri­en­park­ge­län­des in Ame­cke durch die Hel­ma AG und der von ihr dort geplan­te Bau von 350 Feri­en­häu­sern und ‑woh­nun­gen erregt wei­ter­hin die Gemü­ter in Sun­dern. Im Rat gibt es erheb­li­che Zwei­fel dar­an, dass Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del (SPD) und die Ver­wal­tung tat­säch­lich von dem Ver­kauf an die in Ber­lin ansä­ßi­ge Hel­ma-Toch­ter Hel­ma Feri­en­im­mo­bi­li­en GmbH über­rascht wur­den, wie er behaup­tet. So hat Bro­del am Mon­tag in einer öffent­li­chen Erklä­rung und am sel­ben Abend im Ältes­ten­rat selbst mit­ge­teilt, dass die Stadt bereits am 9. Janu­ar durch eine soge­nann­te Vor­kaufs­an­zei­ge von dem geplan­ten Ver­kauf des Arre­als durch die bis­he­ri­gen bel­gi­schen und nie­der­län­di­schen Eigen­tü­mer infor­miert wur­de, wäh­rend ihre Gesprä­che mit der Stadt angeb­lich noch lie­fen. Nach nicht bestä­tig­ten Infor­ma­tio­nen soll er sogar bereits im Novem­ber oder Dezem­ber davon gewusst haben. Am 27. Janu­ar ver­zich­te­te die Stadt auf ihr Vor­kaufs­recht – elf Tage, bevor Bro­del offi­zi­ell von dem Kauf durch Hel­ma erfah­ren haben will.

Der Vor­sit­zen­de der WiSu-Frak­ti­on, Hans Klein, und Mit­glie­der der CDU-Frak­ti­on wer­fen Bro­del vor, dass die Stadt dadurch „ohne Not und ohne Zeit­druck“ die Mög­lich­keit aus der Hand gege­ben hat, auf den Ver­kauf und die geplan­te Bebau­ung des Gelän­des Ein­fluss zu neh­men. Denn auch wenn umstrit­ten ist, ob die Stadt sich tat­säch­lich das gesam­te Arre­al oder Teil­flä­chen hät­te sichern kön­nen, hät­te sie nach dem Bun­des­bau­ge­setz nach dem Ver­trags­a­schluss beim Notar zwei Mona­te Zeit gehabt zu ent­schei­den, ob sie selbst die Flä­che zu den­sel­ben Kon­di­tio­nen kau­fen wollte.

Dabei geht es unter ande­rem um den Park­platz unter­halb des eigent­li­chen Feri­en­park­ge­län­des. Ohne den Zuweg über den Park­platz sind die geplan­ten Feri­en­häu­ser mit dem Auto nicht zu errei­chen. Die Stadt nimmt durch die Park­ge­büh­ren bis­lang 60.000 Euro pro Jahr ein.

Kanzlei lehnt Stellungnahme ab

Bro­del stellt es hin­ge­gen so dar, dass die Sor­pe­see Resort GmbH, ver­tre­ten durch ihren Geschäfts­füh­rer Gerard Joos­ten, ins­ge­heim par­al­lel sowohl mit der Stadt über ihr Kauf­an­ge­bot vom 5. Sep­tem­ber als auch mit Hel­ma ver­han­delt habe – ohne selbst die von ihr selbst ein­ge­schal­te­te Köl­ner Anwalts­kanz­lei Görg und Part­ner davon zu infor­mie­ren. Auch die sei davon über­rum­pelt wor­den und habe dar­auf­hin am Frei­tag das Ver­kaufs­an­ge­bot an die Stadt schrift­lich zurück­ge­zo­gen. Die Kanz­lei lehn­te eine Stel­lung­nah­me dazu auf Anfra­ge des Blick­punkt ab, mit Ver­weis auf die Ver­trau­lich­keit der Mandantschaft.

Ralph Bro­del, Bür­ger­meis­ter von Sun­dern, im Gespräch mit Lud­wig Gre­ven. (Foto: Jan Richard Heinicke/Stern)

Auf­fal­lend ist, dass der Bür­ger­meis­ter in sei­ner Erklä­rung betont, die Grund­stü­cke sei­en unter der Hand ver­kauft wor­den, ohne das dies „direkt“ der Kanz­lei oder der Stadt ange­zeigt wor­den sei. Aus der Vor­kaufs­an­zei­ge ließ sich nach Ein­schät­zung von Bau­sach­ver­stän­di­gen auch im Rat jedoch ein­deu­tig auf den geplan­ten Ver­kauf an eine ande­re Par­tei schlie­ßen. Denn wenn die Ver­käu­fer nur mit der Stadt ver­han­delt hät­ten, hät­ten sie die ja nicht fra­gen müs­sen, ob sie bei einer Ver­äu­ße­rung an einen Drit­ten beab­sich­ti­ge, ein Vor­kaufs­recht aus­zu­üben. Bro­del hät­te des­halb sofort den Rat unter­rich­ten müs­sen, wer­fen ihm Klein und Mit­glie­der ande­rer Frak­tio­nen, auch der SPD, daher vor. „Sich jetzt als betro­ge­nen Held hin­zu­stel­len, obwohl er uns hat im Dun­keln ste­hen las­sen, ist ziem­lich dane­ben“, kri­ti­siert ein Rats­mit­glied. Hin­ter­fragt wird auch, war­um die Ver­hand­lun­gen der Stadt mit den Ver­käu­fern sich seit Anfang Sep­tem­ber solan­ge hin­zo­gen, wenn die Kauf­of­fer­te nach Dar­stel­lung von Bro­del doch „schnell“ ange­nom­men wer­den soll­te, und war­um er den Rat und die Frak­tio­nen über die juris­ti­schen Pro­ble­me zwi­schen­zeit­lich nicht infor­miert hat.

Juraprofessor: Bebauungsplan aufheben

Der Müns­te­ra­ner Jura-Pro­fes­sor Bischo­pink rät in einer recht­li­chen Stel­lung­nah­me für die WiSu-Frak­ti­on, die dem Blick­punkt vor­liegt, dazu, dass der Rat den Bebau­ungs­plan auf­hebt und eine Ver­än­de­rungs­sper­re für das Feri­en­park­ge­län­de erlässt. Denn nach sei­ner Ein­schät­zung ist der Bebau­ungs­plan von Anfang an juris­tisch unwirk­sam, weil ihn der dama­li­ge CDU-Bür­ger­meis­ter Wolf erst unter­zeich­net hat­te, nach­dem er ver­öf­fent­licht wur­de. Der Rat müs­se dazu ein förm­li­ches Ver­fah­ren ein­lei­ten und eine Sat­zung für das Gelän­de beschlie­ßen, die den Bau der Feri­en­häu­ser ver­hin­dern wür­de, schreibt Bischo­pink. Einen Ent­schä­di­gungs­an­spruch kön­ne die neu­en Eigen­tü­me­rin in die­sem Fall nicht erhe­ben. Ein Vor­kaufs­recht habe die Stadt jedoch nicht gehabt, da der Bebau­ung­plan kei­ne Flä­chen für öffent­li­che Zwe­cke fest­le­ge, glaubt der Rechtsexperte.

Helma zu Gesprächen bereit

Die Hel­ma Feri­en­im­mo­bi­li­en GmbH erklär­te sich zur Gesprä­chen mit der Stadt und kri­ti­schen Anwoh­nern und Bür­gern bereit, die den Feri­en­park seit Beginn der ers­ten Pla­nun­gen 2004 ableh­nen. Bro­del hat­te ange­kün­digt, man wer­de dem neu­en Besit­zer „deut­lich machen, dass wir hier weder einen rie­sen­haf­ten Feri­en­park wol­len und eben­so wenig Häu­ser, die nicht in die Land­schaft pas­sen“. Das betref­fe die Grö­ße und die äuße­re Gestal­tung. Der Geschäfts­füh­rer der Bau­ge­sell­schaft, Per Bar­lag Arn­holm, teil­te dazu dem Blick­punkt auf Anfra­ge mit, „dass wir zeit­nah unser Vor­ha­ben den poli­ti­schen Gre­mi­en und – wenn gewünscht – auch der Öffent­lich­keit vor­stel­len wer­den. Die ent­spre­chen­den Ter­mi­ne wer­den wir mit Herrn Bür­ger­meis­ter Bro­del in Kür­ze abstim­men.“ Sei­ne Fir­ma habe „Erfah­run­gen mit ver­schie­de­nen Vor­be­hal­ten in der Bevöl­ke­rung gemacht und haben dar­aus einen pro­fes­sio­nel­len Umgang ent­wi­ckelt, der die­se Vor­be­hal­te aus­räu­men könnte.“

Nicht äußern woll­te sich Arn­holm zu Bro­dels Dar­stel­lung, wie der Kauf abge­lau­fen ist, und auch nicht auf die Fra­ge, seit wann Hel­ma mit den nie­der­län­di­schen und bel­gi­schen Ver­käu­fern ver­han­delt hat. Eben­so ver­wei­ger­te er Aus­kunft, wer für die Anschluss­ge­büh­ren für das Gelän­de auf­kom­men wird. Bro­del und SPD-Frak­ti­ons­chef Micha­el Ste­che­le haben ange­kün­digt, dass die Stadt an den Gebüh­ren von zwei Mil­lio­nen Euro fest­hal­te und die­se not­falls von der neu­en Eigen­tü­me­rin ein­kla­gen werde.

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