Neheim. Die Pläne einer heimischen Steuerberaterfirma, gegenüber dem Aral-Hochhaus an der Ackerstraße ein zweites Hochhaus zu errichten und damit an markanter Stelle ein Stadttor für Neheim zu schaffen, waren jetzt auch Thema im Beirat für Stadtgestaltung. Die vier externen Architektur- und Stadtplanungsexperten bemängelten am vorgestellten Entwurf des heimischen Büros „wellie architekten partner“ einige „Knackpunkte“ und empfahlen „eine kritische Überarbeitung“.
„Das Haus braucht mehr Kraft“
Architekt Erich Wellie sagte gleich zu Beginn seiner Vorstellung, dass sein Gebäude mit sieben Stockwerken und 21,75 Metern Höhe kein Hochhaus sei – im Gegensatz zum ein Geschoss höheren Nachbarn. Dieser vor allem für die Brandschutzauflagen bedeutsame Unterschied war für die Beiratsmitglieder aus städtebaulichen Gründen allerdings ohne Belang. Sie waren der Meinung, dass der Standort für einen Solitär geeignet sei und sogar noch mehr Höhe vertragen könnte. „Doch dann muss man hier auch einen Solitär bauen“, so der Beiratsvorsitzende Heiner Farwick. Der Vizepräsident des Bundes Deutscher Architekten spielte auf die starke Fernwirkung der Fassade an. „Das Haus braucht mehr Kraft“, sagte er, nannte den vorgelegten Fassadenentwurf an den Fensterseiten zu modisch und zu verspielt, an den Schmalseiten zu schlicht.
Farwick empfahl auch eine Feinjustierung bei der Gebäudeachse. Diese solle ein wenig verschoben werden, so dass sich der Blick aus der Stadt durch das Tor der beiden Gebäude zum gegenüberliegenden Berg mehr öffne.
„Nicht wie ein McDrive“
Deutliche Kritik gab es auch an der Erdgeschoss-Situation, wo der Architekt neben Treppenhaus und Technikräumen nur Stellplätze vorgesehen hat. „Das sollte nicht aussehen wie ein McDrive“, sagte Landschaftsplanerin Christine Wolf. Der Entwurf bringe keine Verbesserung für die Ackerstraße, habe den Eingang auf der falschen Seite und sei unattraktiv für Mieter wie für Passanten, so die Meinung des Beirats. Wellie hielt dagegen, dass Einzelhandel im Erdgeschoss nicht zulässig sei, ein Imbiss an dieser Stelle nicht gebraucht werde, und er auf einem recht engen Grundstück an die 60 Stellplätze unterbringen müsse, wobei eine Tiefgarage unrentabel wäre. Auch sei nicht mit regem Publikumsverkehr zu rechnen, da die Steuerberaterfirma ihre Termine meist vor Ort beim Kunden mache.
Fünf Büro-Etagen und Mitarbeiterwohnungen
Über den Stellplätzen im Erdgeschoss sind folgende Nutzungen vorgesehen: Im 1. OG kleinere Miet-Büros, für die es bereits Interessenten geben soll. Im 2. OG ein großes Büro mit 270 Quadratmeter, für das noch ein Interessent gesucht werden muss. Im 3. OG sechs Wohnungen von 32 oder 50 Quadratmeter Fläche für auswärtige Mitarbeiter. Im 4. bis 6. OG die eigenen Büros der Steuerberaterfirma. „Als I‑Tüpfelchen könnte man auf das Dach auch noch ein Penthouse setzten“, so Erich Wellie.
„Noch mal einen Schritt zurück“
Die Beiratsmitglieder sehen einen direkten Zusammenhang zwischen der geplanten Nutzung und den Schwächen des Entwurfs und empfehlen, besser noch mal einen Schritt zurück zu gehen, noch mal zu suchen und „sich nicht in etwas zu verlieren“. Als sie hörten, dass Erich Wellie an dieser Stelle vor 15 Jahren schon einmal für ein Hotel geplant hatte, fanden sie das eine weit bessere Idee für diesen Standort.