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Arm und arbeitslos – weiter „Finger in Wunde legen“

Mit einem ökumenischen Gottesdienst feierte der Caritasverband den Abschluss einer bundesweiten Aktion gegen Langzeitarbeitslosigkeit und Armut. (Foto: Caritasverband)
Mit einem öku­me­ni­schen Got­tes­dienst fei­er­te der Cari­tas­ver­band den Abschluss einer bun­des­wei­ten Akti­on gegen Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit und Armut. (Foto: Caritasverband)

Arns­berg. Wie­der kamen die lebens­gro­ßen „Papp­ka­me­ra­den“ zum Ein­satz, als jetzt in der Lieb­frau­en­kir­che zum Abschluss der bun­des­wei­ten Kam­pa­gne des Deut­schen Cari­tas­ver­ban­des ein öku­me­ni­scher Got­tes­dienst gefei­ert wur­de. Im Lau­fe des Jah­res orga­ni­sier­te der Cari­tas-Ver­band Arns­berg-Sun­dern e.V. ver­schie­de­ne Aktio­nen, um auf die Situa­ti­on von Lang­zeit­ar­beits­lo­sen in unse­rer Gesell­schaft auf­merk­sam zu machen. So tra­ten die schwar­zen Papp­fi­gu­ren im Juni in der Nehei­mer Fuß­gän­ger­zo­ne in Erschei­nung, in Ver­bin­dung mit einem Bera­tungs­stand der Cari­tas, oder im Sep­tem­ber bei der Podi­ums­dis­kus­si­on zu den sozia­len Wahl­prüf­stei­nen. „Stell mich an, nicht ab“ – die weni­gen Sil­ben mit viel Aus­sa­ge­kraft stan­den immer im Fokus der Aktionen.

„Gerechtigkeit beginnt mit der Chance zum Mithalten“

Die nack­ten Zah­len: In NRW liegt die Arbeits­lo­sen­quo­te mit Stand Novem­ber 2013 bei 8,1 %, im HSK „nur“ bei 5,6 %, das sind immer noch rund 7200 Men­schen. In Arns­berg als größ­ter Stadt im HSK sind es allei­ne über 3100 Betrof­fe­ne (7,7 %). Es gibt einen posi­ti­ven Trend auf dem Arbeits­markt, jedoch geht er an Lang­zeit­ar­beits­lo­se und schwer­ver­mit­tel­ba­ren Per­so­nen kom­plett vor­bei. „Wir brau­chen des­halb Anknüp­fungs­punk­te für die Per­so­nen­grup­pen, die sonst kei­ne Chan­ce mehr haben, in den Arbeits­pro­zess zu kom­men. Stän­di­ges Weg­ra­tio­na­li­sie­ren von Instru­men­ten, die hier för­der­lich wir­ken könn­ten, ist wenig hilf­reich und gerecht.“ so Chris­ti­an Stock­mann, sozi­al­fach­li­cher Vor­stand beim Cari­tas­ver­band, bei der Ein­füh­rung in das The­ma zu Anfang des Got­tes­diens­tes. Die Betrach­tung des Pro­blems soll nicht bei den „nack­ten“ Zah­len blei­ben. Stock­mann wei­ter: „Für mich beginnt Gerech­tig­keit des­we­gen mit der Fra­ge, ob man Lang­zeit­ar­beits­lo­sen in unse­rer Gesell­schaft eine Chan­ce gibt mit­zu­hal­ten. Die­ser Anspruch darf auch nach dem Wahl­kampf nicht in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit ver­schwin­den. Als katho­li­scher Wohl­fahrts­ver­band ver­ste­hen wir uns als Teil der Stadt­ge­sell­schaft und Mit­ak­teur. Wir wol­len und wer­den des­halb auch wei­ter den Fin­ger in die Wun­de Armut und Arbeits­lo­sig­keit legen“.

Für Unterstützung und gegen Ausgrenzung

Der öku­me­ni­sche Got­tes­dienst, an dem Rose­ma­rie Gold­ner und Eri­ka Hahn­wald als stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin­nen teil­nah­men, stell­te die Men­schen in den Mit­tel­punkt, die – aus wel­chen Grün­den auch immer – in die Arbeits­lo­sig­keit gera­ten sind und plä­dier­te für Unter­stüt­zung und gegen Aus­gren­zung. Aber mit dem Ver­ständ­nis und der Gerech­tig­keit ist es so eine Sache. Dechant Huber­tus Bött­cher zitier­te das Gleich­nis vom Arbei­ter im Wein­berg. Alle Arbei­ter erhiel­ten den­sel­ben Lohn, egal wie vie­le Stun­den sie an dem Tag gear­bei­tet hat­ten. Das lös­te Neid und Unzu­frie­den­heit bei eini­gen aus. Aber Gott hat ande­re Bewer­tungs­maß­stä­be. Auch die Schwä­che­ren haben ein Anrecht auf ihren Lohn oder – dran blei­ben, nicht auf­ge­ben lohnt sich.

Das eindrucksvolle persönliche Wort einer Betroffenen

Ein­drucks­voll schil­der­te Manue­la Rothen­busch ihren Lebens­weg und ihre Situa­ti­on. Dabei kam deut­lich her­aus, dass die per­sön­li­chen Pro­ble­me in Ver­bin­dung mit Exis­tenz­ängs­ten oft­mals ein­fach aus­weg­los erschei­nen. Manue­la Rothen­busch ist durch gemein­nüt­zi­ge Arbeit wie­der in den Arbeits­pro­zess gekom­men, die ihrem Leben wie­der eine Struk­tur gege­ben hat. Am prä­gends­ten aber ist die Erfah­rung, dass die Auf­ga­be – die Arbeit mit Men­schen im sozia­len Bereich – einem Wert­schät­zung und Selbst­ver­trau­en ver­mit­telt. „Damit wur­de ich bestärkt, mei­nen Weg wei­ter zu gehen“, berich­tet Manue­la Rothenbusch.

Gottesdienst-Teilnehmer signalisieren: „Wir bleiben am Thema dran!“

„Es war ein Got­tes­dienst der beson­de­ren Art“, so Chris­ti­an Stock­mann. Das lag nicht zuletzt an dem evan­ge­li­schen Pfar­rer Vol­kert Bah­ren­berg, der mit der Gitar­re selbst­ge­schrie­be­ne Weih­nachts­lie­der und Gos­pel sang und es tat­säch­lich schaff­te, dass alle mit­san­gen. Ein ergrei­fen­des Erleb­nis und ein Signal, dass Men­schen zusam­men­hal­ten, egal in wel­cher per­sön­li­chen Lebens­la­ge sie ste­cken. Neben Rose­ma­rie Gold­ner und Eri­ka Hahn­wald nah­men Hans Wulf von den Grü­nen, Hel­mut Mel­ch­ert von der Stadt Arns­berg und Chris­toph Eicken­busch vom Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band Pader­born am Got­tes­dienst teil. Sei­tens des Cari­tas-Ver­ban­des Arns­berg-Sun­dern war auch Hein­rich Steink­em­per, Vor­sit­zen­der des Cari­tas-Rates anwe­send. Die Teil­neh­mer signa­li­sier­ten so die Wich­tig­keit der über­grei­fen­den Kam­pa­gne – „wir blei­ben am The­ma dran“.

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