Arnsberg. Von einem „Bahngipfel“ bei der Arnsberger Bezirksregierung nahm die Deutsche Bahn AG die eindeutige Forderung aller regionalen Akteure nach zweigleisiger Sanierung der Bahntunnel in Oeventrop und Freienohl mit.
„Rund 40 Teilnehmer waren am 3. Dezember der Einladung von Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann gefolgt und zum Fachgespräch über die Zukunft der Oberen Ruhrtalbahn nach Arnsberg gekommen,“ berichtet RP-Pressesprecher Christoph Söbbeler. „Der Bahngipfel bot den für den Schienenverkehr der Region verantwortlichen Akteuren, unter Moderation der Bezirksregierung Arnsberg, eine Informations- und Diskussionsplattform, um mit Vertretern der Deutschen Bahn die notwendigen Planungsvorhaben zur Sanierung von drei Bahntunneln der Oberen Ruhrtalbahn zu erörtern.“
Diskussionsteilnehmer waren örtliche Abgeordnete des Bundes- und Landtages sowie des Regionalrates, Vertreter der Gemeinden Fröndenberg, Wickede, Arnsberg, Meschede, Bestwig, Brilon, Marsberg und Winterberg sowie Vertreter der Kreise Soest, Unna und Hochsauerland und der Stadt Dortmund. Auch Vertreter des hessischen Regierungspräsidiums Kassel und der Städte Willingen und Warburg, die ebenfalls an der Oberen Ruhrtalbahn liegen, beteiligten sich an der Gesprächsrunde. Die Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern der Region waren ebenfalls vertreten.
Derzeit sehen Planungen der DB nur eingleisige Tunnel in Glösingen und Freienohl vor – keine Entscheidung bis Ende 2014
Von Seiten der Bahn erläuterten Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der DB für das Land NRW, und Heinrich Segbers als Leiter der Regionalnetze West bei der DB Netz AG die Situation und die Pläne für anstehende Investitionen auf der für das Sauerland enorm wichtigen Schienenachse. Konkrete Erhaltungsmaßnahmen stehen mit der erforderlichen Sanierung des Freienohler und des Glösinger Tunnels zwischen Arnsberg und Meschede sowie des Elleringhauser Tunnels zwischen Olsberg und Brilon an. Hier sehen die derzeitigen Planungen der DB eine nur noch eingleisige Sanierung vor. Geplant sind weiter in bestimmten Streckenabschnitten eine Erhöhung der Geschwindigkeit, Baumaßnahmen an den Bahnsteigen in einzelnen Bahnhöfen und ein Ausbau der Signaltechnik.
Für den Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) trug der stellvertretende Verbandsvorsitzende Landrat Thomas Gemke die Sorgen der Region vor. Eine nur noch eingleisige Tunnelsanierung würde Zukunftsperspektiven für den Korridor verbauen. Die Entwicklung der Oberen Ruhrtalbahn in den letzten zehn Jahren sei sehr dynamisch verlaufen. Die jetzt diskutierte eingleisige Tunnelsanierung, die die Infrastruktur der nächsten Jahrzehnte präge, habe Auswirkungen für folgende Generationen.
Klare Forderung: DB soll eingleisige Tunnelsanierung überdenken
Die Diskussionsbeiträge machten die eindeutige Forderung aller Teilnehmer nach einer zweigleisigen Sanierung des Glösinger und des Freienohler Tunnels deutlich. Vor dem Hintergrund der großen Bedeutung der Strecke für die Region sowie steigender Fahrgastzahlen bot Landrat Thomas Gemke der DB konstruktive Gespräche zur Problemlösung an. Mit einem kurzfristigen Verzicht auf eine zweigleisige Sanierung des Elleringhauser Tunnels sei man der DB bereits einen großen Schritt entgegen gekommen. Er forderte die DB auf, die bisherigen Planungen für eine eingleisige Tunnelsanierung zu überdenken.
Zum Ende der Vorplanungsphase, voraussichtlich Ende 2014, wurde ein weiteres Fachgespräch vereinbart, um den dann aktuellen Planungsstand vor dem Beginn des erforderlichen Planfeststellungsverfahrens zu erörtern. Die Bahn sagte zu, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine endgültige Entscheidung über eine ein- oder zweigleisige Sanierung in den beiden Tunnelabschnitten getroffen werde. Reiner Latsch bedankte sich ausdrücklich für die das konstruktive Gespräch und sagte für die Zukunft einen guten Informationsaustausch zu.
RP Bollermann: Brückenfunktion der Oberen Ruhrtalbahn hat nachhaltige Bedeutung
Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann hatte bereits bei seiner Begrüßung die Bedeutung der Oberen Ruhrtalbahn für die gesamte Region betont: „Die Strecke ist eine wichtige Achse für Pendler, aber auch für den Güterverkehr zwischen dem Sauer- und Siegerland einerseits und dem Ruhrgebiet andererseits.“ Diese Brückenfunktion der Strecke sieht der RP gleichermaßen zwischen dem Wissenschaftsstandort im Ruhrgebiet und der produktiven Ideenschmiede Südwestfalens. Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, dem in den nächsten Jahren aktiv begegnet werden müsse, misst der RP der Oberen Ruhrtalbahn eine nachhaltige Bedeutung zu. „Die Zukunft einer Industrieregion wie Südwestfalen liegt auch in einer tragfähigen Infrastruktur. Nur so kann es uns gelingen, die jungen Absolventen aus den Städten des Ruhrgebiets mit den innovativen Unternehmen der Region zu vernetzen“, erläutert er die Bedeutung der Bahnstrecke. Zusätzlich weist der Regierungspräsident auf die Funktion der Strecke für die touristische Anbindung der Tourismusziele des Sauerlandes an die großen Verkehrsknoten der DB hin.