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Arnsberg will den Sozialen Arbeitsmarkt

Der Caritas-Verband Arnsberg-Sundern betreibt mit der caritas Integra eine Firma, in der Behinerte und Nichtbehinderte arbeiten. äÄnlichen Sozialbetriebe  hält Frank Demming auch für nicht vermittelbare Langzeitarbeitslose für machbar. Foto: Caritas-Verband)
Der Cari­tas-Ver­band Arns­berg-Sun­dern betreibt mit der Cari­tas Inte­gra eine Fir­ma, in der Behin­der­te und Nicht­be­hin­der­te arbei­ten. Ähn­li­che Sozi­al­be­trie­be hält Frank Dem­ming auch für nicht ver­mit­tel­ba­re Lang­zeit­ar­beits­lo­se für mach­bar. (Foto: Caritas-Verband)

Arns­berg. Die Poli­ti­ker im Aus­schuss für Wirt­schaft und Beschäf­ti­gung wol­len in der Stadt Arns­berg – mög­lichst in Ver­bin­dung mit der Nach­bar­stadt Sun­dern – einen Sozia­len Arbeits­markt schaf­fen, der nach dem Prin­zip des Aktiv-Pas­siv-Trans­fers funk­tio­nie­ren soll. Mit einem ein­stim­mi­gen Votum aller Frak­tio­nen setz­ten sie am Mon­tag abend ein poli­ti­sches Signal, dass die­ser Weg beschrit­ten wer­den soll. Ein Weg, auf dem aller­dings auch noch der Kreis, das Land und der Bund mit­ge­hen müssen.

Lösung für auf Dauer nicht vermittelbare Personen

Der Sozia­le Arbeits­markt ist ein Arbeits­markt für Per­so­nen, die auf dem ers­ten Arbeits­markt auf Dau­er nicht ver­mit­tel­bar sind. Für Lang­zeit­ar­beits­lo­se und Hartz IV-Emp­fän­ger, bei denen gleich meh­re­re Ver­mitt­lungs­hemm­nis­se zusam­men kom­men. Ver­mitt­lungs­hemm­nis­se sind dabei ins­be­son­de­re Sucht­er­kran­kun­gen, feh­len­de Qua­li­fi­ka­ti­on, Alter, Sprach­de­fi­zi­te und Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Der Chef der Arbeits­agen­tur schätzt die­se Kli­en­tel bun­des­weit auf etwa 200.000 bis 300.000 Per­so­nen. Für Arns­berg und Sun­dern wären das wohl eini­ge hun­dert Personen.

Programme bekommen Problem bisher nicht in den Griff

Frank Demming, Leiter des Bereichs Arbeit und Bildung beim Caritas-Verband Arnsberg-Sundern. (Foto: Caritas-Verband)
Frank Dem­ming, Lei­ter des Bereichs Arbeit und Bil­dung beim Cari­tas-Ver­band Arns­berg-Sun­dern. (Foto: Caritas-Verband)

Das The­ma Sozia­ler Arbeits­markt wur­de im Fach­aus­schuss für Wirt­schaft und Beschäf­ti­gung seit vie­len Jah­ren immer wie­der dis­ku­tiert. In den letz­ten andert­halb Jah­ren haben nun Cari­tas-Ver­band Arns­berg-Sun­dern und Volks­hoch­schu­le Arns­berg-Sun­dern inten­siv gemein­sam an die­sem The­ma gear­bei­tet. Die Ergeb­nis­se stell­te Frank Dem­ming, Lei­ter des Bereichs Arbeit und Bil­dung beim Cari­tas-Ver­band, jetzt vor. Er berich­te­te den Poli­ti­kern von einer „gera­de­zu erschla­gen­den“ Viel­falt von Pro­gram­men, die bis­her ver­geb­lich ver­sucht hät­ten, das Pro­blem in den Griff zu bekom­men. Oft sei­en dies befris­te­te Pro­gram­me gewe­sen, die gut ange­lau­fen, aber auf hal­bem Weg ste­hen geblie­ben sei­en. Als Lösung, den gewünsch­ten Lang­zeit­erfolg zu errei­chen, emp­fahl Dem­ming den soge­nann­ten Pas­siv-Aktiv-Trans­fer oder PAT.

Nicht Passivität alimentieren, sondern Aktivität fördern

„PAT bedeu­tet, dass wir das Geld, das wir sowie­so aus­ge­ben, nicht für die Ali­men­tie­rung von Pas­si­vi­tät aus­ge­ben, son­dern dafür, den Per­so­nen eine Chan­ce zu geben, aktiv zu wer­den,“ erläu­ter­te Dem­ming und füg­te gleich hin­zu, dass es nicht um ein Auf­sto­cken der bis­he­ri­gen Trans­fer­leis­tun­gen der öffent­li­chen Hand gehe, son­dern um ein Umschich­ten. „Das ist logisch und jedem klar, dass das ver­nünf­ti­ger ist,“ kom­men­tier­te Hans-Die­ter Schlink­mann (FDP) die­sen Ansatz. Auch Gerd Sto­dol­lik (SPD), Micha­el Brü­ne (CDU) und Tho­mas Wäl­ter (Grü­ne) äußer­ten sich ähn­lich positiv.

Betrieb soll Teil des Geldes selbst erwirtschaften

Dem­ming erläu­ter­te wei­ter, dass ein sozia­ler Arbeits­markt, der zu 100 Pro­zent von der öffent­li­chen Hand finan­ziert wer­de, schon des­halb sehr schwie­rig sei, weil er strik­te Gemein­nüt­zig­keit und Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät bewah­ren müs­se. Der bes­se­re Ansatz für ihn sei es, wenn mit den Trans­fer­leis­tun­gen die Hemm­nis­se bei den Beschäf­tig­ten aus­ge­gli­chen wer­den, aber ein Teil des Gel­des – zum Bei­spiel 25 Pro­zent – auch selbst erwirt­schaf­tet wird. So ent­ste­he Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät. Dem­ming sprach sich für Sozia­le Betrie­be aus, die im Wett­be­werb ste­hen und in denen sich auch die freie Wirt­schaft enga­gie­ren kön­ne. Betrie­be, die nach­ge­frag­te Tätig­kei­ten über­neh­men und nicht auf einem künst­li­chen Arbeits­markt agie­ren. Und er sprach sich für kla­re Spiel­re­geln aus, um Mit­nah­me­ef­fek­te zu ver­hin­dern. Dazu gehör­ten eine kla­re Defi­ni­ti­on der Ziel­grup­pe, aber auch die Ein­hal­tung von Min­dest­lohn und Tarifverträgen.

Ein Delta von 177 Euro im Monat

Dem­ming zeig­te sich über­zeugt: „Der Sozia­le Arbeits­markt ist finan­zier­bar.“ Er stell­te den Poli­ti­kern eine Modell­rech­nung vor – auf der einen Sei­te die Hartz IV-Regel­leis­tung plus Kos­ten der Unter­kunft, Hei­zung, Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung sowie Ver­wal­tungs­kos­ten im Job­cen­ter, auf der ande­ren Sei­te eine Beschäf­ti­gung zum Min­dest­lohn, wobei die Per­son 1050 Euro monat­lich zur Ver­fü­gung hat und fast 400 Euro an Steu­ern, Ren­ten- und Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung ins Sys­tem zurück­flie­ßen. Unterm Strich, so Dem­ming, blei­be da ein Del­ta von 177 Euro im Monat, das im Sozia­len Betrieb erwirt­schaf­tet wer­den müsse.

Paradigmenwechsel muss politisch gewollt sein

„Das ist ein Para­dig­men­wech­sel, der poli­tisch gewollt sein muss,“ erklär­te Dem­ming abschlie­ßend. Hel­mut Mel­ch­ert, zustän­di­ger Fach­be­reichs­lei­ter im Arns­ber­ger Rat­haus, signa­li­sier­te, ger­ne mit­zie­hen zu wol­len. Denn das Pro­blem sei rie­sen­groß und nicht in den Griff zu krie­gen, viel­mehr sei mit stei­gen­den Zah­len zu rech­nen. Als ers­tes muss der Hoch­sauer­land­kreis über­zeugt wer­den, denn die Stadt Arns­berg betreibt das Job­cen­ter nur in des­sen Auf­trag. Frank Dem­ming sieht hier gute Chan­cen, vor allem für ein Gemein­schafts­pro­jekt von Arns­berg und Sun­dern, weil in Arns­berg und Sun­dern ein erkenn­ba­rer Schwer­punkt des Pro­blems lie­ge. In den bei­den Städ­ten im West­kreis leb­ten 59 Pro­zent der Leis­tungs­emp­fän­ger, aber nur 39 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung des HSK. Über­zeugt wer­den müs­sen aber auch Land und Bund, weil von ihnen Geld kommt. Auch hier sieht Dem­ming Chan­cen. Im Saar­land und in Baden-Würt­tem­berg gebe es bereits seit Jah­ren Modell­pro­jek­te und auch im Osten der Repu­blik sei­en der­zeit Kom­mu­nen auf die­sem Weg. „Und wenn es auch nur ein auf Dau­er ange­leg­tes Modell­pro­jekt wäre, wäre uns hier schon gehol­fen,“ so Demming.

Holzenergiehof im Januar Thema

Ange­spro­chen auf kon­kre­te Umset­zungs­mög­lich­kei­ten vor Ort in Arns­berg, nann­te Dem­ming den Holz­ener­gie­hof, ein Pro­jekt, das sein Cari­tas-Ver­band gemein­sam mit den Stadt­wer­ken Arns­berg plant. „Den aktu­el­len Stand die­ses Pro­jekts wer­den die Stadt­wer­ke in der Janu­ar­sit­zung des Aus­schus­ses vor­stel­len“, kün­dig­te der Aus­schuss­vor­sit­zen­de Hans Wulf (Grü­ne) an. „Ein span­nen­der Vor­trag und ein gutes Votum,“ bilan­zier­te Wulf abschlie­ßend, nach­dem der Aus­schuss ein­stim­mig sein kla­res poli­ti­sches Signal gesetzt hatte.

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