Arnsberg/Sundern/HSK. Weniger Bewerber als im Vorjahr, aber deutlich mehr Ausbildungsstellen: die Situation am Ausbildungsmarkt dreht sich! Auch für die Folgejahre wird sich die Entwicklung fortsetzen. Arbeitgeber müssen sich attraktiv darstellen, um den entsprechenden Nachwuchs für sich zu gewinnen.
Bilanz zum Ende des Ausbildungsjahres 2013/2014
Zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2013/2014 (Zeitraum Oktober 2013 bis September 2014) ziehen die Agentur für Arbeit Meschede-Soest, die IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland und die Handwerkskammer Südwestfalen gemeinsam Bilanz:
- 2485 Jugendliche waren im abgeschlossenen Ausbildungsjahr bei den Agenturen für Arbeit im Hochsauerlandkreis gemeldet, 62 junge Menschen bzw. 2,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ende September suchten noch 38 von ihnen eine Lehrstelle für dieses Jahr.
- Auf der anderen Seite meldeten Arbeitgeber im HSK 2030 Ausbildungsstellen, die in diesem Jahr zu besetzen sind. Das waren 97 Stellen oder 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 123 Lehrstellen waren Ende September noch nicht besetzt.
Schon 2020 im HSK 600 Jugendliche weniger pro Jahr
„Wir stehen vor immer größer werdenden Herausforderungen“, stellt Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit Meschede-Soest mit Blick auf die Ausbildungsmarktbilanz 2013/2014 fest. „Im Jahr 2020 werden wir im Hochsauerlandkreis rund 600 Jugendliche weniger haben, die die Schulen verlassen und sich um Studium oder Ausbildung bemühen. Der Markt wandelt sich zu Lasten der Arbeitgeber. Sie müssen sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten attraktiv präsentieren, um in Zukunft weiter das gewünschte Personal halten zu können. Denn: die Demografie schleicht sich mit großen Schritten an! Viele Arbeitgeber der Region haben das bereits erkannt.“
Ansturm auf die Hochschulen – Mangel an Meistern
„Ein großes Problem der dualen Ausbildung ist aktuell der Ansturm auf die Hochschulen. Immer mehr junge Menschen werden in Richtung Studium geführt – nahezu gedrängt – ohne dass wir wissen wozu“, so Klaus Bourdick, Geschäftsbereichsleiter Berufsbildung der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland. „Der kommende Fachkräfteengpass bezieht sich aber nicht nur auf Akademiker. Er trifft die Wirtschaft vor allem durch den Mangel an beruflich Hochqualifizierten, also an Meistern, Bilanzbuchhaltern und Fachwirten. Regionale Prognosen zeigen: ca. 80 Prozent der vorhandenen Arbeitsplätze werden in den nächsten Jahren mit betrieblich qualifizierten Menschen zu besetzen sein. Und nur zwanzig Prozent durch jene mit einer akademischen Qualifizierung. Das ist zu wenig präsent, das müssen wir gemeinsam offensiver kommunizieren. Die duale Ausbildung bleibt daher nach wie vor ein sinnvoller Karriereeinstieg“, weiß Klaus Bourdick.
„Beim Thema demografische Entwicklung ist das Handwerk auf einem guten Weg, auch wenn sich der ein oder andere Handwerksmeister erst an die neue Situation gewöhnen muss. Das Motto “Nach Arbeit muss man suchen“ hat sich gedreht, im Handwerk müssen viele Arbeitgeber bereits nach Azubis suchen. Wie auch in den Vorjahren bleibt es eine Herausforderung, Jugendliche für eine Ausbildung im Nahrungsmittelhandwerk zu begeistern. Ausbildungsstellen zum Kfz-Mechatroniker sowie zum Anlagenmechaniker sind wie auch in den Vorjahren sehr begehrt. Unsere Arbeitgeber können es sich nicht leisten, auf eine Bewerbergruppe zu verzichten. Sowohl der Abiturient, aber auch der Hauptschüler mit schwachem Abschluss kann für uns Gold wert sein“, erläutert Fabian Bräutigam, Geschäftsbereichsleiter Bildung und Recht der Handwerkskammer Südwestfalen, die Situation am Ausbildungsmarkt.
Hilfen für Schwächere
Dass alle Reserven mobilisiert werden müssen und Jugendliche mit schwachem Abschluss nicht nur eine Chance brauchen, sondern am Arbeitsmarkt gebraucht werden, weiß auch Frank Engler, Berufsberater der Agentur für Arbeit Meschede: „Mit unseren ausbildungsbegleitenden Hilfen unterstützen wir schwächere Jugendliche bereits mit dem ersten Tag der Ausbildung. Sie bekommen sowohl Nachhilfe, als auch sozialpädagogische Betreuung.“
Beratung für jeden Jugendlichen ohne Lehrstelle
Auch nach dem Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September bemühen sich die Arbeitsagentur und Ausbildungsmarktpartner im HSK weiter, den noch suchenden Jugendlichen Angebote zu machen. „Berater der IHK, der Handwerkskammer und der Arbeitsagentur setzen sich im HSK mit jedem Jugendlichen an einen Tisch, der noch keine Lehrstelle gefunden hat. Diese Konsensgespräche laufen so lange, bis auch der letzte seinen Weg gefunden hat“, berichtet Schmale vom gemeinsamen Engagement der Ausbildungsmarktakteure. „Auch die Möglichkeit, über Praktika den Fuß in die Ausbildung zu bekommen, besprechen wir mit den jungen Menschen. Es gibt also auch jetzt noch Möglichkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Hierzu zählen ebenfalls die Lehrstellen, die in den ersten Wochen nach Ausbildungsstart wieder gelöst und neu vergeben werden können“.
Arbeitgeber, die freie Ausbildungsstellen für dieses oder das kommende Jahr zu besetzten haben, werden gebeten, diese beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur unter Tel. 0800 4 5555 20 oder bei ihren persönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in der Arbeitsagentur zu melden. Jugendliche, die die Angebote der Berufsberatung und der Ausbildungsvermittlung in Anspruch nehmen möchten, können sich telefonisch unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 anmelden.
Zwei unterschiedliche Wunschlisten
Die Top 10 der Wunschberufe noch suchender Jugendlichen im HSK sind:
- Industriekaufleute
- Fachkraft – Lagerlogistik
- Kaufleute für Büromanagement
- Metallbauer/in Konstruktionstechnik
- Kaufleute im Einzelhandel
- Verkäufer/in
- Bürokaufleute
- Medizinische/r Fachangestellte/r
- Florist/in
- Maschinen – und Anlagenführer
Arbeitgeber haben noch folgende Top 10 der Ausbildungsstellen zu besetzten:
- Hotelfachmann /-frau
- Koch/ Köchin
- Verkäufer/in
- Restaurantfachmann/ frau
- Friseur/in
- Kaufmann /-frau im Einzelhandel
- Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk – Fleischerei
- Bäcker/in
- Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung
- Tischler/in