„Diese Ausstellung macht neben den eindrucksvollen Fotografien die politische Arbeit von Heinrich Lübke deutlich“, so Uta Koch vom Kulturbüro. Er war von 1947 bis 1954 Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen. In der Zeit, die geprägt war von den Erschütterungen des 2. Weltkrieges, Hungerwinter und Dürresommer, Nahrungsmangel, zerstörten Städten und der kompletten Infrastruktur, Materialmangel, zerrissenen Familien, traumatischen Erlebnissen, Flucht. Sein Bruder fragte ihn, ob er von Sinnen wäre, ein solch hoffnungsloses Amt anzunehmen, in dem man höchstens die Möglichkeit hätte, den Mangel mehr oder weniger gerecht zu verteilen. Heinrich Lübke hat in einer Rede im Mai 1947 darauf hingewiesen, dass die katastrophale Ernährungslage und die furchtbare Verelendung die junge Demokratie gefährdet: „Wo Hunger ist, kann keine Ordnung aufrecht erhalten werden, wo Hunger ist, kann keine Planung wirksam sein, wo Hunger ist, helfen auch keine Versprechen für die Zukunft.“
Bilder aus dem Alltag
Diese Notsituation zeigen deutlich Fotografien, die einen emotionalen Einblick in das Leben von Kindern in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg geben. Sie zeigen den Alltag der Kinder, der geprägt ist durch das Leben in Behelfsunterkünften, die Bedeutung des Essens, einfach nur satt zu werden, aber auch durch den beginnenden Neuanfang. Dabei sind die Fotografien aus der Sammlung von Michael-Andreas Wahle zugleich traurig und lebendig. Die Urheber der Fotos sind unbekannt. Vermutlich wurden die meisten Bilder im Regierungsauftrag erstellt und sollten die Zustände und Aufbauhilfe der Alliierten dokumentieren. Den Grundstock der Sammlung bilden Funde in verlassenen amerikanischen Kasernen in Deutschland.
Leihgaben Sunderner Bürger
Zu der Fotografieausstellung, die als Wanderausstellung von der Museumslandschaft des Hochsauerlandkreises konzipiert wurde, haben einige Menschen aus Sundern und Umgebung ihre persönlichen Sammlungen geöffnet und stellen ihre Erinnerungsgegenstände aus der Zeit von 1945 bis 1955 als Leihgabe in der Ausstellung zur Verfügung. Ganz besonders ergreifend ist ein Becher, der aus einer Handgranate gefertigt wurde oder auch Kochrezepte, die unter dem Titel „Spar-Rezepte – abwechslungsreiche Kost trotz zeitbedingter Nahrungsmittelknappheit“ herausgegeben wurden. Zusammen mit den Fotografien zeigen die Ausstellungsstücke aber auch den beginnenden Neuanfang und Aufbruch.
Vier Führungen
Die sehr berührende und spannende Ausstellung ist in der Zeit vom 11. September bis 9. Oktober jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen durch die Sonderausstellung werden am 11. und 18. September jeweils um 14.30 Uhr und am 15. und 20. September jeweils um 18 Uhr angeboten.