Arnsberg. Die Stadt Arnsberg geht derzeit davon aus, dass sie im Jahr 2016 etwa 500 bis 550 zusätzliche Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen schaffen muss. Das erklärte Stefan Wulf, Fachdienstleiter des Büros für Zuwanderung und Integration, jetzt im Schulausschuss. Denn bei geschätzten eine Million neuen Flüchtlingen in Deutschland müsste Arnsberg im kommenden Jahr etwa 950 Menschen aufnehmen.
Noch 40 Plätze fehlen in diesem Jahr
In diesem Jahr sei die Situation dagegen überschaubar. Derzeit gehe man davon aus, dass bis zum Jahresende noch etwa 40 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssten. Konkrete Standorte nannte Wulf nicht, doch man habe Ideen und werde diese Kapazitäten schaffen. Derzeit sehe es so aus, dass Arnsberg in diesem Jahr etwa 750 Flüchtlinge aufnehmen müsse. 274 seien bereits zugewiesen und die 250 Bewohner der Notunterkunft des Landes in der Pestalozzischule würden auf das Arnsberger Kontingent angerechnet. Also erwarte man noch etwa 230 Menschen, von denen bei den derzeitigen Kapazitäten etwa 90 nicht untergebracht werden könnten. Allerdings hoffe man, dass bis Jahresende noch etwa 50 Personen aus den Unterkünften in Privatwohnungen umziehen können und so Neuankömmlingen Platz machen, so Wulf. Derzeit seien bereits etwa 220 Flüchtlinge in Arnsberg in Wohnungen untergebracht.
116 Flüchtlinge warten seit einem Jahr auf Termin beim Bundesamt
Wulf berichtete den Politikern auch von einer unzumutbaren Situation für viele Flüchtlinge in der Stadt, die inzwischen teilweise länger als ein Jahr auf die Bearbeitung ihrer Anträge durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge warten. Auch viele Syrer, die mit fast 100 Prozent mit ihrer Anerkennung rechnen könnten, warteten immer noch auf ihre Aufenthaltsberechtigung und die damit verbundenen Integrationskurse und die Arbeitserlaubnis nach drei Monaten. „Das Bundesamt hat wohl die Orientierung verloren,“ sagte Wulf. Denn von den 126 Flüchtlingen, die im September 2014 auf einen Termin warteten, hätten bisher gerade mal zehn einen Termin gehabt und inzwischen sei es September 2015. Man habe dem Bundesamt kräftig auf die Füße treten müssen. Jetzt endlich hätten alle dieser Antragsteller einen Termin im Oktober.
Auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kommen
Im kommenden Jahr wird Arnsberg erstmals auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Elmar Dransfeld vom Fachbereich Jugendhilfe rechnet mit etwa 25 bis 30 Personen, voraussichtlich überwiegend moslemische Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahre, die vermutlich alle einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung stellen werden. Das Land werde zwar die Kosten für die familiennahen Vollzeitpflegeplätze erstatten, doch seien auch zusätzliche Mittel im Haushalt der Stadt erforderlich. Denn die Vorbereitung liege bei der städtischen Jugendhilfe und die arbeite derzeit schon am absoluten Limit. Dransfeld sagte aber auch, dass mit Geld alleine den Jugendlichen mit ihren traumatischen Erfahrungen nicht geholfen sei. Deshalb gab er ein Signal an die freien Träger, dass es hier „einen gemeinsamen Auftrag“ gebe.
Mehr Auffangklassen
„Auch die Zahl der Auffangklassen wird nicht ausreichen“, sagte der Fachdienstleiter Schule Jochen Krautstein. Derzeit gibt es sieben Auffangklassen an städtischen Schulen, vier an Grundschulen, zwei an Realschulen und eine am Gymnasium. Auch der Kreis hat an der Abendrealschule des Sauerlandkollegs eine Auffangklasse für Schüler über 18 Jahre eingerichtet. „Wir müssen so schnell wie möglich reagieren und in allen Bereichen Kapazitäten hochfahren,“ sagte Fachbereichsleiter Gerd Schmidt. Wichtig sei dafür eine funktionierende Planung, um auch genehmigungsfähige Anträge auf Förderung stellen zu können.