Arnsberg. „Bürgermeister von Arnsberg zu sein ist ein toller Job“ bringt Ralf Paul Bittner seine ersten 100 Tage im Amt auf den Punkt. „Es macht mir wahnsinnig Spaß, mich für meine Heimatstadt einzusetzen und vielen Menschen zu helfen, auch wenn dass lange, lange Tage bedeutet“, sagte Bittner bei einer Pressekonferenz, deren Schwerpunkt bei der Umsetzung des 100-Tage-Programms aus seinem Wahlkampf-Flyer lag. Fast alles davon habe er umsetzen können.
Dank an die Mitarbeiter
Vom ersten Tag an habe er mit seinem Team an der Umsetzung seiner Ziele gearbeitet, sagte Bittner und dankte den Mitarbeitern für ihr großes Engagement weit über die normale Arbeitszeit hinaus. Das alles sei neben den normalen Aufgaben der Leitung einer Verwaltung von 1050 Mitarbeitern gelaufen, so Bittner. Und da erlebe man jeden Tag etwas Neues, im Positiven wie im Negativen.
Neue Formate der Bürgernähe
Die bürgernahe Verwaltung liegt Bittner besonders am Herzen. Auf Digitalisierung und verändertes Informationsverhalten reagiert er mit einer ganzen Reihe neuer Formate. Die wöchentliche Bürgersprechstunde montags läuft bereits seit März und die Termine sind „auf Wochen und Monate ausgebucht“. Die ersten beiden Bürgerspaziergänge in Niedereimer/Breitenbruch und Oeventrop sind bereits gelaufen und haben trotz Wetterpech jeweils 20, 25 kleine und große Anregungen gebracht. In diesem Monat folgt Bruchhausen und innerhalb eines Jahres sind alle Stadtteile dran, bevor es von vorne losgeht. Der Infokanal Whatsup Arnsberg hat kurz nach dem Start bereits 200 Abonnenten. Die Ratsinfo App gibt den Bürgern einen einfachen Zugang zu den Vorlagen der politischen Sitzungen und der Offene Haushalt macht das komplexe Zahlenwerk mit Visualisierungen verständlich. „Die Online-Bürgerbeteiligung ist komplexer, da arbeiten wir noch dran“, sagte der Bürgermeister zum letzten Punkt aus diesem Themenkreis. Eine professionelle Umsetzung koste Geld und das bedürfe der Rücksprache mit der Politik, so Bittner. Eine Vorstufe gebe es allerdings schon in Form der Online-Konsultation zum Masterplan Sport.
Focus auf gemeinsame Gewerbegebiete
In Sachen interkommunale Zusammenarbeit habe r bereits mit vielen Bürgermeister-Kollegen gesprochen und die Resonanz sei sehr positiv, so Bittner. Auch wenn schon viel gemeinsam laufe, sei das Interesse an weiterer punktueller Zusammenarbeit groß, vor allem mit dem Fokus auf Gewerbegebiete. In wenigen Wochen werde das Gutachten vorliegen, das alle noch möglichen Gewerbeflächen im Arnsberger Stadtgebiet beleuchte. Da seien sicher auch Flächen an der Stadtgrenze dabei, wo sich eine Erschließung gemeinsam mit dem Nachbarn anbiete.
Stadtmarketing: Managerposten vergeben
Auch in Sachen Stadtmarketing hatte Bittner Neuigkeiten zu verkünden. Für die direkt beim Bürgermeister angesiedelte neue Stabsstelle des Stadtmarketingmanagers sei die Auswahl getroffen. Mit Rücksicht auf ein laufendes Beschäftigungsverhältnis wollte Bittner noch nichts zur Person des neuen Managers oder der neuen Managerin sagen. Die Vorstellung solle nach den Sommerferien erfolgen, der Dienstantritt sei für den 1. 9. oder 1. 10. geplant.
Neue Netzwerke
Neue Formate hat Bittner auch mit dem Unternehmerstammtisch und dem Humanitären Beirat geschaffen. Der Unternehmerstammtisch sei mit etwa 50 Teilnehmern sehr erfreulich gestartet, die Gründung des Humanitären Beirat habe eine herausragende Beteiligung gehabt. Beide Netzwerke hätten gleich beim Start schon neue Partner für gemeinsame Aktivitäten zusammengeführt. Jetzt werde themenbezogen weitergearbeitet. Ziel sei, alle Netzwerke unter ein Dach zu bringen, so Bittner.
Streetworker und kommunaler Ordnungsdienst
Sicherheit liegt Bittner als ehemaligem Polizisten besonders am Herzen. Das gelte für Übergriffe bei Bürgerkontakten seiner Mitarbeiter ebenso wie bei Lärm, Müll und anderen Dingen auf städtischen Grundstücken, vor allem auf Schulhöfen. das Jobcenter sei in puncto Sicherheit gut aufgestellt, so Bittner. Mit der Feuerwehrführung habe er vereinbart, mit körperlichem Training das Abwehren von Angriffen zu üben. Für die öffentliche Sicherheit setzt Bittner auf ein vorliegendes Konzept, das nicht nur repressiv, sondern auch präventiv arbeiten will. Dafür seien zwei oder drei zusätzliche Stellen für Streetworker erforderlich. Zudem solle ein kommunaler Ordnungsdienst aufgebaut werden, der die städtischen Immobilien bestreifen könne. Dies sei auch ohne zusätzliche Stellen möglich, wenn bei der Wiederbesetzung auf entsprechende Qualifikationen geachtet werde. Bittner betonte in diesem Zusammenhang, dass er sich mit dem Kämmerer absolut einig sei, dass die Haushaltssanierung Vorrang habe. „Arnsberg muss, kann und wird Ende 2021 den Haushaltsausgleich erreichen“, so Bittner.
Barrierefreiheit Stück für Stück
Ein Ziel, das viel Geld kosten wird, ist die Barrierefreiheit der über 200 städtischen Gebäude. Hier soll zunächst schrittweise eine Bewertung durch geschulte ehrenamtliche Kräfte erfolgen. Danach werde eine Prioritätenliste erstellt und abgearbeitet, so Bittner, denn „alles auf einen Schlag geht nicht“. Auch freies WLAN in der ganzen Stadt sei derzeit noch Zukunftsmusik, so Bittner. Allerdings sei ein Antrag auf Fördermittel gestellt, um zumindest ausgewählte Punkte auszubauen, das sei „besser als gar nichts“.
Bald Klarheit über Rathaus-Denkmalschutz
Bei den Stadtbüros solle sich vorerst nichts ändern, die Präsenz in den Stadtteilen, auch in Oeventrop, sei ihm wichtig, so der Bürgermeister, der nach Abschluss der Rathaussanierung auch gerne wieder ein Bürgerbüro als erste Anlaufstelle im Rathaus einrichten würde. Und für den dezentralen Service solle man auch über mobile Lösungen nachdenken. Für die Frage des Denkmalschutzes bei der Rathaussanierung erwartet Bittner in Kürze Klarheit in die eine oder andere Richtung, so dass man dann weiter planen könne. Zudem will er das Thema externe Projektsteuerung nochmals auf die politische Tagesordnung bringen.
Weniger befristete Arbeitsverträge
Für die geplante Mitarbeiterbefragung hat der Bürgermeister mit der Personalvertretung die Zielsetzung abgestimmt. Es soll vor allem um interne Organisation und Arbeitsabläufe gehen. Jetzt gehe es um das Geld und den Termin, so Bittner, der auch einiges vor hat, um die Arbeitsplätze bei der Stadt attraktiver zu machen. So sollen befristete Arbeitsverträge – vor allem für Erzieher und Ingenieure – so weit wie möglich entfristet werden. Die Feuerwehr soll wieder selbst ausbilden, um den Nachwuchs zu sichern. In der Ausländerbehörde soll die Beratung durch Einführung des Fallmanagments, vergleichbar mit dem Jobcenter, verbessert werden. Mit Fördermitteln könnten dafür ein bis zwei neue Stellen geschaffen werden. Auch will Bittner das klassische Rechtsamt stärken, vor allem mit Blick auf die Ausschreibungsverfahren von Bauprojekten im zweistelligen Millionenbereich wie dem Rathaus und den Schulen. Bittner will angesichts einer anstehenden Pensionierungswelle den Wissenstransfer sicherstellen und dafür sorgen, dass wichtige Stellen nicht unbesetzt bleiben, sondern möglichst überlappend neu besetzt werden. Auch sollen wieder feste Vertreterregeln und damit eine feste Führungsstruktur eingeführt werden.
Neuer Standort für Tafel in Sicht
Gefreut hat sich Bittner, dass er beim Streitthema Grundikids in Oeventrop auf den letzten Drücker einen Neustart habe erreichen können. Auch bei der Arnsberger Tafel sei er zuversichtlich. In den letzten Tagen sei ein sehr guter neuer Standort gefunden worden. Es seien nur noch Details zu klären, dann könne Vollzug gemeldet werden. Auch beim Erhalt und Ausbau der Gesundheitsversorgung in Arnsberg ist Bittner zuversichtlich. Das Drei-Stufen-Konzept des Klinikums gebe allen drei Standorten in der Stadt eine Zukunft. Das Ein-Standort-Konzept sei wegen der viel zu hohen Baukosten vom Tisch. Und beim Erhalt des Jugendzentrums Gierskämpen seien sich in der Politik alle einig.
Einladung an Fraktionen
Bittner hat sich vorgenommen, sich bei allen der rund 40 Fachbereiche der Stadtverwaltung vorzustellen und hat über die Hälfte dieser Besuche bereits absolviert. Auch den Fraktionen hat er Gesprächsangebote gemacht. Die FDP habe das bereits genutzt und ihn eingeladen. Probleme mit der schwarz-grünen Ratsmehrheit sieht Bittner bislang nicht. Schließlich gehe es allen darum, gute Dinge für die Stadt zu tun. Und bei den wichtigsten Entscheidungen gehe es um die Schulen und die Stadtplanung. Bei den Schulen habe es auch bisher immer eine gute Zusammenarbeit gegeben und auch das Thema Planung sei sehr fachlich und eigne sich nicht zu ideologischen Streitereien.