- Blickpunkt Arnsberg-Sundern-Meschede - https://www.blickpunkt-arnsberg-sundern-meschede.de -

Auch Chaos Computer Club bastelt am Arnsberger Freifunk-Netz

Intensives Arbeiten am Arnsberger Freifunk-netz: die U23-Gruppe des Chaos Computer Clubs Köln im Forum des peter Prinz-Bildungshauses. Foto: oe)
Inten­si­ves Arbei­ten am Arns­ber­ger Frei­funk-Netz: die U23-Grup­pe des Cha­os Com­pu­ter Clubs Köln im Forum des Peter Prinz-Bil­dungs­hau­ses. (Foto: oe)

Arns­berg. Das Frei­funk­netz mit frei­em Inter­net­zu­gang in Arns­berg, das im Som­mer zwi­schen Neu­markt und Glo­cken­turm gestar­tet wur­de, ist dabei, in der deutsch­land­wei­ten Sze­ne zu einer Art Mek­ka des frei­en WLAN zu wer­den. Der bes­te Beweis: am Wochen­en­de ist die U23-Jugend­grup­pe des Cha­os Com­pu­ter Clubs (CCC) aus Köln eben­so nach Arns­berg gekom­men wie eine Grup­pe von Frei­fun­kern aus Ber­lin. Zusam­men mit hei­mi­schen Frei­fun­kern sind rund 20 Com­pu­ter­freaks am Werk, um das Netz zu ana­ly­sie­ren und auszubauen.

Installationen auf den Türmen

Am Samstag morgen ging es für die Computerfreaks auch auf den Glockenturm. Foto: oe)
Am Sams­tag mor­gen ging es für die Com­pu­ter­freaks auch auf den Glo­cken­turm. Foto: oe)

„Geekend“ nennt sich die Ver­an­stal­tung des CCC-Nach­wuch­ses, eine Ver­bin­dung aus Weekend und Geek, dem eng­li­schen Wort für Stre­ber oder Stu­ben­ho­cker, inzwi­schen eine gän­gi­ge Bezeich­nung für Wochen­end­ver­an­stal­tun­gen von Com­pu­ter­freaks. Aller­dings kamen die „Stu­ben­ho­cker“, die ihre Lap­tops im Forum des Peter Prinz-Bil­dungs­hau­ses auf­ge­baut hat­ten, an die­sem Wochen­en­de auch inten­siv an die fri­sche Luft und in den Genuss ande­rer Vor­zü­ge der Stadt Arns­berg. Sie erklom­men bei strah­len­der Herbst­son­ne luf­ti­ge Höhen, um Richt­funk-Rou­ter und ande­re Hard­ware zu instal­lie­ren und so das Netz aus­zu­bau­en und über Drei­ecks­ver­bin­dun­gen aus­fall­si­che­rer zu machen. Hoch oben auf dem Glo­cken­turm und auch im Turm der Props­tei­kir­che, aber auch bei der Sau­er­län­der Span­plat­te und im zehn Kilo­me­ter ent­fern­ten Neheim auf dem Rat­haus wur­de bei herr­li­cher Aus­sicht erfolg­reich instal­liert. Die gelun­ge­ne Ver­bin­dung zwi­schen Span­plat­te und Rat­haus freu­te die Frei­fun­ker beson­ders, da sie ohne direk­ten Sicht­kon­takt gelun­gen ist.

Auch Flüchtlingsheim und Storchennest in Reichweite

Da die Ver­bin­dung vom Glo­cken­turm zur Span­plat­te steht, wird mit eini­gen weni­gen tech­ni­schen Instal­la­tio­nen in Kür­ze auch das Flücht­lings­heim auf der Ham­mer­wei­de ans Frei­funk­netz ange­schlos­sen sein und die Bewoh­ner kön­nen ohne Kos­ten ihre Ange­hö­ri­gen in Afri­ka oder im Vor­de­ren Ori­ent kon­tak­tie­ren. Auch für die Richt­funk-Ver­bin­dung zur Rüden­burg wur­de auf dem Glo­cken­turm alles vor­be­rei­tet. Das Gegen­stück an der Burg­rui­ne soll dem­nächst fol­gen. Das Klet­tern in die hohen Bäu­me wol­len die Com­pu­ter­freaks aber lie­ber den Forst-Spe­zia­lis­ten über­las­sen. Mit dem Sprung zur Rüden­burg wird es nicht nur mög­lich, die dort ange­brach­ten QR-Codes zur Geschich­te die­ses his­to­ri­schen Orts über Frei­funk zu lesen, son­dern es geht auch wei­ter in Rich­tung Giers­käm­pen. Hans-Jörg Etz­ler, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des Ver­kehrs­ver­eins Arns­berg und enga­gier­ter Frei­funk-Motor auf Stein­weg und Altem Markt, möch­te sich hier einen ganz beson­de­ren Wunsch erfül­len, den Anschluss des Frei­bads Stor­chen­nest an das Freifunk-Netz.

Für freies Bürgerdatennetz und gegen Störerhaftung

Auch auf dem Tisch nicht ganz un-Chaotisch: die jungen Mitglieder vom Chaos Computer Club. Foto: oe)
Auch auf dem Tisch nicht ganz un-chao­tisch: die jun­gen Mit­glie­der vom Cha­os Com­pu­ter Clubs. (Foto: oe)

Wie Etz­ler geht es Tarek Jumah, dem Vor­sit­zen­den von „Wir in Arns­berg“, dar­um, den tech­ni­schen Fort­schritt zu nut­zen und so Ein­zel­han­del und Tou­ris­mus in der Stadt zu för­dern. Des­halb haben auch die WIA-Mit­glie­der Bio­la­den Regen­bo­gen, Axel Fari­en Immo­bi­li­en, JUMAH.NET und Wir-in-Arnsberg.de die Anrei­se der Köl­ner CCC-Mit­glie­der gespon­sert. Die sind bereits am Frei­tag ange­kom­men und wur­den von der Stadt im Schul­zen­trum Sau­er­stra­ße unter­ge­bracht. Für den Köl­ner CCC ist es bereits die elf­te Ver­an­stal­tung die­ser Art, die den Nach­wuchs, in die­sem Fall ein Dut­zend Stu­den­ten und Schü­ler, näher an den Club her­an­füh­ren und bin­den soll. Neben tech­ni­schen ste­hen dabei auch gesell­schaft­li­che Aspek­te im Mit­tel­punkt, denn das Frei­funk­netz ist ein Bür­ger­netz, das ein frei­es, unzen­zier­tes und unli­mi­tier­tes Inter­net ermög­li­chen will, ohne dass sich Pro­vi­der alles ver­gol­den las­sen oder die Stö­rer­haf­tung die­se Akti­vi­tä­ten ver­hin­dert. „Wir füh­len uns immer noch als Robin Hoods, die gegen die völ­lig unsin­ni­ge Stö­rer­haf­tung kämp­fen, die es außer in Deutsch­land kaum noch irgend­wo in Euro­pa gibt,“ sagt Hans-Jörg Etz­ler, um gleich hin­zu­zu­fü­gen, dass alle Arns­ber­ger, die die nicht selbst genutz­ten Kapa­zi­tä­ten ihres Inter­net­an­schlus­ses dem Frei­funk-Netz zur Ver­fü­gung stel­len, abso­lut auf der siche­ren Sei­te sei­en. Weil der Frei­funk­ver­ein jetzt selbst Pro­vi­der sei, kön­ne nie­mand für Inhal­te, die ein ande­rer her­auf- oder her­un­ter­la­de, ver­ant­wort­lich gemacht wer­den. „Was wir jetzt schon erreicht haben, hät­ten wir uns vor einem hal­ben Jahr nicht träu­men las­sen,“ sagt Etz­ler. „Unser Ziel ist die Digi­ta­li­sie­rung der Stadt mit einem Bür­ger­da­ten­netz,“ sagt Dani­el Wag­ner, enga­gier­ter Frei­fun­ker und für die Pira­ten­par­tei Mit­glied im Arns­ber­ger Rat und im Kreis­tag. Er betont, wie wich­tig es dafür gewe­sen sei, dass die Stadt Arns­berg als ers­te in ganz Deutsch­land ihren Inter­net­an­schluss für ein Frei­funk-Netz geöff­net habe. Die sei ein Bei­spiel, dem inzwi­schen auch ande­re Kom­mu­nen – etwa Möh­ne­see und Neu­en­ra­de in der Nach­bar­schaft –  fol­gen, denn Arns­berg habe die dort bestehen­den Zwei­fel ausgeräumt.

Beitrag teilen