Arnsberg. Die Propstei-Kirchengemeinde und die Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe wenden sich an die Arnsberger Bevölkerung und bitten um Unterstützung bei ihrem Vorhaben, aus den spektakulären Ausgrabungsfunden im mittelalterlichen Kloster Wedinghausen eine Touristenattraktion zu machen. „Wenn wir das schaffen, brauchen wir keine Lederne Brücke. dann kommen die Touristen und auch die Fußgängerzone profitiert“, ist Propst Hubertus Böttcher überzeugt und lädt die Arnsberger am Mittwoch, 16. Mai um 18 Uhr in die Propsteikirche ein. Neben Vorträgen und Baustellenführungen wird dann auch das von der Volksbank unterstützte Projekt Schwarmfinanzierung gestartet.
„In der Champions League der Klöster“
Seit drei Jahren baut die Propsteigemeinde und aus der Baustelle ist längst auch eine Ausgrabungsstätte unter dem Kapitelsaal, dem Kreuzgang und der vorgelagerten Terrasse geworden. Im Boden sind dabei eine mittelalterliche Warmluft-Steinkammer-Heizung und das Grab des Klostergründers Heinrich I. mit Rankmalereien zum Vorschein gekommen. „Für Mitteleuropa einzigartige Funde, vergleichbar nur mit Welterbestätten wie Lübeck, Antwerpen oder Brügge“, meint Dr. Ing. Bettina Heine-Hippler, die zuständige Denkmalpflegerin des LWL. Böttcher zitiert gerne den obersten Westfälischen Denkmalpfleger: „Wedinghausen ist jetzt nicht mehr ein Kloster von vielen, sondern in die Champions League aufgerückt.“
Digitales Museum
„Wir sehen hier Dinge, die viele Jahrhunderte kein menschliches Auge mehr gesehen hat. Jetzt stehen wir vor der Entscheidung, ob wir den Deckel drauf machen und alles wieder für hunderte von Jahren verschwindet oder ob wir den Dingen auf den Grund gehen und die Funde anschließend so präsentieren, dass sie für die Nachwelt erlebbar bleiben“, sagt Böttcher. Arnsberg sei ein schlafender Riese und jetzt gebe es die Chance, ihn zu wecken. Dafür sei kein ein neues herkömmliches Museum geplant, sondern ein Digitales Museum, das erste für ein Baudenkmal deutschlandweit. Das Gebäude solle wie geplant künftig von der Kirchengemeinde und der Shalom-Gemeinde genutzt werden, aber auch für Besucher zugänglich sein. Das Digitale Museum könnte im Internet besucht werden oder vor Ort mit Smartphone oder Tablet über Nahfeldkommunikationspunkten und eine App. Jeder Arnsberger habe dann etwas, was er seinem Besuch stolz zeigen könne.
13 Wünsche kosten rund 600.000 Euro
Kirchengemeinde und LWL-Denkmalpflege haben eine Wunschliste mit 13 Ideen und Projekten, die Unterstützung und Hilfe suchen, aufgestellt und in einer aufwändig produzierten Broschüre vorgestellt. „Wir würden gerne alle Wünsche umsetzen, doch das kostet rund 600.000 Euro“, sagt Christoph Regniet, Geschäftsführer der Kirchengemeinde, und bittet um Verständnis, dass Kirchengemeinde und Bistum angesichts der inzwischen auf sechs Millionen Euro gestiegenen Sanierungskosten für Klostergebäude und Propsteikirche dies nicht auch noch tragen können. Neben Zuschüssen des Landes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bemühe man sich um Spenden heimischer Firmen und Aufnahme als Leader-Projekt, sagte Regniet. Dieses Unterfangen werde sicher leichter, wenn die Arnsberger Bevölkerung auch finanziell ein Zeichen setzen würde, wie sehr ihr dieses Projekt am Herzen liegt.
Schwarmfinanzierung und Petermännchen
Schon mit fünf Euro Mindestspende dabei ist man bei der Schwarmfinanzierung, die am 16. Mai anläuft. Mindestens 22.000 Euro erhoffen sich die Verantwortlichen hier. Wenn nach 90 Tagen genug Spenden eingegangen sind, stockt die Volksbank den Betrag um fünf Euro pro Spender auf. Natürlich darf hier auch mehr als der Mindestbetrag gespendet werden. Das gilt auch für die zweite Aktion, den Verkauf der Petermännchen. Das Petermännchen ist eine hochwertige Replik einer 1672 in Trier geprägten Münze, die im Januar 2018 im ehemaligen Klostergarten von Wedinghausen gefunden wurde. Die Münze wird in limitierter Auflage von 500 Stück in einer hochwertigen Klappkarte verkauft. Der Mindestspendenbetrag liegt bei 100 Euro. „Ein tolles Geburtstagsgeschenk!“, findet Christoph Regniet.
Wunschliste
Auf der Wunschliste stehen die restauratorische Untersuchung, Sicherung und Dokumentation der Grabkammer Heinrichs I. inklusive einer neuen Grabplatte, die über dem Grab in den neuen Fußboden des Kapitelsaals eingelassen wird. Auch die Tumba in der Kirche und die Gräber im Kreuzgang könnten geöffnet und untersucht werden. Die gemauerten Schächte, die im Boden gefunden wurden und noch Rätsel aufgeben, könnten weiter ausgegraben und untersucht werden. Eine Neuverglasung des Kreuzgangs, ein neuer Fußboden für den Kreuzgang sowie eine Restaurierung und Verglasung der Nischen zum Kapitelsaal stehen ebenfalls auf der Wunschliste. Die Steinkammer-Warmluft-Heizung soll visualisiert und im Modell nachgebildet werden. Und eine baugeschichtlich einzigartige Mauerlatte soll mittels Glasabdeckung sichtbar erhalten bleiben. Zu guter letzt sind neben der Einrichtung des Digitalen Museums auch noch die behindertengerechte Erschließung durch eine Automatiktür und neue Bestuhlung und Medientechnik für den Kapitelsaal gewünscht.