Arnsberg. Der Poetry Slam der Jahrgangsstufe EF in der Mensa des Gymnasiums Laurentianum kann getrost als furioser Abschluss des ausgehenden Schuljahres bezeichnet werden. Die Moderatoren Markus Waldecker, Tom Giacosa, Eileen Weiß und Laura Anzinger führten das zahlreich erschienene Publikum durch eine unterhaltsame, aufregende und vor allem sprachgewaltige Veranstaltung.
Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit, bei dem selbst geschriebene literarische Texte innerhalb einer vorgegebenen Zeit den Zuschauern vorgetragen werden. Eine Publikumsjury kürt anschließend den Sieger. Dabei wird sowohl die Originalität des Textes, als auch die performative Inszenierung des Textvortrages durch den Slam-Poeten bewertet. Vor Beginn des eigentlichen Wettbewerbs eröffnete Herr Knode als sogenanntes „Opferlamm“, also als Poet außer Konkurrenz, die Veranstaltung mit einem eigenen Text, der im Publikum schmerzliche Erinnerungen an eine längst vergangene (vielleicht auch vergessene) Lateinarbeit hervorrief. Anschließend traten die elf Finalisten aus drei EF-Deutsch-Kursen, die vorab im „kursinternen Slam“ ausgewählt wurden, gegeneinander an und präsentierten ihr rhetorisches Talent vor der voll besetzten Mensa. Das gemeinsame Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst …“ interpretierten die Schüler dabei ganz unterschiedlich.
„Ich sehe was, was du nicht siehst …“
So nahmen einige Schüler das Thema zum Anlass, um dem Publikum die Augen zu öffnen und auf Vorurteile aufmerksam zu machen. Einen sehr nachdenklichen und durchdachten Text präsentierte Richard Schiller. Hier wurde die fiktive Begegnung mit einem tätowierten Mann mit Vollbart geschildert, dessen schweres Schicksal sicherlich auch den ein oder anderen Zuhörer dazu bewegte, seine eigenen Alltagsprobleme zu überdenken. In Erinnerung bleiben sicherlich auch die Auftritte von Christian Schulz und Julian Reiter, die in ihren Texten die absurde TV- und Reklame-Welt auf die Schippe nahmen. Ob nun Mars oder die Bahn mobil machen, konnte nicht abschließend geklärt werden, viel gelacht wurde aber allemal.
„Ich sehe was, was du nicht siehst“ verstanden drei Slammerinnen vordergründig erst einmal als klassisches Kinderspiel. Dass ein solch harmloses Spiel den Ratenden schier in den Wahnsinn treiben und vor allem die abwegigsten Gedanken (PUDDING!) auslösen kann, zeigte Celine Meyer in ihrer ausdrucksstarken Performance. Anna-Lena Röper übernahm in ihrem lyrischen Text die vorteilhaftere Rolle und forderte ihrerseits die scheinbar eher beschränkte Nachbarin zu einem kleinen Spielchen heraus. Annika Zengler zeigte sich dagegen teils amüsiert teils schockiert über den zunehmenden Verfall der Kinderspielkultur. Wenn sich Grundschüler, „die kaum größer als ihr Tonni sind“, auf dem Schulhof lauthals zum „COD zocken“ verabreden, könne da irgendetwas nicht stimmen. Auch Slam-Poet Robert Leven erzählte in seinem Text von der Kindheit. Überzeugen konnte auch Lisa Simon mit ihrem Text über eine schwierige Freundschaft, den sie sehr eingängig und rhythmisch im „Julia-Engelmann-Style“ vortrug. Eine doppelte Premiere konnten Paulina Schlinkert und Sophia Nöcker mit dem ersten und einzigen Team-Auftritt feiern, in dem sie sich mit dem Thema der Fremd- und Selbstwahrnehmung auseinander setzten. Als musikalischen Beitrag außer Konkurrenz präsentierte Fabio Desiderio darüber hinaus einen selbst verfassten Rap-Text.
Lisa Löer überzeugte Jury und Publikum
Gewonnen hat den Poetry Slam schließlich Lisa Löer, die mit ihrem sehr persönlichen Text sicherlich vielen der Zuschauer aus dem Herzen sprach. Mit einer gehörigen Portion Kritik an der oberflächlichen Medienwelt, an vermeintlichen Schönheitsidealen und der allgegenwärtigen Praxis der Selbstinszenierung im Internet, konnte sie die Jury überzeugen und sammelte letztendlich die meisten Punkte. Den zweiten Platz teilten sich Lisa Simon und Christian Schulz. Auch der dritte Platz war mit Anna Lena Röper und Celine Meyer doppelt besetzt. Insgesamt war der Poetry Slam auch eine Gelegenheit für die Schüler einmal das zu sagen, was sie schon immer einmal loswerden wollten. Diesen Sprachraum sollte es öfter geben. Auf dass es nur der erste, aber nicht der letzte EF-Laurentianer-Poetry-Slam gewesen ist!