Arnberg. Der Kunstsommer 2014 wird unter dem Motto „Betörend“ stehen. Das berichtete Peter Kleine, Leiter des städtischen Kulturbüros, jetzt im Kulturausschuss. „Betörend“ sei ein schönes altes deutsches Wort, das sehr ambivalente Bedeutungen habe, sagte Kleine, und lud alle, denen zu diesem Thema etwas einfällt, ein, ihre Ideen dem Kulturbüro mitzuteilen. Im Februar will Kleine den Politikern über erste Akzente berichten, die im kommenden Sommer gesetzt werden sollen. Der 18. Kunstsommer wird vom 8. bis 17. August 2014 laufen, wie immer zehn Tage lang zum Ende der Schulferien.
Ziel ist Stärkung der Vorstellungskraft
Peter Kleine zog im Kulturausschuss vor allem aber eine Bilanz des 17. Kunstsommers in diesem Jahr. Und freute sich, dass es gelungen sei, wieder ganz unterschiedliche und „ein paar bemerkenswert schöne“ Akzente zu setzen. Kleine beantwortete den Politikern auch die selbstgestellte Frage „Warum machen wir das eigentlich?“: Für ihn, der den Kunstsommer seit fünf Jahren verantworte und der seit drei Jahren ganz bewusst neue Themen einbringe, sei der Kunstsommer mehr als ein weicher Standortfaktor oder eine Touristenattraktion. „Klar soll der Kunstsommer heiter, lustig und nett sein. Vor allem aber soll der Kunstsommer seinen Besuchern eine Vorstellung vom Gesichtspunkt eines anderen Menschen geben,“ sagte Kleine – Bezug nehmend auf ein Zitat der Schriftstellerin Hannah Arendt. Diese Vorstellungskraft sei eine immer wichtigere Kompetenz in einer Zeit, in der sich alte Gewissheiten auflösen, die Gesellschaft vielfältiger wird und die Kulturen der Welt sich näher kommen.
„Es muss immer auch den Spagat geben“
„Wenn der Kunstsommer eine Plattform ist, dann ist diese breit,“ sagte Kleine. Da müsse man nicht ständig fragen: „Was ist Kunst?“. Deko und nettes Ambiente habe seinen Platz, aber es müsse immer auch den Spagat geben mit besonderen Aktionen. Ein Höhepunkt des Kunstsommers 2013 war für Kleine deshalb die Freiluft-Vorstellung des „Theatre fragile“, das schwierige gesellschaftliche Themen angerissen habe. Kleine dankte hierbei auch den Altstadtbewohnern für ihre außerordentlich große Hilfsbereitschaft und Unterstützung für die Schauspieler des Maskentheaters, die mit Publikum von Ort zu Ort rund um den Glockenturm zogen.
52 Workshops, 47 Veranstaltungen und Projekte, 14 Ausstellungen
Es sei wieder gelungen, viele neue Punkte einzubringen, ohne alte zu verlieren, sagte der Kunstsommer-Organisator im Rückblick. Der Kunstsommer habe zwar jedes Jahr ein anderes Motto, das sei aber kein Grund, sich von „winning teams“ zu verabschieden, sondern die Gelegenheit, auch neue Wege zu gehen und neue Partner zu finden. Das letzte Thema „Unterwegs“ habe so unterschiedliche Projekte wie eine Pilgerausstellung im Kloster Wedinghausen und einen „Herr der Ringe“-Film mit Kostümierung auf dem Schlossberg hervorgebracht. Dabei habe, so Kleine, das Open-Air-Kino den Altersdurchschnitt aller Kunstsommerteilnehmer um mindestens zehn Jahre gesenkt. Ob der Kunstsommer insgesamt nun 5000, 10.000 oder noch mehr Besucher hatte, könne er nicht sagen. Er halte sich an verlässliche und nachvollziehbare Zahlen. Und das seien 52 Workshops mit über 730 Teilnehmern, 43 Veranstaltungen und Projekte sowie 14 Ausstellungen mit über 3000 gezählten Besuchern.
Wo der Schimmel wütet, kann keine Kunst stattfinden
Das Kunstsommer-Team habe auch 2013 wieder Neues ausprobiert. Sehr gut angekommen seien das „Chill out“ im Museumshof und das Konzept, statt auf einer großen Bühne auf zwei kleineren Bühnen am Lindenberg und am Maximiliansbrunnen zu spielen. So habe man ganz unterschiedliche Akzente setzen können. Berechtigte Kritik habe es gegeben, weil kein separates Workshop-Programmheft mehr gedruckt wurde. Das werde man ändern. Das Konzept, Kunst an vielen Stellen der Stadt – ob in Schaufenstern oder in der Ruhr – zu präsentieren, werde man beibehalten und auch den Wunsch nach besserer Kenntlichmachung des Kunstsommers wolle man befolgen. Der Wunsch nach zentralerer Unterbringung aller Workshops sei dagegen nicht so leicht zu erfüllen. Man sei hier teils auf nicht so zentral gelegene Schulen angewiesen. Leider könne man nicht mehr alle früher genutzten leerstehenden Ladenlokale an Steinweg und Altem Markt nutzen. Denn wenn der Schimmel wüte, könne man das Dozenten und Teilnehmern nicht zumuten.
Nur mit guten Leuten
Bei den Dozenten werde man weiter auf Qualität setzen, so Kleine. „Auch wenn wir neue Themen anpacken, dann nur mit guten Leuten.“ Als Beispiele nannte Kleine den Manga-Wotrkshop oder das „Paper Toys“-Projekt. Sehr positiv bewertete der Chef des Kulturbüros auch die Zusammenarbeit mit neuen Partnern, die immer gewünscht seien. So sei die Parcours-Veranstaltung des TV Arnsberg für 16- bis 21-Jährige der meistgeklickte Kunstsommer-Beitrag bei Facebook gewesen. Und auch das DAS-Tanzstudio habe mit guten Choreografen neue Qualität in den Kunstsommer gebracht.
Aufmerksamkeit von Düsseldorf bis Gütersloh
„Wir machen hier nicht irgendein Pilli-Palli,“ sagte Kleine und berichtete deshalb gerne von drei Ereignisse, dieaus seiner Sicht ein besonderes Licht auf den Kunstsommer werfen. Von einer Sitzung des Kultursekretariats Gütersloh, das nicht dafür bekannt sei, häufig außerhalb der eigenen Stadtmauern zu tagen, in der Arnsberger KulturSchmiede. Von einer Einladung der Landesregierung, im zuständigen Ministerium in Düsseldorf doch einmal vorzustellen, was man denn da so mache im fernen Arnsberg. Und von einer Frau, die mit dem Schild „Karte gesucht!“ in der Hand vor der KulturSchmiede fotografiert wurde. Letzteres habe er zuvor nur von BVB-Spielen gekannt, sagte Peter Kleine.
Eine Antwort
Der Kunstsommer ist die einzige Veranstaltung in Alt-Arnsberg welche ich als Neheimer jedes Jahr freiwilig besuche. Hoffentlich halten die das Niveau.