Arnsberg/HSK. Drei Tage vor der entscheidenden Abstimmung im Kreistag hat die FDP-Kreistagsfraktion den Antrag gestellt, die Neubauplanung für das Sauerlandmuseum und die Hangbebauung an der Ruhrstraße aufzugeben. „Die jetzt verfolgte Museums- und Kulturforumsplanung erfüllt die anspruchsvolle Aufgabenstellung nicht mehr. Sie hat den Charakter einer Lösung um jeden Preis,“ sagt Friedhelm Walter aus Rumbeck, der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion. Walter fordert auch eine namentliche Abstimmung im Kreistag. „Die große Bedeutung des Vorhabens und seine hohe Bindung von Finanzmitteln erfordern ein öffentliches Bekenntnis, welches durch namentliche Abstimmung sichtbar gemacht werden soll,“ begründet Walter dies.
„Keine Lösung um jeden Preis“
In der Kulturausschusssitzung am letzten Mittwoch hatte die FDP noch nichts von dieser Forderung durchblicken lassen. Sie hatte lediglich eine Vertagung beantragt, da sie noch Beratungsbedarf habe. Dieser Antrag war mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden. Ebenso ein Antrag der Linken, auf die Neubauplanung zu verzichten und eine Dependance-Lösung in einem Altbau in der Altstadt zu verfolgen. Insgesamt hatte sich der Kulturausschuss mit deutlicher Mehrheit für einen Neubau an der Ruhrstraße nach dem Konzept „Treppe“ ausgesprochen.
„Ansprechende Idee an örtlichen Gegebenheiten gescheitert“
Friedhelm Walter schreibt jetzt in seinem Antrag, die Idee eines neuen Museums- und Kulturforums Südwestfalen sei insgesamt ansprechend, jedoch jetzt an den örtlichen Gegebenheiten gescheitert. Nach langjährigen Planungen werde auch der jetzige Entwurf nach zwei ersten, verworfenen Entwürfen immer noch als „verbesserungswürdig“ bezeichnet, gleichzeitig aber als alternativlos zur Entscheidung gestellt. Es bleibe unbekannt, welche „Feinplanung” dieser Entwurf noch ermögliche, um Akzeptanz zu finden.
„Flächenreduzierung um ein Drittel schränkt ein“
Auch finanzielle Risiken führt Walter ins Feld. Bei der Beschlussfassung im Kreistag im Juni 2013 sei es um 11,5 Millionen Euro gegangen. Schon jetzt werde ein Finanzvolumen von mindestens 12,7 Millionen Euro vorgeschlagen, weitere Kostenrisiken nicht eingeplant. Betriebskosten von rund einer Million Euro kämen Jahr für Jahr hinzu. Ob Besucherzahlen in der genannten Größenordnung zu erzielen seien, bleibe dahingestellt. Vermietungschancen für den sogenannten Multifunktionsraum würden aufgrund der eingeschränkten Ausstellungsfläche nicht mehr gesehen.
„Anspruch nicht mehr erfüllt“
„Ausstellungen, Ausstellungsmöglichkeiten und Besucherzahlen stehen für uns in einem unmittelbaren Zusammenhang. Eine Reduzierung um rund ein Drittel schränkt diese Möglichkeiten und Erwartungen erheblich ein,“ sagt Walter und zitiert aus der Projektbeschreibung. Anspruch sei es, “ein hochwertiges Zentrum populärer kunst- und kulturgeschichtlicher Wechselausstellungen und Kulturveranstaltungen” zu schaffen, das jährlich rund 50 000 Besucher anziehen sollen. Dafür, so Walter weiter, sei nach den bisherigen Planungen für den Neubau eine Ausstellungsfläche von 740 Quadratmetern vorgesehen, aufgeteilt in drei Ebenen. Der nun vorgegebene Kostenrahmen erlaube aber nur noch 533 Quadratmeter, wobei die Fläche von 56 Quadratmetern im 2. Untergeschoss sich ausstellungsmäßig nur in geringem Umfang nutzen lasse. Sie diene mehr der baulichen Erschließung oder dazu, „die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche positiv auf über 500 Quadratmeter zu heben“.
2 Antworten
Nach SBL und Linken äußert nun also auch die FDP, dass sie unter den jetzigen Umständen den Erweiterungsbau für das Sauerlandmuseum ablehnt! Zusammen mit dem Piraten im Kreistag gäbe es jetzt schon eine Mehrheit gegen dieses Pleiten‑, Pech- und Pannenprojekt, wenn es nach der Anzahl der Fraktionen/Parteien ginge – was leider nicht der Fall ist. Denn die Wähler haben es mehrheitlich so gewollt, dass im Kreistag des HSK die CDU alleine entscheiden kann…
Auch wenn es mir schwer fällt, das zu schreiben. In diesem einen Punkt ist das auch gut so. Weil die Neubauverhinderer aus ideologischen Gründen zu blind sind, um die Chancen zu erkennen, die dieser An-/Neubau bringt. Und ja, die Kosten sind sehr hoch. Manchmal muss man eben unbequeme Wege gehen, um ans Ziel zu kommen.