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Ferienpark Amecke: Brodels nächster Hammer

Das mehr als 23 Hekt­ar gro­ße Are­al in Ame­cke wur­de ver­kauft. Jetzt sol­len dort 350 Feri­en­häu­ser und ‑woh­nun­gen ent­ste­hen. (Foto: überfliegen.media)
Lud­wig Gre­ven ist unab­hän­gi­ger Jour­na­list und Blogger

Sun­dern. Pau­ken­schlag im Dra­ma um die seit lan­gem geplan­te, von Anfang an umstrit­te­ne Feri­en­sied­lung am Sor­pe­see: Die Hel­ma Eigen­heim­bau AG in Ler­the hat über ihre Toch­ter Hel­ma Feri­en­im­mo­bi­li­en GmbH das Gelän­de in Ame­cke gekauft und will auf den mehr als 23 Hekt­ar 350 Feri­en­häu­ser und ‑woh­nun­gen errich­ten. Die Bag­ger könn­ten schon bald rol­len. Dabei hat­te Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del (SPD) im Sep­tem­ber ver­kün­det, dass die Stadt über­le­ge, die Flä­chen anzu­kau­fen, nach­dem die bis­he­ri­ge bel­gi­schen und nie­der­län­di­schen Eigen­tü­mer sie ihr ange­bo­ten hät­ten. Als einer der Mit­ei­gen­tü­mer kurz dar­auf Pro­test dage­gen ein­leg­te, kün­dig­te er eine juris­ti­sche Prü­fung an. Trotz mehr­fa­cher Nach­fra­gen im Rat hat er das Ergeb­nis bis heu­te nicht mitgeteilt.

Statt­des­sen wur­de am Frei­tag über eine Online­platt­form bekannt, dass Hel­ma zuge­schla­gen hat, zu einem nicht genann­ten Kauf­preis, der aber nicht sehr hoch sein dürf­te. Da für das Gelän­de ein Bebau­ungs­plan besteht, des­sen Gül­tig­keit aller­dings umstrit­ten ist, könn­te das Unter­neh­men rasch Bau­an­trag stel­len und mit den Arbei­ten beginnen.

Empörung in allen Fraktionen und bei Bürgern

Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del gerät unter Druck. (Foto: Stadt Sundern)

Die Empö­rung im Rat quer durch alle Par­tei­en ist nun ver­ständ­li­cher­wei­se groß. Denn Bro­del und die Ver­wal­tung haben die Rats­mit­glie­der und die Öffent­lich­keit völ­lig im Unkla­ren gelas­sen und über die Ver­kaufs­ge­sprä­che nicht infor­miert, ähn­lich wie schon beim Tig­ges­platz, wo der Inves­tor Tap­pe einen Dro­ge­rie­markt bau­en will. Im Stadt­pla­nungs- und Ent­wick­lungs­aus­schuss SUI hat­te Amts­lei­ter Lars Ohling am Don­ners­tag­abend im nicht­öf­fent­li­chen Teil ledig­lich geheim­nis­voll geraunt, dass der Bür­ger­meis­ter am Mon­tag im Ältes­ten­rat und am Don­ners­tag im nicht­öf­fent­li­chen Teil des Rats dazu etwas Spek­ta­ku­lä­res bekannt­ge­ben werde.

Dabei schien das The­ma Feri­en­park längst erle­digt, weil die bel­gi­schen und nie­der­län­di­schen Boden­spe­ku­lan­ten, die das frü­he­re Wald­grund­stück mit­samt dem dar­un­ter lie­gen­den ehe­ma­li­gen Hotel und Park­platz gekauft hat­ten, nie Anstal­ten mach­ten, dort tat­säch­lich etwas zu bau­en oder die Flä­chen wei­ter­zu­äu­ßern. Ein Ankauf durch die Stadt hät­te die Chan­ce gebo­ten, dort etwas ganz ande­res zu ent­wi­ckeln. Nicht nur die Anwoh­ner in Ame­cke, auch vie­le Bewoh­ner der Innen­stadt waren erleich­tert. Zwi­schen­zeit­lich hieß es, die kom­mu­na­le Sor­pe­see GmbH kön­ne dort eine klei­ne Feri­en­siel­dung errich­ten. Ande­re for­der­ten, das Gelän­de zu renaturieren.

Das ist nun alles erst ein­mal Maku­la­tur. Bro­del wird sich im Rat har­ten Fra­gen stel­len müs­sen: Was hat er von den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen gewusst? War er dar­an womög­lich betei­ligt, wor­auf eini­ges hin­deu­tet? Denn die Stadt hät­te ein Vor­kaufs­recht zumin­dest für den öffent­li­chen Park­platz. Für das Gelän­de, auf dem jetzt Ten­nis­plät­ze sind und eine dane­ben lie­gen­de Wie­se ist oder war zudem eine Rück­über­tra­gungs­vor­mer­kung für die Stadt im Grund­buch ein­ge­tra­gen. Hat die Stadt auf bei­des ver­zich­tet? Wenn ja: War­um? Und wes­halb hat die Gemein­de nicht wie von Bro­del ange­kün­digt das Grund­stück selbst erwor­ben für den ver­lang­ten Spott­preis von 100.000 Euro?

Schluss mit dem Verschweigen

Dazu kommt die Fra­ge nach den offe­nen Erschlie­ßungs­ge­bü­ren von zwei Mil­lio­nen Euro. Was ist aus dem Rechts­streit dar­um vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt gewor­den? Wird Hel­ma die Gebüh­ren bezah­len oder ste­hen die bis­he­ri­gen Eigen­tü­mer dafür ein?
CDU und die WiSu-Frak­ti­on for­dern zurecht, dass Bro­del und die Ver­wal­tung all die­se Fra­gen im öffent­li­chen Teil des Rats beant­wor­ten müs­sen. Mit der Geheim­nis­krä­me­rei des Bür­ger­meis­ters muss end­lich Schluss sein. Schließ­lich ist er 2015 mit dem Ver­spre­chen der Trans­pa­renz und Bür­ger­be­tei­li­gung ange­tre­ten. Ein­ge­hal­ten hat er das bis heu­te nicht. Im Gegenteil.

Bro­del wird die Hel­ma-Plä­ne sicher­lich als „sei­nen“ gro­ßen Erfolg ver­kau­fen. Aber für die Gemein­de und die Bür­ger und Geschäfts­in­ha­ber dürf­ten die Feri­en­häus­chen wenig brin­gen. Vor­ge­se­hen sind laut Hel­ma Wohn­flä­chen von 40 bis 75 Qua­drat­me­ter „im mitt­le­ren Preis­seg­ment“, ohne tou­ris­ti­sche Infra­struk­tur. Das Unter­neh­men wird sie, wahr­schein­lich in meh­re­ren Bau­ab­schnit­ten, gemäß sei­nem Geschäfts­kon­zept (https://www.helma.de/eigenheime.html) an Ein­zel­in­ter­es­sen­ten ver­kau­fen. Ob Sun­derner Bau­fir­men betei­ligt wer­den, ist unklar. Ent­ste­hen wird eine öde Sied­lun­gen, die im Win­ter und außer zu Feri­en­zei­ten unter der Woche leer­steht, wie ähn­li­che Anla­gen in ande­ren Feri­en­ge­bie­ten. Geschäf­te und Loka­le am Ort haben in der Regel wenig davon. Dazu kommt die zusätz­li­che Ver­kehrs­be­las­tung am See.

Ist der Bebauungsplan ungültig?

Ver­passt sein dürf­te durch den Ver­kauf indes die Mög­lich­keit, den Bebau­ungs­plan auf­zu­he­ben, weil die bis­he­ri­gen Eigen­tü­mer sie­ben Jah­re lang nicht gebaut hat­ten. Denn der neue Eigen­tü­mer tritt ja mit der Absicht an, nun mit dem Bau zu begin­nen. Nach einem von der WiSu-Frak­ti­on in Auf­trag gege­be­nen Gut­ach­ten eines Müns­te­ra­ner Rechts­pro­fes­sors ist der B‑Plan aller­dings von Anfang an rechts­un­gül­tig. Denn der dama­li­ge CDU-Bür­ger­meis­ter Wolf hat­te ihn erst unter­schrie­ben, nach­dem er bereits ver­öf­fent­licht wor­den war. Geg­ner des Pro­jekts wie der WiSu-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Hans Klein, selbst Ame­cker, stüt­zen auf die­sen Form­feh­ler die Hoff­nung, die Feri­en­sied­lung trotz der neu­en Wen­dung doch noch zu stop­pen. Strit­tig ist jedoch, ob das nicht durch einen neu­en Beschluss des Rats juris­tisch „geheilt“ wer­den könnte.

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