Hochsauerlandkreis. An die 60 Delegierte aus den elf Kirchengemeinden und den Arbeitsfeldern im Ev. Kirchenkreis Arnsberg beschlossen auf der Kreissynode, einen ergebnisoffenen und transparenten Prozess im Hinblick auf die Zukunft des Kirchenkreises zu führen.
Kooperation mit Nachbarkirchenkreis Soest wird ausgelotet
Die Gemeinden sollen daran intensiv beteiligt werden. Die gemeindeleitenden Presbyterien sollen Stellung nehmen zu einem vom KSV, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises, angestrebten Prozess, der ausloten soll, ob und wie bis 2018 die Kooperation mit dem Kirchenkreis Soest intensiviert werden kann. Sie sollen Vorteile und Gefahren eines eventuell auf eine Fusion zulaufenden Weges benennen und verzichtbare und unverzichtbare Schätze des Kirchenkreises Arnsberg unterscheiden. Eine offene Synodalversammlung mit externer Moderation wird Anfang November die Stellungnahmen bearbeiten. Die Herbstsynode könnte den Einstieg in den Prozess beschließen und eine Steuerungsgruppe berufen, in der die Presbyterien vertreten sind.
Offener Zukunftsprozess
Zeitgleich hatten der KSV in einer Klausurtagung und zehn Synodale an den Fragen bezüglich dieses Zukunftsprozesses gearbeitet. Die Synodalen hatten in Reaktion auf den schriftlichen Bericht des Superintendenten einen Antrag an die Synode gestellt, der ein breites Diskussionsverfahren vorsieht, an dem die Presbyterien beteiligt sind. Hammer nahm die Inhalte des Antrags in die mündliche Ergänzung seines Jahresberichts auf und versicherte: „Der KSV hat keine ausgearbeiteten Pläne in der Tasche.“ Alles sei noch offen. „Die Kreissynode allein entscheidet über die Zukunft des Kirchenkreises.“ Alle Möglichkeiten müssten auf breiter Ebene geprüft werden. Auch die Synode des Kirchenkreises Soest müsse über das Maß zukünftiger Kooperation mit dem Kirchenkreis Arnsberg entscheiden. Deren Superintendent Dieter Tometten hatte im Grußwort gesagt, dass die Protestanten von der Börde aktuell mit eigenen Strukturveränderungen befasst seien und die Fragen, die der Kirchenkreis Arnsberg stellt, noch nicht im Blick hätten.
Gleichgeschlechtliches Leben ist normal
Beim Thema „Familien heute“ interessierte die meisten, was gleichgeschlechtliche Paare von Kirche erhoffen. Projektpfarrerin Christina Bergmann hatte drei Mitglieder der Gruppe „Lesben im HSK“ eingeladen. Sie erzählten von Erfahrungen und Enttäuschungen, die gleichgeschlechtliche Paare in der Kirche machen. Sie suchen offene Räume in Kirchengemeinden, wo Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Veranlagungen willkommen sind. „Es soll normal sein, lesbisch oder homosexuell zu sein.“ Ingrid Wiechert aus Meschede von „Lesben im HSK“ stellte den Antrag, zukünftig in der evangelischen Kirche gleichgeschlechtliche Paare gleichberechtigt mit Ehepaaren zu behandeln und öffentliche Segnungsgottesdienste zu ermöglichen. Dieser Antrag, ein Mehrheits- und ein Minderheitsvotum des Theologischen Ausschusses und eine Beschlussvorlage des KSV zum Thema liegen den Presbyterien jetzt zur Stellungnahme vor.
Kirche für Familien
Kindergartenfachberaterin Eike Ströbel appellierte an die Synodalen: „Nutzen Sie die Erzieher und Erzieherinnen als Informationsquelle über heutige Familienwirklichkeiten.“ Zur finanziellen Lage der Kindertagesstätten sagte sie, es sei nicht tragbar, dass viele Kinder mehr Zeit in den Einrichtungen als in den Familien verbringen, dank des neuen Kinderbildungsgesetzes aber dafür nicht genügend öffentliche Mittel zur Verfügung ständen. Diakoniepfarrer Peter Sinn stellte fest, dass die Beratungsstellen der Diakonie überaus viele Kontakte zu materiell benachteiligten und psychisch belasteten Familien im Sauerland haben. Einzelne erhalten von den Gemeinden finanzielle Unterstützung. Was insgesamt auf der diakonischen Ebene im Kirchenkreis passiert, soll in einer Liste erfasst werden. Die Briloner Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer benannte ein gemeinsames Problem von Patchwork- und Regenbogenfamilien, Alleinerziehenden und traditionelle Familien: Flexible Arbeitszeiten der Erwachsenen und verlängerte Schultage der Kinder und Jugendlichen verkürzen die gemeinsame Familienzeit. Sie regte den KSV an, einen Wettbewerb zum Thema „Familienbibel“ auszuschreiben. Willkommenskultur in Gemeinden sei auch für gemischt-nationale und ‑religiöse Paare wichtig. Das brachte Pfarrer i. R. Wilfried Oertel ein. Kirche trifft diese Familien oft bei Abschlussgottesdiensten in Schulen, manchmal bei Taufen und Trauungen, selten in Gottesdiensten.
Mescheder Abtei und Kirchenkreis feiern gemeinsam
Pfarrerin Claudia Schäfer und ihre Kollegen Pfarrer Johannes Böhnke und Pfarrer Wolfram Sievert aus Arnsberg hatten den Eröffnungsgottesdienst zum Thema „Mit Gott und einander verbunden bleiben“ gestaltet. Superintendent Hammer erinnerte zum Abschluss der Tagung an das Jubiläumsfest am 28. Juni im Gemeinsamen Kirchenzentrum in Meschede. Bruder Rafael von der Abtei Königsmünster hatte im Grußwort zum ökumenischen Konzert am 7. September in die Abtei eingeladen: Dann feiert der Kirchenkreis seinen 50. Geburtstag und die Abtei das gleichlange Bestehen ihrer Friedenskirche.