Arnsberg/Meschede. Am vergangenen Samstag tagte die Kreissynode Arnsberg, das Parlament der Evangelischen aus den elf Kirchengemeinden im Sauerland, Vertretern der Fachbereiche und berufenen Mitglieder. 60 von 66 stimmberechtigten Mitgliedern waren anwesend. Zahlreiche Gäste waren auch gekommen.. Die Synode konstituierte sich zu Beginn ihrer 14. Wahlperiode. Sie führte Wahlen durch, diskutierte den Bericht des Superintendenten Alfred Hammer und die Zukunft der Kirchenkreise Soest und Arnsberg.
Kirche im Wandel
Der Rote Faden in Superintendent Alfred Hammers Bericht war der Wandel. „Viele Beschreibungen von gemeindlichen Aktivitäten erheben den Anspruch, sich gelassen und nüchtern der Krise zuzuwenden und den Wandel zu gestalten.“ Er erwähnte die Gemeindehausrenovierung in Meschede, den Bau des Gemeindezentrums in Neheim und geplante bauliche Veränderungen in Marsberg und Rüthen. Die aktuelle Zeit sieht er als günstig für den Wandel an, denn: „Wir haben derzeit keine größeren finanziellen Sorgen beim Kirchensteueraufkommen. Dies ermöglicht uns sicheres Arbeiten, zwingt uns aber jetzt zu strukturellen Veränderungen im Blick auf die Zukunft.“
Zukunft der Kirchenkreise Soest und Arnsberg
Dass der Ev. Kirchenkreis Arnsberg und der Ev. Kirchenkreis Soest zukünftig einen neuen Kirchenkreis gründen, ist im November 2015 auf den Weg gebracht worden. Die Bildung einer „Arbeitsgruppe Zukunft“ mit Mitgliedern aus beiden Kirchenkreisen hatten beide Synoden beschlossen. Am 18. Juni lag der Kreissynode Arnsberg ein erster Zwischenbericht vor. Derselbe Text wird am 23. Juni auf der Soester Kreissynode diskutiert. Superintendent Dieter Tometten aus Soest beteiligte sich an der Diskussion in Meschede.
Der Zwischenbericht behandelt die Themen Pfarrstellenplanung, Finanzen, inhaltliche Arbeit auf Kirchenkreisebene und Organisationsstruktur. Gedacht ist er als Dokumentation von Zwischenergebnissen. Er soll kritische und ergänzende Reaktionen auslösen. „Alles sind nur Anregungen“, erklärte Synodalassessor Rainer Müller aus Brilon, „Jetzt brauchen wir Anfragen und Reaktionen und weiterführende Ideen aus den Presbyterien und aus den Fachbereichen.“ Alle Beiträge der Synodalen dokumentierte der Geschäftsführer der Projektgruppe Pfarrer Dr.Christian Klein aus Wickede. Sie gehen in die nächsten Gespräche der Arbeitsgruppe ein. Abschließend wurde mit einer Enthaltung beschlossen, auf Basis des Impulspapiers weiterzuarbeiten. Auf drei Regionalkonferenzen im August und September werden die Verantwortlichen der Gemeinden und aus den Fachbereichen über diese Ideen und ihre Hintergründe informiert, so dass bis Ende September alle Gremien ihre Vorschläge schriftlich eingebracht haben können. Diese werden von der Arbeitsgruppe zu einem Papier verarbeitet, das in der Herbstsynode im November 2016 diskutiert wird und danach ein Stellungnahmeverfahren in den Gemeinden durchläuft. In vier Arbeitsgruppen sammelten die Synodalen Ideen, wie Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation in einem größeren Kirchenkreis beschaffen sein sollen.
Abschied, Dank und Einführung
Im Gottesdienst verabschiedete Superintendent Alfred Hammer Pfarrerin Sabine Nasdala nach 25 und Pfarrer Martin Schäfer nach 26 Dienstjahren im Kirchenkreis Arnsberg. Er dankte ihnen für ihr Engagement in der Kirchengemeinde Arnsberg, am Berufskolleg und an Grund- und Hauptschulen. Für Sabine Nasdala beginnt am 1. August der Ruhestand. Martin Schäfer wechselt nach einer Übergangszeit im Herbst in den Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop. Die Beauftragten für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit Susanne Willmes und Anna Franziska Pich, die seit Februar „engagiert und unermüdlich ihre Arbeit tun“, begrüßte Hammer im Gottesdienst zusammen mit dem KSV-Mitglied Iris Ackermann und Diakoniepfarrer Peter Sinn mit biblischem Zuspruch und persönlichen Segnungen.
Hammer verabschiedete sich von Landeskirchenrat Gerhard Duncker, der zum letzten Mal die Grüße aus dem Landeskirchenamt überbrachte. Der theologische Dezernent geht im kommenden Jahr in den Ruhestand. Hammer dankte ihm für seine humorvollen und sachlich anregenden Beiträge auf den vergangenen Sommersynoden. Duncker versprach, sich weiterhin für die Belange des Kirchenkreises einzusetzen, „aber nur noch im Gebet“. Auch Steffen Baumann, der Vorstand der Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. wird im September seine Arbeitsstelle verlassen. „Er hat sich entschieden, noch einmal etwas Neues zu beginnen“, erklärte Hammer. Er bedankte sich bei Baumann für alles, was er für die Diakonie getan habe und für sein Engagement auf den Synoden.
Ebenso bedankte er sich beim Mescheder Pfarrer i. R. Hartmut Köllner, der aufgrund der Altersgrenze von 75 Jahren sein Amt als Vorsitzender der Stiftung Kirchenmusik im Sauerland abgeben musste. Seine Nachfolgerin ist Charlotte Merz. Köllner wird ihr als Berater zuarbeiten. Die Kirchenmusik liegt ihm am Herzen. Vor elf Jahren war er einer der Initiatoren der Stiftung. Seitdem ist das Stiftungskapital von 100.000 auf fast 600.000 Euro angewachsen. Die Idee, die Kirchenmusik als Aushängeschild des Kirchenkreises Arnsberg durch diesen und die Stiftung zu finanzieren, wurde Wirklichkeit.
Konzeption Kirchenmusik und Finanzpläne des Kindergarten-Trägerverbund
Die Synode stimmte einer vom Verwaltungsleiter Bernd Göbert und der Stiftung Kirchenmusik erarbeiten Änderung der Finanzierung der Kirchenmusik zu. Aufgrund der Null-Zins-Situation kann die Stiftung nicht mehr garantieren, 55 Prozent der Kosten der Kirchenmusikerstelle aufzubringen. Der Kirchenkreis übernimmt den Titel in seinen Haushalt. Die Stiftung ihrerseits verpflichtet sich, eine große Summe zu diesem Haushalt beizutragen.
Dem Jahresabschluss 2015 und der Haushaltsplanung 2017 des Kindergartenträgerverbunds stimmten die Synodalen zu. Verwaltungsleiter Göbert machte deutlich, dass die derzeitige Finanzierung über KiBiz nicht mehr auskömmlich ist. Auch wenn die Kindpauschalen in den Jahren 2016 bis 2018 nicht nur um 1,5 Prozent angehoben werden, sondern um 3 Prozent, ist aufgrund der tariflichen Steigerungen keine Entlastung in den Haushalten der Tageseinrichtungen für Kinder zu verzeichnen. Die Haushalte aller sechs Einrichtungen des Verbundes können nur mit der Mindestpersonalausstattung gefahren werden. Die öffentliche Hand nimmt hier ihre Aufgabe, für eine qualifizierte Betreuung und Bildung der Kinder zu sorgen, nicht wahr. Es muss dringend über eine neue Finanzierung der Tageseinrichtungen für Kinder, zumindest über eine deutliche Erhöhung der Kindpauschalen, nachgedacht werden. Der Kirchenkreis und seine Kirchengemeinden als Träger der Einrichtungen finanzieren zwischen 8 und 10 Prozent der Betriebskosten jeder Einrichtung. Ein Engagement darüber hinaus würde große Einschnitte in anderen Arbeitsbereichen bedeuten.
Änderungen der Kirchenordnung
Zwei Gesetze zur Änderung der Kirchenordnung wurden von den Synodalen angenommen. Mit großer Mehrheit stimmten sie dem Vorschlag der Kirchenleitung zu, den Artikel 42 der Kirchenordnung so zu ändern, dass Presbyter und Presbyterinnen bis zum Ende einer laufenden Wahlperiode, auch über das 75. Lebensjahr hinaus im Amt bleiben können.
Kontrovers hingegen waren die Meinungen hinsichtlich der vorgeschlagenen Änderung des Artikels 153, in der es um die Amtsbezeichnung des/der leitenden Geistlichen der Ev. Kirche von Westfalen ging. Der Titel lautet Präses. Neun Kirchengemeinden hatten sich zu dem Vorschlag geäußert, dass der/die Präses während der Amtszeit den Titel Bischof bzw. Bischöfin tragen solle. Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer, Delegierte auf der westfälischen Landessynode, brachte den Antrag und die sechs zustimmenden und drei ablehnenden Gemeindevoten ein. Auf der Landessynode 2015 war der Antrag so begründet worden: Heute verstehen viele Menschen, egal ob mit oder ohne Kirchenzugehörigkeit, in Deutschland und erst recht im Ausland, nicht mehr, was das Wort „Präses“ bedeutet und erkennen die leitende Geistliche der EKvW nicht als gleichberechtigte Partnerin von Erzbischöfen und Kardinälen. Außerdem habe die Präses sowohl präsidiale Aufgaben: Vorsitz in Kirchenleitung, Landeskirchenamt und Landessynode, wie bischöfliche Aufgaben: Verkündigung und Seelsorge gegenüber Gemeinden und Amtsträgern und Verantwortung für die Ausbildung der Geistlichen. 33 Synodale der Kreissynode konnten diesen Argumenten folgen und den Antrag befürworten. 22 lehnten ihn ab. Ihre Kritik bezog sich darauf, dass die Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Leitungsstrukturen dadurch verwischt würden, dass der Titel „Bischof“ die basisdemokratische Entscheidungsstruktur in der evangelischen Kirche verdecke, und dass eine Titeländerung Strukturveränderungen nach sich ziehen könne. Sie betonten, dass die Ev. Kirche von Westfalen mit der Aufgabe des Titels Präses ein identitätsstiftendes Merkmal verlöre.
Text und Fotos: Kathrin Koppe-Bäumer