Sundern/Arnsberg.Mit großer Verwunderung reagiert der Röhrtalbahn-Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 Arnsberg-Sundern auf den Vorstoß der CDU-Sundern für eine Stillegung der Röhrtalbahn und den Bau eines Radweges auf der Röhrtalbahn-Trasse. „Damit kündigt die CDU Sundern den bisherigen breiten politischen Konsens in der Region auf. Die Argumentation der CDU Sundern ist sehr fragwürdig und hält einer kritischen Überprüfung nicht stand,“ sagt Rainer Fischer, Sprecher des AK Verkehr der Lokalen Agenda 21 Arnsberg.
„Kombination Radweg – Bahnstrecke ein Erfolgsfaktor“
Es werde ein Gegensatz zwischen dem sinnvollen Projekt eines Radweges im Röhrtal und der Reaktivierung der Röhrtalbahn für den Personenverkehr konstruiert, der gar nicht bestehe, heißt es in einer ausführlichen Stellungnahme der Lokalen Agenda. Denn es gebe schon seit mehreren Jahren ein gut durchdachtes und preisgekröntes Konzept des VCD für einen Radweg im Röhrtal abseits der Bahntrasse, das seiner Umsetzung harre. Wenn die CDU Sundern auf den Ruhrtalradweg verweise, übersehe sie anscheinend, dass ein wesentlicher Erfolgsfaktor dabei die Kombinationsmöglichkeit von Radweg und Bahnstrecke sei. „So etwas wäre auch im Röhrtal möglich mit einer reaktivierten Röhrtalbahn,“ So Fischer.
Projekt nicht schon nach drei Jahren aufgeben
Überraschend ist für die Lokale Agenda auch, dass die CDU Sundern schon drei Jahre nach den beiden wegweisenden Gutachten zur Reaktivierung der Röhrtalbahn und nur zwei Jahre nach der Aufnahme in den Nahverkehrsplan des NWL das Projekt aufgeben möchte. Dabei sollte doch jedem aufmerksamen Beobachter bekannt sein, dass Verkehrsinfrastrukturprojekte langfristiger Natur sind und dementsprechend Zeit und sorgfältige Planung bis zur Umsetzung brauchten. „Wenn die CDU Sundern mit ihrem jüngsten Vorstoß den Eindruck zu vermitteln versucht, dass die Finanzierung der Reaktivierung und des Betriebs der Röhrtalbahn aus den Haushalten der Städte und des Kreises erfolgen müsste, so steckt dahinter entweder Unwissenheit oder bewusste Irreführung,“ so Fischer.
Impulse für Stadtentwicklung in Meinerzhagen
Dass die Reaktivierung von Bahnstrecken ein komplexes und langwieriges Verfahren sei, davon hätten sich die Mitglieder des Röhrtalbahn-Arbeitskreises vor wenigen Wochen bei einer öffentlichen Informationsfahrt nach Meinerzhagen überzeugt. Diese Kleinstadt am Rande des
Sauerlandes sei seit Anfang 2014 nach jahrzehntelanger Pause wieder mit Personenzügen aus Richtung Gummersbach erreichbar. Die Gestaltung der Bahnhöfe und ihrer Umfelder in Meinerzhagen und Gummersbach setzten nun eindrucksvolle Impulse für die dortige Stadtentwicklung. „Bei der Informationsfahrt erfuhren die Röhrtalbahn-Freunde aber auch, dass Ausdauer für die Bahnstrecken-Reaktivierung und eine breite politische Unterstützung vor Ort erforderlich waren,“ so Fischer. In zwei Jahren werde mit dem Lückenschluss zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid das Reaktivierungsprojekt fortgesetzt.
Beispiele von Aurich im Norden bis Viechtach in Bayern
Schon im Sommer 2015 werde die Bahnstrecke zwischen Korbach und Frankenberg wieder in Betrieb genommen und so eine direkte Bahnverbindung zwischen dem Sauerland und Mittelhessen ermöglicht. Wer sich in weiteren Teilen Deutschlands umschaue, erkennt dort noch eine Vielzahl von in Kürze anstehenden oder kürzlich durchgeführter Bahnstrecken-Reaktivierungen, und zwar nicht nur im Umfeld von Großstädten und Ballungsgebieten, sondern gerade auch zu kleineren Städten im ländlichen Raum, etwa Dinkelsbühl, Weißenhorn oder Viechtach in Bayern, Baumholder in Rheinland-Pfalz, Aurich und Nordhorn in Niedersachsen und nicht zuletzt Brilon im Sauerland. Es könne also überhaupt keine Rede davon sein, dass die Bahn sich aus Projekten insbesondere in der Fläche zurückziehe. Vielmehr gebe es in vielen Teilen Deutschlands den politischen Willen, die Schiene als Verkehrsträger gerade auch im ländlichen Raum auszubauen oder wieder zu etablieren.
„CDU Sundern sollte in Kreis der Unterstützer zurückkehren“
Die Reaktivierung dieser Bahnstrecken werde vor Ort jeweils breit politisch unterstützt. „Ähnlich muss es auch weiterhin im Röhrtal sein! Der Röhrtalbahn-AK der Lokalen Agenda appelliert daher an die CDU Sundern, in den Kreis der Unterstützer der Röhrtalbahn zurückzukehren. Auch müssen die heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten von ihrer Parteibasis immer wieder auf die Notwendigkeit der Röhrtalbahn hingewiesen und zu entsprechendem Engagement in den Parlamenten aufgefordert werden. Vor allem sollte eine zukunftsweisende Verkehrspolitik davon absehen, einzelne Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen. Wenn der Raum Arnsberg-Sundern vor dem Hintergrund des demographischen Wandels im Wettbewerb der Regionen eine Chance haben will, braucht er eine gut ausgebaute Infrastruktur aller Verkehrsmittel. Ohne eine moderne Bahn als Rückgrat des ÖPNV droht das Röhrtal jedoch von der Entwicklung abgehängt zu werden.“