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Ein Kreuzbandriss ist doch kein Beinbruch!

Wen­den eine neue The­ra­pie bei Kreuz­band­ris­sen an: Pro­fes­sor Dr. med. Sebas­ti­an Seitz (l.), Chef­arzt der Kli­nik für Ortho­pä­die, Dr. med. Juli­an Mess­ler, Ltd. Ober­arzt der Kli­nik für Ortho­pä­die. (Foto: Klinikum)

Arns­berg. Das Ergeb­nis der Unter­su­chung war für Den­nis Pin­ke zunächst ein Schreck: Ver­dacht auf Kreuz­band­riss – und dabei war es doch nur eine fal­sche Bewe­gung beim Fuß­ball­spiel! „Ich weiß, dass es zu einer der typi­schen Fuß­ball­ver­let­zun­gen gehört“, blickt der Sport­ler aus Oeven­trop nur ungern zurück. Für eine Sekun­de auf dem Rasen hat­te er sich das Knie verdreht.

Neues Verfahren am Klinikum Arnsberg bringt schnelle Mobilität

„Ein­mal in der Kli­nik ging dann alles ganz schnell“, erin­nert sich Den­nis Pin­ke heu­te zufrie­den. Rönt­gen und ein Ter­min für die Abklä­rung im MRT sorg­ten für Klar­heit: tat­säch­lich Kreuz­band­riss! Am Kli­ni­kum Arns­berg haben Chef­arzt Pro­fes­sor Dr. Sebas­ti­an Seitz und Ober­arzt Dr. Juli­an Mess­ler von der Kli­nik für Ortho­pä­die im Kli­ni­kum Arns­berg den 31-Jäh­ri­gen über die neu­en Mög­lich­kei­ten einer The­ra­pie nach Kreuz­band­riss infor­miert. „Das Ver­fah­ren ist 2012 an der Uni­kli­nik in Bern ent­wi­ckelt wor­den“, erklärt Chef­arzt Prof. Seitz. In drei Jah­ren sind an der Schwei­zer Kli­nik rund 300 Pati­en­ten mit Kreuz­band­riss nach der neu­en Metho­de behan­delt wor­den und konn­ten mit guten Ergeb­nis­sen ent­las­sen wer­den. Am Kli­ni­kum Arns­berg wur­den seit Herbst 2016 bereits 15 Pati­en­ten nach der neu­en Metho­de bei Kreuz­band­riss the­ra­piert, alle Rück­mel­dun­gen waren positiv.

Kreuzband wird erhalten

Prof. Seitz (sit­zend) und Dr. Mess­ler mit Pati­ent Den­nis Pin­ke aus Oeven­trop. (Foto: Klinikum)

„Bis­her wur­de beim Kreuz­band­riss meist nur eine kör­per­ei­ge­ne Seh­ne ein­ge­setzt und im Kno­chen fixiert“, so der Fach­arzt. Das jetzt im Fall von Den­nis Pin­ke ange­wand­te Ver­fah­ren zeich­net sich aber durch eine Beson­der­heit aus. „Das eige­ne Kreuz­band wird erhal­ten und dyna­misch sta­bi­li­siert.“, erklärt Ober­arzt Dr. Juli­an Mess­ler, der die OP beglei­tet hat. Um die­se Sta­bi­li­sie­rung für eine gute Hei­lung des Kreuz­band­ris­ses zu erhal­ten, wird nach dem Schwei­zer „Ligamys“-Verfahren ein nur 1,8 mm star­ker Faden durch das Knie gezo­gen. Durch eine klei­ne Feder im Knie wird der mit einem Anker gefes­tig­te Faden stets unter Span­nung gesetzt – die einst natür­li­che Vor­span­nung des Knies bleibt so erhal­ten. Für Prof. Seitz lie­gen die Vor­tei­le die­ses neu­ar­ti­gen Ver­fah­rens auf der Hand: „Das geris­se­ne Kreuz­band kann im Ide­al­fall wie­der zusam­men­wach­sen und sei­ne Funk­ti­ons­fä­hig­keit zurück­er­lan­gen“, beschreibt der Medi­zi­ner. „Die­ser Ein­griff wird zudem bei uns mini­mal­in­va­siv durch­ge­führt und der Pati­ent ist schnell wie­der fit und mobil“, beschreibt der Chef­arzt. Wich­ti­ge Argu­men­te, die auch den ver­letz­ten Sport­ler überzeugten.

Drei Wochen nach der OP wieder auf dem Fahrrad

„Für die­se Art der The­ra­pie ist der­zeit nur eine Ein­schrän­kung bekannt – inner­halb von 21 Tagen nach dem Unfall muss the­ra­piert wer­den“, erklärt Chef­arzt Prof. Seitz. Sonst habe das Gewe­be schon Nar­ben gebil­det, die das Wie­der­an­wach­sen des ver­letz­ten Kreuz­bands erschwe­ren. Fuß­bal­ler Pin­ke hat sich des­halb schnell für eine Ope­ra­ti­on nach dem „Ligamys“-Verfahren ent­schie­den. „Ich hat­te nicht viel Zeit zum über­le­gen, bin heu­te aber froh, dass ich die­sen Weg gewählt habe“, sagt Den­nis Pin­ke. Noch im erfor­der­li­chen Zeit­fens­ter sei er zwei­ein­halb Wochen nach dem Sport­un­fall ope­riert wor­den und ist heu­te sehr zufrie­den. „Ich habe Bekann­te mit Kreuz­band­riss getrof­fen, bei denen es nicht so gut gelau­fen ist“, schil­dert Pin­ke. Immer noch müss­ten sie mit Geh­hil­fen oder Schie­ne lau­fen, wäh­rend er schon fast beschwer­de­frei und ohne tech­ni­sche Unter­stüt­zung unter­wegs sei. Nur für fünf Tage war eine Geh­hil­fe nötig und schon drei Wochen nach der OP konn­ten die ers­ten Ver­su­che auf dem Fahr­rad unter­nom­men wer­den. Nach sechs Wochen konn­te er sei­ne Arbeit wie­der aufnehmen.

Schnelle Diagnose Voraussetzung

„Laut Stu­di­en­la­ge zeig­ten über 95 Pozent der mit die­sem Ver­fah­ren ver­sorg­ten Pati­en­ten, in den Nach­un­ter­su­chun­gen nach zwei Jah­ren sehr gute Ergeb­nis­se“, weiß Prof. Seitz. Vor der OP nach dem „Ligamys“-Verfahren muss jedoch geklärt wer­den, an wel­cher Stel­le das Kreuz­band geris­sen ist. In der Regel lässt sich das Ver­fah­ren bei 80 Pro­zent der Kreuz­band­ver­let­zun­gen ein­setz­ten. „Vorraus­set­zung ist aber immer eine schnel­le Dia­gno­se und ein gesund­heit­lich pas­sen­der Umstand beim Pati­en­ten“, ergänzt Ober­arzt Dr. Mess­ler. Gene­rell wird das Ver­fah­ren jun­gen Men­schen emp­foh­len, die sport­lich aktiv sind und blei­ben möch­ten. Die schnel­le Mobi­li­tät ver­rin­gert den Abbau von Mus­kel­mas­se – ein Vor­teil, von dem sich Fuß­bal­ler Den­nis Pin­ke ganz per­sön­lich über­zeu­gen konn­te. „Das war genau die rich­ti­ge Ent­schei­dung“, blickt Den­nis Pin­ke jetzt zurück, wäh­rend er schon wie­der die Vor­be­rei­tung für die Fuß­ball­sai­son bei der 1. Her­ren des TuS Oeven­trop den­ken kann.
Wäh­rend der ein­ge­setz­te Faden im Lau­fe der Zeit auf­grund des ver­heil­ten Kreuz­ban­des sei­ne Funk­ti­on ver­liert, kann sich Den­nis Pin­ke jetzt noch ent­schei­den, ob er sich etwa ein Jahr nach der OP die Feder wie­der ambu­lant ent­fer­nen las­sen möch­te, was jedoch nicht zwin­gend nötig sei, ver­si­chert Prof. Seitz.

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