Arnsberg/Sundern/HSK. Mit 4,7 Prozent eine so geringe Arbeitslosigkeit wie zuletzt im Jahr 1992, ein Anstieg der Beschäftigung über die 100.000-er Marke, eine hohe Arbeitskräftenachfrage: Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, hat Grund, zufrieden mit dem vergangenen Jahr zu sein. „Begeisterungsstürme“ möchte er aber nicht hören, erklärte er am Dienstag bei der Jahresauftaktpressekonferenz. Denn 2017 warte mit anstrengenden Herausforderungen. „Die Arbeitslosigkeit könnte kreisweit wieder deutlich über die 7000-er Marke steigen. Und der hohe Bedarf an Fachkräften auf der einen Seite sowie die Zuwanderung geflüchteter Menschen mit unterschiedlichen Startbedingungen waren Herausforderungen des vergangenen Jahres, die uns auch in der Zukunft begleiten werden. Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Großteil der zu uns geflüchteten Menschen nicht die Fachkräfte von morgen sind, sondern die Fachkräfte von übermorgen sein können.“
Neuer Beschäftigtenhöchststand
6885 Arbeitslose meldeten die Arbeitsagenturen im Hochsauerlandkreis für das Jahr 2016 im Jahresdurchschnitt, 102 Männer und Frauen weniger als in 2015. Zuletzt war die Arbeitslosigkeit im HSK im Jahr 1992 geringer. Mit 100.456 Beschäftigten war im März ein neuer Höchststand sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in einem März erreicht. Aktuellere Daten gibt es noch nicht, da diese erst zeitverzögert vorliegen.
„Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem vergangenen Jahr“, so Oliver Schmale.
Ein Drittel mehr arbeitslose Ausländer
Fast alle Personengruppen hatten Anteil am Rückgang der Arbeitslosigkeit in 2016.
Die Jugendarbeitslosigkeit konnte allerdings nicht weiter abgebaut werden. Insgesamt waren 764 unter 25-Jährige betroffen, 58 Personen mehr als im Vorjahr. Hauptgrund ist die Zahl der jungen geflüchteten Menschen. Auch die Arbeitslosigkeit ausländischer Staatsbürger ist um mehr als ein Drittel gestiegen. Während in 2015 noch 1128 Menschen ohne deutschen Pass arbeitslos gemeldet waren, waren es im vergangenen Jahr 1567. Der deutlich stärkere Zuzug geflüchteter Menschen aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und vor allem Syrien führte zum Anstieg der Ausländerarbeitslosigkeit.
„Nicht Fachkräfte von morgen, sondern von übermorgen“
„Wir haben mit der Integration der geflüchteten Menschen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt eine Schlüsselrolle in der gesellschaftlichen Integration. Mit unseren Integration Points bieten wir Asylsuchenden Anlaufstellen mit speziell geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In enger Zusammenarbeit mit den Kommunen sowie Ehrenamtlichen leisten wir unseren Beitrag zur Integration“, erläutert Schmale die Vorgehensweise der Agenturen für Arbeit im HSK. „Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Großteil der zu uns geflüchteten Menschen nicht die Fachkräfte von morgen sind, sondern die Fachkräfte von übermorgen sein können. Wo Arbeit noch nicht unmittelbar möglich ist, verfolgen wir zunächst ist das Ziel, dass die Sprachkenntnisse ausgebaut, Bildungsabschlüsse anerkannt und die Kenntnisse mit Weiterbildung verbessert werden. Ich betone aber auch unser Kooperationsangebot an die Arbeitgeber, geflüchteten Menschen mit einer Förderung durch uns eine Chance auf Weiterbildung am Arbeitsplatz zu geben.“
Weniger Langzeitarbeitslose
2265 Personen im Alter von 50 Jahren und älter waren im Jahresdurchschnitt 2016 bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet, 102 Personen weniger als im Vorjahr. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es einen Rückgang um 202 Personen auf 2668 Langzeitarbeitslose im Jahresdurchschnitt 2016. Auch die Schwerbehinderten profitieren. Im HSK waren mit 496 Personen 19 Schwerbehinderte weniger arbeitslos gemeldet als im vergangenen Jahr.
Solide Basis für gesunden Arbeitsmarkt im HSK
Die Arbeitskräftenachfrage war in 2016 ebenfalls auf Rekordniveau: 1828 Stellen waren durchschnittlich im Bestand der Arbeitsagenturen im HSK, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Sowohl Voll- als auch Teilzeitstellen profitierten von dem Anstieg. Insgesamt meldeten Betriebe und Verwaltungen 5883 Arbeitsstellen, 1105 bzw. knapp ein Fünftel mehr als in 2015. Die meisten Stellenzugänge gab es nach der Arbeitnehmerüberlassung beim Einzelhandel, der Beherbergung, dem Gesundheitswesen, der Metallbranche, der öffentlichen Verwaltung, aber auch im Sozialwesen, auf dem Bau, in Heimen, Gastronomie und Großhandel. „Der gesunde Mix aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, aber auch Weltmarktführern, aus Tourismus, Gesundheitswesen, öffentlicher Verwaltung, Einzelhandel und produzierendem Gewerbe im Hochsauerlandkreis bietet eine solide Basis für einen gesunden Arbeitsmarkt“, schlussfolgert Schmale. „Die gemeinsame Aufgabe, Fachkräfte durch Ausbildung, Weiterbildung und attraktive Arbeitsbedingungen zu gewinnen und zu halten sowie die Integration geflüchteter Menschen wird uns in den kommenden Jahren beschäftigen.“