Oeventrop. Trotz des Dinscheder Karnevals war die Ruhrtalhalle fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Und alle, die gekommen waren, um sich das Spitzenspiel der Bezirksliga Südwestfalen zwischen dem Zweiten und dem Dritten an zu schauen, wurden nicht enttäuscht. Sie sahen ein Spiel, das eine einzige Werbung für den Handballsport war.
Ruhrtal meistens vorne
Fast im 52-Sekunden-Takt fielen hüben wie drüben die Tore. Beide Teams präsentierten sich in einer enormen Spiellaune. Ruhrtal lag, bis auf wenige Minuten, immer mit einem bis vier Toren vorne, musste aber immer wieder den Ausgleich oder die Annäherung durch zahlreiche technische Fehler am gegnerischen Kreis hinnehmen, da diese stets zu Gegentoren führten. In den letzten fünf Minuten spitzte sich das Spielgeschehen dramatisch zu. In der 55. Minute lag Ruhrtal mit 34:31 vorn. Voerde konnte ein Tor auf 34:32 aufholen, Ruhrtal konterte zum 35: 32, dann gab es einen Siebenmeter für Ruhrtal, die große Chance, den Sack zu zumachen, doch dieser konnte leider nicht verwandelt werden. Im Gegenzug machte Voerde wieder ein Tor gut zum 35:33 und schob gleich noch ein Tore zum 35:34 nach.
Mehrere Siebenmeter-Dramen
Dann Siebenmeter für Ruhrtal, wurde leider durch einen Pfostentreffer vergeben, der Gegenstoß führte zum 35:35 Ausgleich. 15 Sekunden blieben der SG Ruhrtal nun, um doch noch das erwünschte Siegtor zu erzielen. Kevin Probst konnte zwei Sekunden vor dem Ende nur durch einen rüden Schlag ins Gesicht am gegnerischen Kreis ausgebremst werden, der ihn auf die Bretter schickte. Die Schiedsrichter gaben sofort Siebenmeter, der noch nach der 60. Minute ausgeführt werden musste. Leider wurde auch dieser nicht verwandelt. Held des Abends war für die TG Voerde ihr Torwart, der diesen Strafwurf mit dem Fuß abwehren konnte. Alle gegnerischen Spieler und Betreuer rasten auf den Keeper zu und feierten ihn frenetisch.
Abgegebener Punkt schmerzt
Die Ruhrtaler nahmen den dankenden Applaus ihrer Fans nur mit betrüppelten Minen entgegen. Nur ein erzieltes Tor in den letzten fünf Minuten, bei vier Gegentoren, das ist einfach zu wenig. Durch den famosen Endspurt der TG Voerde muss man fairerweise sagen, dass das Ergebnis so absolut in Ordnung ist. Voerde hatte sich das Remis wirklich tapfer erkämpft. Dieser abgegebene Punkt wiegt aber für die SG Ruhrtal doppelt schwer, da es nun im direkten Vergleich zwischen Voerde und Ruhrtal 3:1 für die Gäste aus dem Märkischen Kreis steht. Sollten am Ende der Saison beide punktgleich auf Platz 2 stehen, hätte Voerde den Vorrang. Doch wer weiß, was in den 14 noch ausstehenden Spielen alles passieren kann.
Aaron Humpert überragend
Ruhrtal musste krankheitsbedingt auf zwei seiner Spieler verzichten. Torwart Henrik Basler und Kevin Probst werden für etwa sechs Wochen ausfallen. Timo Gierse, der drei Wochen nicht trainieren konnte, zeigte im Tor eine grandiose Leistung, was für ein Glück! Aaron Humpert war der alles überragende Ruhrtalspieler. Was er aus dem Rückraum für Tore erzielte, war einfach traumhaft! Elf Tore waren der Lohn für diese großartige Leistung. Kevin Probst konnte fünf von sechs Siebenmetern verwandeln, auch große Klasse!
Protest läuft
Im Moment läuft noch ein Protest der SG Ruhrtal, da der Ruhrtal-Zeitnehmer in der Schlussphase einen Wechselfehler gepfiffen und angezeigt hatte, die Schiedsrichter haben es aber unterlassen, die zwingend vorgeschriebene Zwei-Minuten-Strafe zu vollstrecken. Dieser Protest ist durchaus aussichtsreich; aber ein Wiederholungsspiel könnte auch gegen diese starke Mannschaft durchaus verloren gehen. Die Verantwortlich der SG Ruhrtal werden sicher die richtige Entscheidung treffen!
- Es spielten: Timo Gierse (Tor), David Bauerdick (2), Mathias Storm, Aaron Humpert (11), Malte Weber (5), Michael Gräbener, Florian Trüller (3), Jannik Lehmenkühler, Hendrik Hammer (1), Steffen Röttger (4), Mathis Rapude (1), Lukas Struwe (3), Nico Wunderlich, Kevin Probst (5).
Trainer Frank Mähl nach dem Spiel:
„Das war wieder großartiger Sport in Oeventrop! Es war das gewünschte Top-Spiel, und es hat alles gehalten, was es versprochen hatte. Mit dem 35:35 kann man mit leben, müssen wir auch; ich habe mir natürlich auch einen Sieg für die Jungs gewünscht, haben super gekämpft, das macht den Handballsport eben aus. Da entscheiden plötzlich Kleinigkeiten ein ganzes Spiel. Nichts desto trotz gehen wir da jetzt gehobenen Hauptes heraus. Wir werden diese Woche weiter arbeiten. Nächste Woche geht es nach Ferndorf, da werden die Karten wieder neu gemischt. Es war eine geschlossene Mannschaftsleitung. Kevin war ein super 7‑Meter-Schütze, Aaron hat sich voll rein gehangen und Timo, ohne Training, eine solche Leistung, a la Bonheur!“
Text und Fotos: Franz-Josef Molitor