Arnsberg. Bereits zum 22. Mal haben Stadt Arnsberg und RWE gemeinsam den Arnsberger Umweltpreis vergeben. Die Preisträger wurden am Montag abend im Rittersaal des alten Rathauses ausgezeichnet. Das von der RWE gestellte Preisgeld verteilt sich dabei nach der Entscheidung der Jury auf insgesamt sechs Preisträger, um die Vielzahl ganz unterschiedlicher, aber allesamt herausragender Projekte zu würdigen, wie Jury-Sprecher Dr. Gotthard Scheja sagte.
1. Platz für Holger Hesse
Der 1. Platz mit einem Preisgeld von 1500 Euro geht an Holger Hesse. Dieser ist bereits seit über 25 Jahren Gewässerpate der Walpke in Wennigloh und hat vor zwölf Jahren ein Projekt zur Wiederansiedlung des heimischen Edelkrebses begonnen, das er bis heute betreut. Die Jury hat ihm den ersten Preis insbesondere auch für das außerordentlich langfristige Engagement verliehen.
2. Platz für Weinberg AG
Mit dem 2. Platz und einem Preisgeld von 1200 Euro wurde die Weinberg AG des Gymnasiums Laurentianum ausgezeichnet. Die AG unterstützt seit knapp zwei Jahren den Altstadtverein bei der Betreuung des Historischen Weinbergs am Schlossberg. Die Schülerinnen arbeiten wöchentlich am Projekt, helfen bei der Pflege und Ernte sowie bei der Produktion von Wein und Gelee, bereiten Führungen und Exkursionen vor und beschäftigen sich mit Historie und Tradition des Weinbaus in Arnsberg.
3. Platz für „Junge Familie“
Der 3. Platz mit einem Preisgeld von 800 Euro geht an die Gruppe „Junge Familie“ des SGV Voßwinkel. Seit mehreren Jahren bietet diese Gruppe neben familienfreundlichen Wanderungen auch verschiedene Aktivitäten zum Thema Natur und Umwelt an. Das reicht vom Bau von Insektenhotels und Nistkästen bis zur Pflege von Hecken.
Drei Anerkennungspreise
Neben den ersten drei Preisen hat die Jury auch drei Anerkennungspreise vergeben, die jeweils mit 500 Euro dotiert sind. Die gemeinnützige Beschäftigungsinitiative Neue Arbeit Arnsberg wurde für ihr Engagement im Gewässerschutz ausgezeichnet. In den letzten Jahren hat sie mehrere Renaturierungen zwischen Hüsten und Oeventrop durchgeführt, darunter auch größere wie an der Röhrmundung in die Ruhr.
Die Kindertagesstätte am Marienhospital hat den „regionalen Apfel“ thematisiert. Die Kinder halfen bei der Ernte auf städtischen Streuobstwiesen, besuchten den Wochenmarkt und stellten selbst, Apfelmus, Kuchen und Marmelade her. Die Kindertagesstätte Franz Stock haben sich intensiv mit dem Thema Insekten beschäftigt. In altersgerechter Form wurde der Lebensraum heimischer Insekten erkundet, um mit gezielten Naturbeobachtungen eine Sensibilisierung zu erreichen.
Da viele Kindergartenkinder bei der Preisverleihung dabei war, hatte Bürgermeister Hans-Josef Vogel anfangs ein wenig Mühe, sich Gehör zu verschaffen. damit es nicht langweilig wurde, bezog er die Kinder dann immer wieder mit ein, fragte, wer den Krebse kenne. Dass es Krebse in Arnsberg gibt, wusste kein Kind. Einige wussten, dass Krebse im Meer leben, hatten schon mal welche am Strand gesehen. Auch Vogel selbst interessierte sich sehr für das Projekt des 1. Preisträgers, das er noch nicht kannte.
Krebsbestand entwickelt sich „schnell und prima“
Holger Hesse berichtete, dass er als Biologie-Techniker auch beruflich mit Gewässerschutz zu tun habe, sich aber gleich nach seiner Ausbildung auch als Bachpate für die Walpke engagiert habe, anfangs noch als Pächter, inzwischen in vertraglicher Bindung mit der Stadt, die jetzt Eigentümer ist. Vor zwölf Jahren sei ihm die Idee gekommen, „Astacus Astacus“, den Edelkrebs oder Europäischen Flusskrebs wieder heimisch zu machen. Diese größte Europäische Krebsart sei, hart bedrängt von eingeschleppten amerikanischen Artgenossen, nach einer Krebspest ganz aus den heimischen Gewässern verschwunden. Die Landesanstalt für Fischerei in Albaum sei von seiner Idee begeistert gewesen, doch habe es noch einige Zeit gedauert, bis er 150 Exemplare habe aussetzen können. Der Bestand in der Walpke habe sich schnell und prima entwickelt. Spätestens in ein oder zwei Jahren erwarte er auch die erste Meldung des Edelkrebses aus der Ruhr. Möglicherweise seien jetzt schon die ersten Exemplare aus der Walpke dort eingewandert, aber wegen der Größe des Gewässers sei der Nachweis in der Ruhr nicht so einfach wie in dem kleinen Bach in Wennigloh.
2014 keine Ernte im Weinberg
Nicht nur die alten Edelkrebs-Bestände, auch die jüngste Weinernte auf dem Schlossberg ist ein Opfer einer Pilzerkrankung geworden. Anfangs hätten sich die Trauben gut entwickelt, doch im Juli sei es einfach zu nass gewesen berichtete Nina Verspohl, Lehrerin am Laurentianum und Betreuerin der Weinberg AG. Sie und ihre Gruppe, erstaunlicherweise alles Mädchen, sind aber guter Dinge, dass der Wein dank ihrer guten Pflege im kommenden Jahr wieder gut gedeiht. Auch Andreas Schreiber, Vorsitzender der Voßwinkler SGVer, und seine beiden Familienwarte Bernd Bürmann und Rainer Schmidt blicken in die Zukunft. Sie sind überzeugt, dass sie mit ihren jährlich zwei Natur-Aktionen das alte Bild vom Wanderverein ändern und den Nachwuchs sichern.
„Ein schöner Querschnitt“ – „Jeder ist ein Gewinner“
„Das ist ein sehr schöner Querschnitt durch das Engagement in der Stadt, von den Kindergärten und Schulen über Einzelpersonen und Gruppen bis zu den Vereinen,“ sagte der Bürgermeister, als alle Preisträger vorgestellt waren. Und Klaus Mußhoff, Vertreter von RWE Deutschland, sagte, er freue sich, dass dieser Wettbewerb in Arnsberg so gut laufe und sich auch im 22. Jahr immer wieder neue und interessante Projekte finden lassen. „Alle sind Sieger, alle Teilnehmer und die ganze Stadt Arnsberg,“ sagte er, als er die Urkunden verteilte, auf denen die Platzierung nicht erwähnt wird. Jury-Sprecher Dr. Gotthard Scheja sagte, die restlichen der insgesamt 14 Bewerber, die an diesem Abend nicht dabei sein konnten, sollten sich nicht zurückgesetzt fühlen, auch ihre Beiträge seien gut gewesen und hätten es der Jury ganz schwierig gemacht. Bürgermeister Hans-Josef Vogel dankte allen Teilnehmern und wünschte den Preisträgern viel Spaß bei der kleinen Siegesfete. Er wisse aber, dass der größte Teil des Preisgelds ohnehin wieder in die Arbeit gesteckt werde und er freue sich schon auf die neuen Projekte.