Arnsberg. „Mit seiner Topografie und seinen insgesamt 15 Ortsteilen mit vielen Kurz- und Mitteldistanzen ist Arnsberg ein idealer Raum für Elektromobilität,“ sagte Sebastian Witte anlässlich des Tags der E‑Mobilität am Dienstag auf dem Stadtwerke-Campus. Der Klimaschutzmanager der Stadt erwartet eine forcierte Nutzung des E‑Autos. Dabei wolle man auch die Dörfer mit ins Boot nehmen. Er könne sich eine Ladesäule in jedem Dorf vorstellen. Ganz so weit ist es aber noch nicht. Die Stadtwerke werden im Oktober zunächst drei neue Elektro-Tankstellen im Stadtgebiet in Betrieb nehmen.
Drei neue Ladesäulen kommen im Oktober
Stadtwerke-Chef Karlheinz Weißer sagte, man gehe Schritt für Schritt voran, nachdem man vom Stadtrat den Auftrag zum Ausbau der Elektromobilität bekommen habe. Bereits mit der Eröffnung des Stadtwerke-Campus im April sei eine erste Ladesäule für zwei Elektrofahrzeuge in Betrieb gegangen und die Stadtwerke hätten, um mit gutem Beispiel voran zu gehen, auch zwei Elektrofahrzeuge angeschafft. Jetzt werde die Infrastruktur ausgebaut mit drei weiteren Ladesäulen am Rathaus, am Arnsberger Bahnhof und am Engelbertplatz in Neheim. Auch dort könne man dann den besonders umweltfreundlichen Öko-Strom der Stadtwerke tanken. Weißer präsentierte mit der Paderborner Firma Wallb‑E auch „einen starken regionalen Partner“, der zwischen Hannover und dem Sauerland eine Vielzahl von Ladesäulen aufgestellt habe und ein einfaches Bezahlsystem per Chip oder Handy-App bietee, das an 30.000 Lädesäulen in ganz Europa funktioniere. Thomas Stock von den Stadtwerken berichtete, dass inzwischen auch erste Anfragen von heimischen Firmen vorlägen, die an eigenen Ladesäulen interessiert seien.
Autohäuser wollen sich Herausforderung stellen
Interessiert sind auch die heimischen Autohäuser. Rosier (Mercedes, Smart) hat den Tag der E‑Mobilität auf dem Campus initiiert, aber auch Kaltenbach (BMW, Mini) und Hoffmann (Audi, VW) waren mit von der Partie. Uwe Lütge-Varney, Verkaufsleiter Flottenkunden bei Rosier, sagte, die E‑Mobilität nach vorne zu bringen, sei für Mercedes nicht nur ein hehres Ziel, sondern auch eine Herausforderung, um die gesetzlichen Vorgaben zum CO²-Verbrauch der Flotte bis 2020 einhalten zu können. Er kündigte eine Vielzahl neuer Modelle – vom viersitzigen Smart bis zum Elektro-SUV – an, aber auch technische Hilfen vom haptischen Fahrpedal, das Signale gibt, wenn der Fahrer den optimalen Bereich verlässt, bis zum Navi, das hilft, das Ziel mit der Restreichweite zu erreichen. Die Vertreter der Autohäuser rechnen damit, dass viele deutsche Autofahrer den Weg zur E‑Mobilität zunächst über die Plug-In-Fahrzeuge suchen werden, die neben dem Elektroantrieb auch noch einen Verbrennungsmotor haben, um die Reichweite zu sichern.
Andere Länder sind dabei durchzustarten
Thomas Stock sieht in der Reichweitendiskussion eine typisch deutsche Phantomdiskussion. Nur in Deutschland rede man über 1000 Kilometer Reichweite und Tempo 200 auf der Autobahn. „Von China bis Norwegen geht die E‑Mobilität bereits durch die Decke, Großbritannien und Frankreich sind dabei, durchzustarten, und die Schweiz zeigt, dass es auch ganz ohne staatliche Zuschüsse geht“, so Dr. Dominik Freund, Geschäftsführer von Wallb‑E. Für einen Vertreter, der bundesweit im Einsatz sei, sei die E‑Mobilität derzeit noch keine Alternative, wohl aber für den Abteilungsleiter, der seinen Dienstwagen meist nur zwischen Arbeitsplatz und Wohnung bewege. Die Reichweite werde steigen und man müsse lernen, das E‑Auto aufzutanken, wenn es ohnehin stehe – etwa bei einem Termin oder eines Tages auch beim Einkauf im Supermarkt. Die E‑Mobilität eigne sich hervorragend für den Zweitwagen, für Pflegedienste oder IT-Service, sogar für Taxis. Thomas Stock berichtete, dass bald auch die ersten beiden Bürgerbusse in der Region elektrisch unterwegs sein werden.
Für eine lebenswerte Stadt
Sebastian Witte jedenfalls ist optimistisch. Der Klimaschutzmanager erwartet nicht nur einen Gewinn für den globalen Klimaschutz, sondern auch einen konkreten Vorteil für die Arnsberger, einen leiseren, sichereren und schadstoffärmeren Verkehr und damit eine nachhaltige und lebenswerte Stadt.