Voßwinkel. Es war Anfang Mai, als der Anruf einer Tierarztpraxis im Wildwald Voßwinkel einging. Eine junge Eule sei bei ihnen abgegeben worden. Ein Uhu? Ein Waldkauz? Was auch immer – ein puscheliges kleines Ding. Letztendlich landete das kleine Wesen in Voßwinkel, glücklicherweise von einer ambitionierten Tierarzthelferin über die ersten Tage wunderbar versorgt. Die folgenden drei Wochen verbrachte der etwa drei Wochen alte Waldkauz bei Wildwaldförsterin Anneli Noack, saß unter Rotlicht, verdrückte Hühnerbeinchen und bekam zudem eine Wurmkur verabreicht.
Nun begleitet der kleine Waldkauz seine Ziehmutter tagtäglich zur Arbeit, um ganz „professionell“ in der Voliere zu sitzen und „Waldkauz zu spielen“. Die Schwung- und die Stoßfedern sind bereits die eines erwachsenen Vogels, nur am Bauch und am Kopf ist das grauweiße Dunenkleid des Jungvogels zu erkennen. So ausgestattet kann man als kleine Eule erste Flugmanöver absolvieren, Zaunkönige erschrecken und beherzt versuchen, ein Stückchen Holz zu schlagen…
Waldkäuzchen sind unsere häufigste Eulenart
Waldkäuzchen sind unsere häufigste Eulenart. Sie sind typische Höhlenbrüter und bevorzugen daher alte Mischbestände mit stehendem Totholz und reichlich Spechtlöchern. Auf ihrer Speisekarte stehen nicht nur Mäuse und Ratten, sondern auch Vögel bis hin zur Taubengröße! Die jungen Eulen verlassen als sogenannte Ästlinge frühzeitig die Bruthöhle – werden aber von ihren Eltern weiter gefüttert. Die Brutfürsorge der Elternvögel geht sogar so weit, dass die jungen Käuzchen gezielt in die Reviere geleitet werden, die reichlich Beute versprechen. Hier kann der Nachwuchs dann an seiner Jagdtechnik feilen und das erfolgreiche Zupacken üben.
Der kleine Zwerg im Wildwald Voßwinkel wird ebenfalls durch diese Schule gehen müssen – nur dass ihm menschliche Eltern die Beute schmackhaft machen. Da muss man als Waldkauz-Mama eben durch. Na dann, guten Appetit!