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Eine Herberge für Flüchtlinge und ein neues „Wohnzimmer“

Nach 48 Jahren werden Erlöserkirche und Gemeindehaus eine Flüchtlingsunterkunft. (Foto: oe)
Nach 48 Jah­ren wer­den Erlö­ser­kir­che und Gemein­de­haus eine Flücht­lings­un­ter­kunft. (Foto: oe)

Arns­berg. Die bis­he­ri­ge evan­ge­li­sche Erlö­ser­kir­che in der Arns­ber­ger Neu­stadt wird mit­samt ihrem Gemein­de­haus zu einer wei­te­ren städ­ti­schen Flücht­lings­un­ter­kunft. Wenn die Umbau­ar­bei­ten abge­schlos­sen sind, sol­len dort bis zu 100 Flücht­lin­ge unter­kom­men kön­nen, dar­un­ter allein 40 bis 60 im bis­he­ri­gen Kir­chen­raum, der als Schlaf­saal her­ge­rich­tet wird. Die Evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de Arns­berg, die sich schon seit Jah­ren von vie­len ihrer Immo­bi­li­en getrennt hat, geht der­weil wei­ter auf dem Weg, die Auf­er­ste­hungs­kir­che am Neu­markt zu einer mul­ti­funk­tio­na­len Kir­che umzu­bau­en, die dann künf­tig der zen­tra­le Punkt der Gemein­de sein wird.

Ergreifender Abschiedsgottesdienst

Letzter Gottesdienst in der Erlöserkirche. (Foto: Ev. Kirchengemeinde)
Letz­ter Got­tes­dienst in der Erlö­ser­kir­che. (Foto: Ev. Kirchengemeinde)

Nach­dem das Pres­by­te­ri­um der Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de im Novem­ber beschlos­sen hat­te, die Erlö­ser­kir­che und das benach­bar­te Gemein­de­haus auf Gesuch der Stadt Arns­berg zur Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len, ver­sam­mel­te sich am Sonn­tag nach Weih­nach­ten die Gemein­de zum letz­ten Mal dort, um die Kir­che in einem wür­di­gen  Got­tes­dienst zu ent­wid­men. So ging es beim letz­ten Got­tes­dienst in der Erlö­ser­kir­che zunächst – mit­ten in der  eigent­lich fro­hen Weih­nachts­zeit – um Trau­er. Pfar­rer Johan­nes Böhn­ke fiel es sicht­lich schwer, sich nach 13 Dienst­jah­ren von der Erlö­ser­kir­che zu  ver­ab­schie­den. Die kon­zen­trier­te Atmo­sphä­re die­ser Kir­che mit ihrer wohl­über­leg­ten Archi­tek­tur habe es ihm mög­lich gemacht, sich zu öff­nen: „Hier kommt eine Gemein­de zusam­men, die zuhört.“  Alle Bän­ke waren mit auf­merk­sam zuhö­ren­den und trau­ri­gen Gemein­de­glie­dern besetzt. Pfar­re­rin Clau­dia Schä­fer und Pfar­rer Mar­tin Schä­fer sowie Wolf­ram Sie­vert, Prä­di­kant Chris­toph Decker und Mit­glie­der des Pres­by­te­ri­ums gestal­te­ten mit Böhn­ke den ein­drucks­vol­len Got­tes­dienst. Sie erin­ner­ten an Kon­fir­ma­tio­nen, Tau­fen, Trau­un­gen, Trau­er­fei­ern und die zahl­rei­chen Besu­che aus Bethel. 48 Jah­re lang war die wie ein Zelt gebau­te Kir­che mit ihren bun­ten Licht­bän­dern zwi­schen der Decke und den Außen­wän­den nach dem zwei­ten Welt­krieg auch Hei­mat für Flücht­lin­ge und Ver­trie­be­ne aus dem Osten Deutsch­lands und in den 90-er-Jah­ren für Russlanddeutschen.

Superintendent: „Gemeinde verliert eine Kirche, aber nicht den Glauben“

Alfred Ham­mer, Super­in­ten­dent im Kir­chen­kreis Arns­berg, lob­te den Mut, so die Zukunft der Gemein­de zu sichern. Mutig sei­en die Gemein­de­glie­der auch schon beim Bau der Kir­che gewe­sen. Über 100 000 DM hät­ten sie damals zusam­men­ge­tra­gen und auch danach die Kir­che dank gro­ßer Eigen­in­itia­ti­ve und eines För­der­ver­eins erhal­ten.  Als Mars­ber­ger Gemein­de­pfar­rer wis­se er, wie trau­rig eine Ent­wid­mung für eine Gemein­de und ihr Pres­by­te­ri­um sei.  Die Erlö­ser­kir­che sei die sieb­te Kir­che, die er in sei­ner fünf­jäh­ri­gen Amts­zeit als Super­in­ten­dent ent­wid­met habe. Trost sei für ihn, dass die Gemein­de zwar die Kir­che, nicht aber ihren Glau­ben ver­lie­re.  „Die­ses Haus wird ein Haus des Frie­dens blei­ben. Men­schen, die ihre Hei­mat ver­lo­ren haben, wer­den hier unter dem Schat­ten von Got­tes Flü­geln Zuflucht fin­den,“ so Ham­mer. Wie Maria und Josef mit dem neu­ge­bo­re­nen Jesus­kind auf ihrer Flucht in Ägyp­ten Her­ber­ge gefun­den hät­ten, so wür­den jetzt Hei­mat­lo­se hier Schutz finden.

Umzug in Auferstehungskirche

Auszug aus der Erlöserkirche. (Foto: Ev. Kiirchengemeinde)
Aus­zug aus der Erlö­ser­kir­che. (Foto: Ev. Kirchengemeinde)

Mit­glie­der des Pres­by­te­ri­ums und der Pfad­fin­der tru­gen die Altar­bi­bel und ‑ker­zen, das Tauf­be­cken, die Oster­ker­ze und die Abend­mahls­ge­rä­te in einer fei­er­li­chen Pro­zes­si­on aus der Erlö­ser­kir­che. In der Auf­er­ste­hungs­kir­che fan­den die­se Zei­chen noch am glei­chen Tag einen wür­di­gen Platz. Die Gemein­de­mit­glie­der ver­lie­ßen, teils bewegt und trau­rig und schwei­gend letzt­ma­lig „ihre“ Kir­che und mach­ten sich gemein­sam auf den Weg in die Auf­er­ste­hungs­kir­che. Dort ende­te auch der Got­tes­dienst mit Abend­mahls­fei­er, Segen und einem Stär­kungs­mahl. Rose­ma­rie Gold­ner, die stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin, drück­te ihre Anteil­nah­me und ihre Hoff­nung aus, dem­nächst Gemein­de­glie­dern als Hel­fern der Flücht­lin­ge in der Erlö­ser­kir­che wie­der zu begegnen.

Umbau der Auferstehungskirche kostet mindestens eine halbe Million

Am letz­ten Sonn­tag haben rund 70 Gemein­de­mit­glie­der bei einem Pla­nungs­tag über die Zukunft der Auf­er­ste­hungs­kir­che dis­ku­tiert. Das denk­mal­ge­schütz­te klas­si­zis­ti­sche Gebäu­de soll so umge­stal­tet wer­den, dass hier alle etwa 20 Grup­pen der Gemein­de ein Zuhau­se fin­den, gro­ße wie inti­me­re Got­tes­diens­te abge­hal­ten wer­den und auch Kon­zer­te ver­an­stal­tet wer­den kön­nen. Pfar­rer Böhn­ke, der auch Vor­sit­zen­der des Pres­by­te­ri­ums ist, wünscht sich eine Lösung für die kom­men­den 30 Jah­re, die in zwei Jah­ren umge­setzt wer­den kann. Er rech­net mit Kos­ten von min­des­tens einer hal­ben Mil­li­on Euro, denn es sol­le nicht die güns­tigs­te, son­dern die bes­te Lösung umge­setzt wer­den, mög­li­cher­wei­se auch im Rah­men eines Archi­tek­ten­wett­be­werbs. der Zeit­plan soll im Früh­jahr mit der Lan­des­kir­che abge­stimmt wer­den. „Wir wer­den hier ein mul­ti­funk­tio­na­les Wohn­zim­mer für den Stadt­teil Arns­berg bekom­men,“ freut sich Wolf­gang Ploog, Pres­se­spre­cher der Gemeinde.

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