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Bücherei Neheim: neues Konzept und alter Standort

Die Stadtbücherei der Stadt Arnsberg hat drei Standorte, einen in der Marktpassage in Neheim. Foto: oe)
Die Stadt­bü­che­rei Neheim wird. davon geht die Ver­wal­tung aus, auch über 2015 hin­aus in der Markt­pas­sa­ge blei­ben. (Foto: oe)

Neheim. Weil die Stadt Arns­berg im Zuge ihrer Haus­halts­kon­so­li­die­rung teu­re Miet­ver­trä­ge über­prüft und sich von über­zäh­li­gen eige­nen Immo­bi­li­en trennt, waren im Stadt­teil Neheim auch neue Stand­or­te für Stadt­bü­ro und Stadt­bü­che­rei im Gespräch. Der Bezirks­aus­schuss Neheim ließ sich jetzt auf den aktu­el­len Stand brin­gen.  Dem­nach geht die Ver­wal­tung der­zeit davon aus, dass die Stadt­bü­che­rei Neheim auch künf­tig an zen­tra­ler Stel­le der Innen­stadt im Ober­ge­schoss der Markt­pas­sa­ge bleibt. Das Stadt­bü­ro wird defi­ni­tiv nicht zum Job­cen­ter an der Lan­gen Wen­de zie­hen. Mög­li­cher­wei­se kann es sogar als Mie­ter im bis­he­ri­gen Domi­zil, dem Alten Amts­ge­richt an der Schwes­ter-Aicharda-Stra­ße, blei­ben. Der Ver­kauf die­ses Gebäu­des steckt nach wie vor im Verhandlungsstadium.

Bücherei bringt 90.000 Besucher in Innenstadt

Fast drei­ein­halb Stun­den muss­te Peter Klei­ne, Chef des Kul­tur­bü­ros und der­zeit auch kom­mis­sa­ri­scher Fach­dienst­lei­ter der städ­ti­schen Büche­rei­en, im Bezirks­aus­schuss auf sei­nen ers­ten Tages­ord­nungs­punkt war­ten. Gleich­wohl war er ganz froh, dass direkt vor ihm Wirt­schafts­för­de­rer Bernd Lep­ski über das Abschnei­den der Nehei­mer City bei der bun­des­wei­ten Umfra­ge „Vita­le Innen­städ­te“ berich­te. Bei der Umfra­ge hat (wie berich­tet) Neheim in sei­ner Grö­ßen­klas­se einen Spit­zen­platz ein­ge­nom­men, aller­dings mit deut­li­chen Defi­zi­ten beim Gas­tro­no­mie- und Frei­zeit­an­ge­bot. Eine Büche­rei sei zwar kein Ersatz für ein Kino oder eine Dis­co, so Klei­ne, aber den­noch ein wich­ti­ger Teil eines attrak­ti­ven Frei­zeit­an­ge­bots, der in die Innen­stadt gehö­re. Bei 90.000 Besu­chern pro Jahr in der Büche­rei Neheim sei das ein Geben und Neh­men, von dem vie­le pro­fi­tie­ren. Es gebe Unter­su­chun­gen, so Klei­ne, dass für eine Büche­rei eine innen­stadt­na­he Lage wich­ti­ger sei als der letz­te Schrei an Medi­en. Zudem, so Klei­ne wei­ter, pas­sie­re in einer Büche­rei mehr als nur das Aus­lei­hen von Büchern. Die Nach­fra­ge nach Bera­tung und Hil­fe bei digi­ta­ler Recher­che sei groß und sein Team kom­pe­tent. Zudem sei die Büche­rei durch Aktio­nen wie den Som­mer­le­seclub und Koope­ra­tio­nen etwa mit dem Jugend­zen­trum und der Sekun­dar­schu­le fest mit dem Orts­teil verbunden.

Ziel Mietvertragsverlängerung

Aufgang zur Stadtbücherei Neheim. Foto: oe)
Auf­gang zur Stadt­bü­che­rei Neheim. (Foto: oe)

„Es wäre gut für die Büche­rei und gut für die Innen­stadt, wenn wir an dem Stand­ort blei­ben, und des­halb ist das auch unse­re Ziel­set­zung,“ sag­te Klei­ne, ver­wies aber auch dar­auf, dass man die Zie­le der Haus­halts­sa­nie­rung nicht außer Acht las­sen kön­ne. Der Miet­ver­trag lau­fe zum 31. Dezem­ber 2015 aus, aber der­zeit ver­han­de­le das städ­ti­sche Immo­bi­li­en­ma­nage­ment mit dem Ziel der Ver­trags­ver­län­ge­rung. Klei­ne kün­dig­te an, in zwei Wochen im Kul­tur­aus­schuss detail­liert auf die Zukunft der Büche­rei ein­zu­ge­hen. Er möch­te zusam­men mit den Mit­ar­bei­tern zunächst bis zum Som­mer ein Orga­ni­sa­ti­ons­kon­zept ent­wi­ckeln und danach das inhalt­li­che Kon­zept. Kurz vor Jah­res­en­de sol­len För­der­an­trä­ge gestellt wer­den, um 2016 mit der Umset­zung zu star­ten. Klei­nes Schluss­ap­pell an die Poli­ti­ker: „Bit­te beglei­ten Sie Ihre Büche­rei in Ihrem Orts­teil wohl­wol­lend und kri­tisch. Nut­zen Sie sie. Spre­chen Sie mit den Büchereifachfrauen.“

Politik sorgt sich um Qualitätsverlust

Wer­ner Frin (SPD) signa­li­sier­te vol­le Über­ein­stim­mung, dass die Büche­rei an die­sem expo­nier­ten Stand­ort bleibt, denn die Besu­cher­zah­len sprä­chen für sich. Er äußer­te aber auch Sor­ge, dass die Qua­li­tät wei­ter geschmä­lert wer­den kön­ne. Bereits jetzt schon sei die Gesamt­flä­che der Büche­rei ordent­lich beschnit­ten. Es mache im gro­ße Sor­ge, dass es wei­te­re Ein­schrän­kun­gen geben kön­ne, wenn auch das Stadt­bü­ro dort­hin kom­men solle.

Drei Interessenten für „Altes Amtsgericht“

Amtsgericht Neheim
Das Alte Amts­ge­richt beher­bergt noch das Stadt­bü­ro Neheim und steht zum Ver­kauf. (Foto: oe)

Für den zukünf­ti­gen Stand­ort des innen­stadt­na­hen Stadt­bü­ros in Neheim gibt es nach Aus­kunft der Stadt­ver­wal­tung noch drei Optio­nen. Die Ver­la­ge­rung des Stadt­bü­ros zum Job­cen­ter gehört nicht dazu. Sie wird „von der Ver­wal­tung nicht ver­folgt“. Die drei Optio­nen wür­den ohne­hin erst rele­vant, wenn das Gebäu­de „Altes Amts­ge­richt“ ver­kauft sei. Da fän­den, so die Mit­tei­lung der Ver­wal­tung, über den Koope­ra­ti­ons­part­ner Spar­kas­se der­zeit Gesprä­che mit drei ernst­haf­ten Inter­es­sen­ten statt. Der Ver­bleib des Stadt­bü­ros im Alten Amts­ge­richt sei nach wie vor eine Opti­on, je nach Vor­stel­lun­gen des Käu­fers. Eine zwei­te Opti­on sei die Anmie­tung eines Laden­lo­kals in der Innen­stadt. Die Ver­wal­tung habe sich dazu bereits ers­te Immo­bi­li­en­an­ge­bo­te ange­se­hen. Drit­te Opti­on sei die Inte­gra­ti­on des Stadt­bü­ros in die Stadt­bü­che­rei Neheim nach dem Bei­spiel Däne­marks und der Nie­der­lan­de, gege­be­nen­falls mit einer räum­li­chen Erweiterung.

Bücherei plus Stadtbüro eine räumliche Frage

Peter Klei­ne sag­te den bei Opti­on drei zunächst etwas skep­ti­schen Bezirks­aus­schuss­mit­glie­dern, dass für ihn nichts grund­sätz­lich gegen die Ver­bin­dung von Stadt­bü­che­rei und Stadt­bü­ro spre­che und er sich eine Zusam­men­ar­beit gut vor­stel­len kön­ne, dass das aber auch eine räum­li­che Fra­ge sei. Ein zuneh­men­der Ersatz von Büchern durch digi­ta­le Medi­en füh­re, so Klei­ne, nicht unbe­dingt dazu, dass eine Biblio­thek weni­ger Platz brau­che. Zu einem moder­nen Büche­rei­kon­zept gehö­re es, die Auf­ent­halts­qua­li­tät zu stei­gern, Mög­lich­kei­ten zum Rela­xen anzu­bie­ten oder auch Platz für klei­ne Aktio­nen, also ins­ge­samt mehr zu machen und akti­ver zu wer­den. Das Kul­tur­bü­ro wür­de sich zudem sehr freu­en, in Neheim einen pas­sen­den Ver­an­stal­tungs­ort für die Phan­ta­sie­werk­statt zu finden.

Denkmalschutz und Nutzungskonzepte

In Sachen Altes Amts­ge­richt ist laut Ver­wal­tung vor­ge­se­hen, im Febru­ar noch vor­zu­le­gen­de inhalt­li­che Kon­zep­te zu prü­fen. Das gel­te ins­be­son­de­re für die Ein­be­zie­hung der wich­ti­gen Belan­ge des Denk­mal­schut­zes und der Qua­li­tät der Nut­zungs­kon­zep­te. Dann wer­de sich zei­gen, ob und wie sich die jewei­li­gen Vor­stel­lun­gen – auch finan­zi­ell – zusam­men­füh­ren las­sen. Der stellv. Aus­schuss­vor­sit­zen­der Wer­ner Frin frag­te ganz kon­kret, ob es „beim Denk­mal­schutz hakt“. Stadt­pla­ner Tho­mas Viel­ha­ber ant­wor­te­te, Denk­mal­schutz und Käu­fer müss­ten sich auch hier eini­gen, und mach­te das am Bei­spiel des eben­falls denk­mal­ge­schütz­ten und bereits erfolg­reich an einen Inves­tor ver­kauf­ten Alten Amts­hau­ses in Hüs­ten deut­lich. Dort habe der Käu­fer zunächst Bal­ko­ne an der Front­fas­sa­de bau­en wol­len und jetzt baue er sie an der Rück­sei­te des Gebäudes.

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