Sundern. Über kaum ein politisches Thema wird kommunal derzeit so heiß diskutiert wie über die Röhrtalbahn. Die Wogen schlagen immer höher und auch im Kreistag gewinnt das Thema an politischer Brisanz. In der kommenden Woche wird sich auch der Rat der Stadt Sundern noch einmal mit dem Thema beschäftigen.
Mittel müssen nur abgerufen werden
Sunderns Bürgermeister Ralph Brodel (SPD) will eine finale Machbarkeitsstudie: „Die Mittel hierfür stehen im Haushalt des Zweckverbands Ruhr-Lippe bereit und müssen nur abgerufen werden.“ 500.000 Euro habe der Zweckverband in seinen Haushalt eingestellt, basierend auf den bislang durchgeführten Voruntersuchungen der letzten Jahre. Erst durch die dort aufgezeigten positiven Ergebnisse einer wirtschaftlich zu betreibenden Bahnstrecke, wurde die Machbarkeitsstudie von den Nahverkehrsspezialisten als sehr sinnvoll und notwendig bewertet.
Ein klares Signal, so Brodel, denn: „Niemand stellt so viel Geld für eine Studie zur Verfügung, wenn nicht eine klare Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Da gibt es viele andere, die darauf warten.“ Was dem Verwaltungschef aber besonders am Herzen liegt, ist die Versachlichung der Diskussion, die tatsächlich teilweise holzschnittartig geführt wird. „Mit der Machbarkeitsstudie wird genauestens geschaut, was nicht geht und was geht und wie kann es umgesetzt werden, oder eben nicht. Frei von Meinungen oder Annahmen. Daher kann diese eigentlich nur jeder befürworten, egal ob Befürworter oder Gegner“.
Sachliche Diskussion im Interesse aller
Bürgermeister Brodel setzt darauf, dass der Rat es ebenso sieht und den Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) auffordert die Studie schnellstmöglich durchzuführen. „Damit können wir ganz sachlich diskutieren und das muss ja auch im Interesse aller Ratsmitglieder sein.“
11 Antworten
Herr Brodel argumentiert: „Niemand stellt so viel Geld für eine Studie zur Verfügung, wenn nicht eine klare Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Da gibt es viele andere, die darauf warten.“
Ganz anders hat aber Thomas Ressel vom Zweckverband Ruhr-Lippe in 2017 vor dem Stadtrat argumentiert:
“ Ressel betonte dabei, dass es praktisch keine Nahverkehrslinie in Deutschland gebe, die nicht im Defizit fahre. Es sei normal, dass der Steuerzahler das Defizit ausgleiche. Die Summe für die Röhrtalbahn sei klein, allein für Westfalen-Lippe liege das Budget bei 340 Millionen jährlich.“ War Herr Brodel bei diesem Vortrag abwesend? Nein, er war anwesend!
(Zitat Blickpunkt, siehe: https://www.blickpunkt-arnsberg-sundern-meschede.de/roehrtalbahn-ein-schatz-den-man-heben-sollte/)
Warum also ein neues Wirtschaftlichkeitsgutachten, wenn eben dieses sowieso überhaupt keine Rolle spielt? Der Steuerzahler springt ohnehin für das Defizit ein. Und das Geld für das Gutachten wäre somit rausgeschmissenes Geld.
Und wie will Herr Brodel reagieren, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist – was ja bei den meisten Bahnlinien zutrifft? Tritt er dann zurück…von seiner Voreingenommenheit? Er wurde ja angeblich vom Saulus zum Paulus bekehrt, was die Röhrtalbahn angeht. Auch das war ein Irrtum, er wandelte sich vom Paulus zum Saurus!
Man lese auch in obigem Zitat nach, um sich ein Urteil über die Neutralität in der Sache des ZRL zu bilden. Der ZRL ist von Neutralität ebenso weit entfernt wie der VCD, der das letzte Gutachten erstellte. Nämlich so weit wie die Erde von der Sonne. Und somit völlig ungeeignet für die Erstellung eines Gutachtens. Allein das Ansinnen dazu läßt tief blicken.
Der vom ZRL angebotene freigiebige Umgang mit Steuergeldern wäre es darüberhinaus wert, dem Steuerzahlerbund gemeldet zu werden. Fallen Landesmittel wie Manna vom Himmel?
Die Argumentation des Bürgermeisters bewegt sich auf sehr dünnem Eis.
1. Der ZRL (Zweckverband Ruhr Lippe) ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts und arbeitet streng nach Recht und Gesetz.
Das Verkehrsministerium in Düsseldorf führt die Dienstaufsicht über den ZRL
und ist daher in wichtige Entscheidungen und Entwicklungen eingebunden.
2. Alle Verkehrsprojekte in Deutschland werden ausschließlich nach Nutzen-Kosten bewertet.
Das angesprochene Defizit des SPNV bedeutet, dass nur der betriebswirtschaftliche Teil, die Einnahmenseite betrachtet wird.
Viele Nutzenfeffekte werden aber nicht in Geld bewertet, sind aber sehr wichtig für die Regionen.
Würden die Straßen genau so bewertet wie der SPNV, dann sind die meisten Straßen in den Regionen total unwirtschaftlich.
Aber wir brauchen natürlich die Straßen, ebenso wie Schienenwege.
3. Um die Verteilung der steuerlichen Zuschüsse so gering wie möglich zu gestalten, werden alle SPNV-Bahnprojekte
streng bewertet nach wissenschaftlichen Grundlagen (standardisierte Bewertung).
Dabei hat die Röhrtalbahn besonders gut abgeschnitten, mit dem Spitgzenwert von plus 1,8.
Das bedeutet: Für einen Euro, der für die Röhrtalbahn investiert wird, fließen Nutzenwerte von 1,80 Euro zurück.
Im Betrieb gibt das GuV-Konto als wichtiger Teil des Rechnungswesens betriebliche Aufwendungen und Erträge wieder,
der Saldo ist einfach zu ermitteln und stellt dann entweder einen Gewinn oder einen Verlust dar.
Das geht bei Verkehrsprojekten nicht, daher wurde die Nutzen-Kosten-Analyse und ‑Bewertung entwickelt.
Die Defizite im SPNV werden dabei allerdings in die Bewertung eingerechnet, dennoch kann ein eindeutiger positiver
Nutzen entstehen.
Werden also ca. 13 Millionen Euro in die Röhrtalbahn investiert, dann fließt ein erheblicher Nutzengewinn in die Region.
tja Herr Blome, ich beantrage eine Verlegung von einigen 100 m Bahngleis am Schwemker Ring, dazu eine Draisine – dann können Sie ökologisch wertvoll Pengel-Anton fahren.
Für den ÖPNV ist die Röhrtalbahn irrelevant, da die Infrastruktur nicht vorhanden ist, weder behindertengerechte Haltestationen noch ist die ordnungsgemäße Absicherung der BÜ gewährleistet.. d.h. auf L 519 und B 229 sind selbige beschrankt aufzurüsten, eine Geldvernichtung sondergleichen! und der Straßenverkehr verschmutzt die Umwelt unnötig wegen der Wartezeiten an den BÜ. sollte nur mal angemerkt werden!!
Das beschriebene höchstwahrscheinliche Defizit betrifft nur den SPNV, also den schienengebundenen Personen-Nahverkehr.
Darüberhinaus ergibt sich aber wie schon erwähnt im Spezialfall der Röhrtalbahn ein Schadeffekt für den Individualverkehr, der in der Wirtschaftlichkeitsberechnung überhaupt keinen Eingang findet. Deshalb forderte ich eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung. Aber die Wirtschaftlichkeit bzw. die gesamtwirtschaftliche Schädlichkeit einer Reaktivierung scheint ja wohl überhaupt Niemanden zu interessieren. Speziell nicht die Ideologen.
Hoffentlich findet dieses Thema endlich einen Abschluß.
Wenn der Herr Hengesbach mal die Antwort auf seinen ersten Kommentar verstanden hätte, hätte er sich den zweiten sparen können. Aber er soll ruhig eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung fordern, weil er ja sicher den gesellschaftlichen Nutzen einer Bahnlinie viel vernünftiger beurteilen kann als der Rest der Fachwelt.
Hätte mich jetzt auch gewundert wenn Herr Hengesbach nicht wieder sein Senf dazu gibt. Wie war das „Hoffentlich findet dieses Thema bald einen Abschluss“ . Vorschlag ! Fangen sie selber damit an.
Wer glaubt ein Stickoxydproblem gäbe es nur in den Großstädten, der irrt. Auch in Sundern können zu Stoßzeiten Grenzwertüberschreitungen gemessen werden. Den Schaden haben die Anwohner. Wir brauchen eine Verkehrswende und ein Verzicht auf die Verbrennung fossiler Energieträger, auch in Sundern!
tja Herr Bergfeld, dann sagen Sie mir doch bitte mal, wie Sie diesen gordischen Knoten durchschlagen wollen.. Das Thema Windräder hat unser toller Landrad ja ad absurdum geführt, das Theater um Hambi ist auch noch frisch, also bleibt nur Strom aus AKW, z.B. Tihange und Fessenheim.. und nun??
Die IHK Arnsberg berichtet in ihrer Zeitschrift „Wirtschaft“ Januar/Februar 2019 ,
dass die IHK die Reaktivierung der Röhrtalbahn unterstützt. Das wird ausführlich begründet.
Außerdem informiert Bürgermeister Brodel auf seiner facebook-Seite über ein aktuelles Gespräch mit der RLG.
Darin wird bestätigt, dass die Röhrtalbahn mit dem wenigen Güterverkehr gehalten werden kann.
Außerdem wird die Planung neuer Güterverkehre mit der Röhrschiene angedeutet.
Hier kann das auf Seite 30/31 in „Wirtschaft, MAGAZIN DER IHK ARNSBERG“
Ausgabe JANUAR/FEBRUAR 2019 nachgelesen werden:
http://www.ihk-arnsberg.de/upload/wirtschaft_01_02_19_13303.pdf?ActiveID=2464
Die Industrie- und Handelskammer vertritt als eigenverantwortliche öffentlich-rechtliche Selbstverwaltungskörperschaften die Interessen ihrer zugehörigen Unternehmen auch gegenüber den Kommunen! Somit ist die Einschätzung der IHK zur Röhrtalbahn (RTB) eine Aufforderung an unsere politischen Entscheider in Sundern, die sich eigentlich bereits als Partner und Förderer der heimischen Wirtschaft sehen (s. „Prämissen der Wirtschaftsförderung der Stadt Sundern“, 2017), in ihrer Stadtentwicklung in genau diese Richtung zu gehen, nämlich das Potential der RTB zu nutzen, das Standortmarketing vielversprechend, die Attraktivität steigernd und vielseitig gewinnbringend mit dem „Innovationsbegriff Schiene“ zu optimieren.
Als Lobby der regionalen Wirtschaft gehört es zu den Aufgaben der IHK, die Wahrnehmung des Gesamtinteresses der ihnen zugehörigen Gewerbetreibenden ihres Bezirkes und die Förderung der gewerblichen Wirtschaft zu gewährleisten! Förderung der Wirtschaft, das geht also nicht nur demnach sehr gut auch mit einer modernen Röhrtalbahn! Sie ist durchaus geeignet, als wirkkräftige Strukturförderung die unzureichende und nur schlecht weiter auszubauende verkehrliche Anbindung der Stadt über die Straße, auf Schienen zusätzlich zukunftssicher wesentlich zu optimieren. Sie ist damit pure Wirtschaftsförderung, sowohl für das Gewerbe, als auch ein Garant für einen Mehrwert im Tourismus, aber auch der Handel wird profitieren. Die RTB wird ein großer Beitrag zur Entwicklung einer sicheren, zukünftig höheren Wertschöpfung in der Stadt. Städte, die sich durch einen Bahnanschluss und damit mit einem besonders hohem Maß an Lebensqualität auszeichnen, werden von Menschen als Aufenthaltsort bevorzugt und sind führend im Wettbewerb um Bewohner. Die RTB bringt Menschen nach Sundern, belebt auch die Innenstadt und macht sie damit attraktiver. Diese Standortattraktivität ist nicht uninteressant bei der schrumpfenden Bevölkerungszahl und den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Problemen. Ganz nebenbei ist die RTB ein aktiver Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Zusätzlich auch ein Plus für die bequeme Mobilität, auch der agilen, alternden Bevölkerung, gerne auch der immer größer werdenden Gruppe der bewusst zukunftsaffinen jungen Menschen. Die RTB ist Baustein einer Entwicklungen und eine Initiative zum neuen, innovativen Branding eines nachhaltigen und umweltgerechten Wirtschaftens. Die RTB – ein Gewinn für alle, für ganz Sundern.…. und mehr!
Ach, – und auch zum Thema: „Gutes Leben und Arbeiten auf dem Land“ und darin ab 3:40 konkret etwas zur Röhrtalbahn, vom 18.1.2019 aus dem Bundestag. Ein Aufruf für eine kommunale Kohäsionspolitik in Sundern, einen notwendigen inneren Zusammenhalt, um einen so wichtigen Schritt gemeinsam zu gehen: https://www.youtube.com/watch?v=IxeCpTA8-zY