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Arnsberg hat „Klima-Oskar“ und 25.000 Euro Preisgeld

Arnsberg ist als "Klimaaktive Kommune" ausgezeichnet worden. Preisverleihung in Berlin. (Foto: Stadt Arnsbberg)
Arns­berg ist als „Kli­ma­ak­ti­ve Kom­mu­ne“ aus­ge­zeich­net wor­den. Preis­ver­lei­hung an das Arns­ber­ger Team in Ber­lin. (Foto: Stadt Arnsbberg)

Arnsberg/Berlin. Die Stadt Arns­berg gehört zu den Gewin­nern beim Bun­des­wett­be­werb „Kli­ma­ak­ti­ve Kom­mu­ne 2016“. Die Aus­zeich­nung, inof­fi­zi­ell auch „Kli­ma-Oskar“ genannt, wur­de für die natur­na­he Umge­stal­tung von ver­schie­de­nen Bach­läu­fen und Abschnit­ten der Ruhr ver­ge­ben. „Mit die­sen Kli­ma­an­pas­sungs­maß­nah­men beugt die Stadt zukünf­ti­gen Schä­den durch Hoch­was­ser und Stark­re­gen vor. Zugleich ist das Arns­ber­ger Pro­jekt bei­spiel­ge­bend für die Finan­zie­rung von umfang­rei­chen Umwelt­schutz­pro­jek­ten in einer Kom­mu­ne“, heißt es in der Begründung.

Umweltministerin Hendricks: „Wahre Erfolgsstory in Arnsberg“

Bür­ger­meis­ter Hans-Josef Vogel nahm am Mon­tag abend in Ber­lin den Preis von Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin Bar­ba­ra Hendricks ent­ge­gen. „Wir haben mit der Gewäs­ser­re­natu­rie­rung unse­re Stadt auch ein Stück lebens­wer­ter gemacht“, sag­te Vogel und dank­te allen Mit­wir­ken­den und dem Team der Stadt­ver­wal­tung mit den Wor­ten „Groß­ar­tig. Und gro­ßen Dank.“ Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin Bar­ba­ra Hendricks beton­te: „Die­ser Wett­be­werb bringt wah­re Kli­ma­schutz-Erfolgssto­ries auf die Büh­ne, die vie­le wei­te­re Kom­mu­nen zum Enga­ge­ment im Kli­ma­schutz moti­vie­ren werden.“

Vogel: „Mit Preisgeld soll multimedialer Lernort entstehen“

Das Preis­geld in Höhe von 25.000 Euro ist in die Umset­zung wei­te­rer Vor­ha­ben zur Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del oder zum Kli­ma­schutz zu inves­tie­ren. Dazu Hans-Josef Vogel im anschlie­ßen­den Gespräch mit dem Meteo­ro­lo­gen Sven Plö­ger: „Wir wol­len mit dem Preis­geld einen mul­ti­me­dia­len Lern­ort zum The­ma ‚Kli­ma­wan­del, Gewäs­ser, Rena­tu­rie­rung und Hoch­was­ser‘ schaffen.“

Hintergrund

1. 2016.02.03.Arnsberg.Hochwasser2Die Stadt Arns­berg ist die am stärks­ten von Hoch­was­ser betrof­fe­ne Kom­mu­ne an der Ruhr. Nach­dem der Sturm Kyrill im Janu­ar 2007 gro­ße Tei­le des städ­ti­schen Wal­des zer­stört hat­te, stan­den im Som­mer meh­re­re Stadt­tei­le unter Was­ser. Im Abstand von nur zehn Tagen hat­ten zwei Stark­re­gen meh­re­re Bäche und die Ruhr zum Über­lau­fen gebracht. Vor allem nicht natur­be­las­se­ne Bäche, die aus stei­len Hang­la­gen mit gro­ßer Geschwin­dig­keit und viel Was­ser senk­recht auf die Ruhr zuflos­sen, rich­te­ten an der im fla­chen Ruhr­tal lie­gen­den Bebau­ung gro­ße Schä­den an. Mit­ge­führ­tes Schwemm­gut und ver­stopf­te Kanal­durch­läs­se taten ein Übri­ges. Nicht nur die Betrof­fe­nen, deren Häu­ser und Grund­stü­cke unmit­tel­bar geschä­digt waren, for­der­ten ein schnel­les Han­deln sei­tens der Stadt. Die reagier­te umge­hend und ließ inner­halb von nur zwei Jah­ren für die vier am stärks­ten betrof­fe­nen Bäche Hoch­was­ser­schutz­kon­zep­te erstel­len und umset­zen. Dafür wur­den an den Bächen zunächst umfas­send Daten erho­ben, um auf deren Grund­la­ge den not­wen­di­gen Aus­bau der Gewäs­ser zu bemes­sen, damit bei­spiels­wei­se Schwemm­gut und Geschie­be bei wei­te­ren Über­schwem­mun­gen abge­fan­gen wer­den können.

Um das Stadt­ge­biet effek­tiv zu schüt­zen, waren die Schutz­maß­nah­men vor allem in bewohn­ten Gebie­ten not­wen­dig. Lei­tun­gen, Kanä­le und Wege muss­ten umge­legt, Ufer­ver­bau­un­gen ent­fernt und Ufer­bö­schun­gen mög­lichst flach gestal­tet wer­den. Nur teil­wei­se konn­te hier auf städ­ti­sche Flä­chen zurück­ge­grif­fen wer­den, wei­te­re Flä­chen wur­den geför­dert zuge­kauft, Grund­stücks­strei­fen ent­lang der Ufer sogar ent­schä­di­gungs­los von den Anlie­gern zur Ver­fü­gung gestellt. Dafür ist nun die Sicher­heit die­ser Grund­stü­cke vor Hoch­was­ser­schä­den deut­lich gestie­gen und damit auch ihr Wert.

2. Die unzu­rei­chen­de Finanz­aus­stat­tung der Stadt Arns­berg erfor­der­te ein kos­ten­güns­ti­ges Vor­ge­hen und das Ein­wer­ben von För­der­gel­dern. Das Land Nord­rhein-West­fa­len för­der­te die Maß­nah­men der Stadt, der ver­blei­ben­de Eigen­an­teil wur­de durch die Fest­set­zung von Flä­chen als Aus­gleichs­maß­nah­men im Sin­ne des Natur­schutz­rechts refi­nan­ziert. Damit ist das Pro­jekt auch bei­spiel­ge­bend für eine kli­ma­an­ge­pass­te Stadt­ent­wick­lung und die Finan­zie­rung von kos­ten­in­ten­si­ven Umwelt­schutz­pro­jek­ten für haus­halts­schwa­che Kommunen.

3. Von Anfang an stieß das Vor­ge­hen der Stadt auf hohe Akzep­tanz in der Bevöl­ke­rung. Ent­schei­dend dafür waren sicher­lich deren Infor­ma­ti­on und Betei­li­gung. Bereits im Vor­feld der Pla­nun­gen wur­den Ver­ei­ne und Bür­ger­schaft ein­be­zo­gen. Bür­ger­meis­ter Vogel sprach in Ber­lin von neu­er „Kopro­duk­ti­on“ der Ver­wal­tung mit Bür­gern und Ver­ei­nen. Auf  Bür­ger­ver­samm­lun­gen wur­den die Plä­ne vor­ge­stellt und Anre­gun­gen gesam­melt. Wäh­rend der Bau­aus­füh­rung konn­ten die Bau­stel­len besich­tigt und über ein „Baut­ele­fon“ Hin­wei­se gege­ben wer­den. Ver­schie­de­ne Ver­ei­ne und Initia­ti­ven setz­ten sogar direkt eige­ne Maß­nah­men um.

4. Im Ergeb­nis konn­te die Ruhr an vie­len Stel­len im Stadt­ge­biet um das Dop­pel­te bis Drei­fa­che ver­brei­tert wer­den und kann sich in die­sen Gren­zen dyna­misch ent­wi­ckeln. Vier Bäche wur­den so umfas­send umge­stal­tet, dass sie nun einem 100-jähr­li­chen Hoch­was­ser stand­hal­ten soll­ten. Ein wei­te­rer Stark­re­gen im Jahr 2010 konn­te in der Stadt jeden­falls kei­ne nen­nens­wer­ten Schä­den anrich­ten. Neben der Anpas­sung an ver­än­der­te kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen haben die Rena­tu­rie­rungs­maß­nah­men wei­te­re posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen: Der öko­lo­gi­sche Zustand der Gewäs­ser hat sich ver­bes­sert, und die Men­schen vor Ort pro­fi­tie­ren vom neu­en, natur­na­hen Erschei­nungs­bild der Ruhr und ihrer Zuflüs­se, das zur Nah­erho­lung einlädt.

5. Der Wett­be­werb „Kli­ma­ak­ti­ve Kom­mu­ne“ wird seit 2009 im Rah­men der Natio­na­len Kli­ma­schutz­in­itia­ti­ve aus­ge­lobt. In die­sem Jahr wur­den ins­ge­samt 99 Bei­trä­ge in drei unter­schied­li­chen Kate­go­rien ein­ge­reicht. Die Stadt Arns­berg hat sich mit dem Pro­jekt „Kli­ma­an­pas­sung durch Rena­tu­rie­rung von Gewäs­sern im Stadt­ge­biet“ in der Kate­go­rie „Kli­ma­an­pas­sung in der Kom­mu­ne“ bewor­ben. Die­se Kate­go­rie wur­de zum ers­ten Mal aus­ge­schrie­ben. Neben der Stadt Arns­berg wur­den hier ges­tern Abend die Städ­te Jena und Karls­ru­he mit dem ers­ten Preis ausgezeichnet.

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