Arnsberg/HSK. Die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten im Hochsauerlandkreis ist 2015 im zweiten Jahr in Folge gesunken und liegt mit 12.744 auf dem niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Allerdings gibt es zwei negative Ausreißer, von denen insbesondere die Stadt Arnsberg stark betroffen ist. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent, gegenüber dem Jahr 2010 sogar um über 100 Prozent gestiegen. Alle 18 Stunden wurde im HSK in eine Wohnung eingebrochen. Und mehr als die Hälfte dieser Wohnungseinbrüche haben in Arnsberg stattgefunden. Auch bei 14 von 18 Fällen von Handtaschenraub war Arnsberg der Tatort. Hier liegt die Steigerungsrate bei 350 Prozent.
„Licht und Schatten“
Er könne die Lage mit dem Schlagwort „Licht und Schatten“ beschreiben, sagte Landrat Dr. Karl Schneider am Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik im Mescheder Kreishaus. Während die Zahl der Straftaten landesweit angestiegen sei, sei sie im HSK nach dem großen Rückgang 2014 auch 2015 nochmals um 3,5 Prozent gesunken. Und auch die Aufklärungsquote liege mit konstant 52,9 Prozent deutlich über dem NRW-Durchschnitsswert von 49,6 Prozent. Damit lebten die Bürger im Hochsauerlandkreis nach wie vor in der sichersten Region von Nordrhein-Westfalen.
Winterberg knapp vor Arnsberg
Noch ein wenig sicherer leben die Einwohner von Hallenberg, Medebach und Eslohe, sagt Polizeidirektor Klaus Bunse. In Hallenberg liegt die Kriminalitätshäufigkeitszahl, ein rechnerischer Wert für Straftaten pro 100.000 Einwohner, nur bei 1930. In Dortmund etwa liegt dieser Wert bei 13.600, in Köln und Düsseldorf sogar bei 14.000. An der Spitze im Kreis hat Winterberg mit 6818 knapp Arnsberg mit 6758 abgelöst. „Die Liste der Anzeigenerstatter liest sich in Winterberg wie ein niederländisches Telefonbuch“, so Horst Ehlert, der Leiter der Führungsstelle Kriminalität. Dabei sei der Anteil von Diebstählen in Winterberg extrem hoch, meist handele es sich hier um Ski-Diebstähle.
39 Prozent der Wohnungseinbrüche scheitern
Während Raub‑, Sexual- und Betrugsdelikte zurückgingen, ist die Zahl der Diebstähle insgesamt gestiegen. 5524 Fälle sind 133 mehr als im Jahr zuvor. Bei den schweren Diebstählen gab es eine Steigerung um 3,6 Prozent. Verantwortlich dafür waren vor allem die Wohnungseinbrüche. 489 Fälle waren 144 mehr als im Vorjahr. 2010 hatte es nur 241 Fälle gegeben. Immerhin, so Ehlert, sei es bei vier von zehn Wohnungseinbrüchen beim Versuch geblieben, was sicher auch ein Erfolg der Aufklärungsarbeit der Polizei über Sicherungsmaßnahmen sei. Leider sei die Aufklärungsquote bei Wohungseinbrüchen niedrig, liege im HSK mit 20,5 Prozent aber immer noch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 13,8 Prozent.
Ermittlungskommission eingesetzt
Allein Arnsberg zählte 2015 252 Wohnungseinbrüche, rund 52 Prozent aller Fälle im Kreisgebiet, was die Kripo auf die guten Fluchtmöglichkeiten über die Autobahn zurückführt. In Sundern etwa gab es nur 36 Fälle, in Hallenberg gerade mal einen. „Wohnungsseinbrüche versetzen die Menschen in einen großen Schock und jeder Einbruch ist einer zu viel,“ sagte Landrat Dr. Schneider. Deshalb werde man diesem Thema besondere Aufmerksamkeit widmen und dafür anderes erst mal zurückstellen. Klaus Bunse berichtete, dass die Sachbearbeitung in Meschede zentralisiert und eine elfköpfige Ermittlungskommission eingesetzt worden sei. „Für eine kleine Behörde schon eine Kraftaufgabe.“ Dazu habe es auch schon die ersten Kontrolltage mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei in Bochum gegeben. Die Polizeiführung hofft auf ähnliche Erfolge wie bei der überregionalen Ermittlungskommission Schloss. Die habe mit über 40 Festnahmen so erfolgreich gearbeitet, dass die zahl der Metalldiebstähle im Kreis von 265 in 2013 auf nur noch 56 in 2015 zurückgegangen sei, so Ehlert. Abgerissen ist auch die Handtaschenraub-Serie, die in Arnsberg vom Fahrrad aus verübt wurde. Man habe Verdächtige beobachtet, aber keine beweiskräftigen Fakten, so der Ermittler.
Kfz-Kriminalität rückläufig, mehr Taschendiebe
Neben den 489 Wohnungseinbrüchen weist die Statistik auch noch 63 Gaststätteneinbrüche, 24 Einbrüche in Diensträume, 156 Geschäftseinbrüche, 92 Firmen- und Lagereinbrüche, 123 Büroeinbrüche und 73 Kellereinbrüche aus, wobei es allerdings lediglich bei Geschäftseinbrüchen eine kleine Steigerung, sonst aber nur Rückgänge gegeben hat. Auch bei 27 Kfz-Diebstählen, 57 Kraddiebstählen und 728 Diebstählen an oder aus Kraftfahrzeugen war ein Rückgang zu verzeichnen. Die Zahl der Taschendiebstähle stieg mit 181 auf einen neuen Höchstwert, der aber im Vergleich zu den Zahlen in den Großstädten nicht sehr besorgniserregend sei, so Ehlert.
Mehr Algerier, Marokkaner und Georgier
Von den insgesamt 4996 ermittelten Tatverdächtigen im HSK hatten 1165 eine nichtdeutsche Staatsbürgerschaft. Damit stieg deren Anteil von 19,9 Prozent im Vorjahr auf 23 Prozent, liegt aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 33,9 Prozent. Den größten Anteil hätten dabei die Türken, die auch die größte ausländische Bevölkerungsgruppe stellten. Auffällige Steigerungen seien bei Algeriern, Marokkanern und Georgiern zu erkennen.
Zuwanderer-Delikte oft untereinander
In einer eigenen Statistik für Zuwanderer sind insgesamt 253 Straftaten verzeichnet, etwa zwei Prozent aller Straftaten im Kreisgebiet. Etwa ein Viertel seien Delikte untereinander wie Körperverletzung, kleine Diebstähle, Bedrohung und Beleidigung, so Ehlert. Auffallend seien ansonsten nur noch Ladendiebstähle, insgesamt 62 Fälle.
51 Prozent Wiederholungstäter
24,2 Prozent der insgesamt 4496 Tatverdächtigen sind unter 21 Jahre alt, 3,8 Prozent sind noch keine 14. Der Frauenanteil liegt wie der Ausländeranteil bei 23 Prozent. 49 Prozent sind Ersttäter, „die Mehrheit hat also bereits einmal bei uns arbeiten lassen“, so Ehlert. Die Zahl der Mehrfachtatverdächtigen mit mindestens fünf Straftaten in einem Jahr ist kontinuierlich gesunken, von 81 in 2012 auf 59 in 2015.