Arnsberg/Sundern/HSK. Die Polizei im HSK hat die Bekämpfung der Wohnungseinbrüche zu ihrem Schwerpunkt erklärt. Bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2016 meldete Landrat Dr. Karl Schneider „einen erkennbaren Rückgang um 15 Prozent“, sprach von einer „Trendwende, die auf die massiven Anstrengungen der Polizei zurückzuführen“ sei. Mit fast 37 Prozent war der Rückgang in Arnsberg besonders stark, auch wenn in der größten Stadt des Kreises weiterhin mit Abstand die meisten Wohnungseinbrüche stattfanden – 184 von kreisweit 417.
Landrat: „Eine der sichersten Regionen Deutschlands“
Der Landrat präsentierte die Zahlen für 2016 am Dienstag im Kreishaus gemeinsam mit Polizeidirektor Klaus Bunse und Kriminaloberrat Josef Jakobi und konnte im dritten Jahr in Folge eine gesunkene Zahl von Straftaten melden. 12.301 festgestellte Straftaten seien immer noch genug, sagte Schneider, doch lebten die Menschen im Hochsauerlandkreis nach wie vor in einer der sichersten Regionen Deutschlands. Auch die Gesamtaufklärungsquote sei auf 54,7 Prozent gesteigert worden, einer der besten Werte der letzten Jahre und vier Prozent besser als der Landesdurchschnitt. Bei aller Freude über die sehr guten Zahlen denke er aber auch an die Kriminalitätsopfer, die subjektiv ihre Situation ganz anders beurteilten, sagte der Landrat.
Diebstahlkriminalität liegt weit vorne
Ein wesentlicher Faktor für den Rückgang der Zahl der Straftaten insgesamt war der Rückgang bei Diebstählen und Einbrüchen. Denn Diebstahlkriminalität macht im HSK 37 Prozent der Gesamtkriminalität aus. Sachbeschädigung (13%), Betrug (12%), einfache Körperverletzung (8%) und Rauschgiftdelikte (6%) folgen mit weitem Abstand. Gewaltdelikte (3%) und Sexualdelikte (1%) stehen ganz unten auf der Skala.
Signifikanter Rückgang bei Geschäftseinbrüchen
Die Schwerpunktsetzung habe gute Erfolge gezeitigt und er sei sehr zufrieden. Insbesondere in Anbetracht der engen Personalsituation sei gut gearbeitet worden, sagte Klaus Bunse zum Rückgang der Einbruchskriminalität, denn die Zahlen sind bei allen Einbruchsdelikten gesunken, besonders signifikant bei Geschäftseinbrüchen. Die Zahlen 2016 mit Veränderung gegenüber 2015:
- Wohnungseinbrüche 417 (- 72)
- Gaststätteneinbrüche: 55 (- 8)
- Einbrüche in Diensträume: 18 ( ‑4)
- Geschäftseinbrüche: 87 (- 69)
- Firmen- und Lagereinbrüche: 76 (- 16)
- Büroeinbrüche: 105 (- 18)
- Kellereinbrüche: 45 (- 28)
Zwei von drei Tatverdächtigen keine Deutschen
„Unsere Anstrengungen waren nicht von Pappe, aber bei fast 500 Wohnungseinbrüchen konnten wir auch nichts anderes tun“, kommentiert Josef Jakobi die Rückgänge. So habe man ein 13-köpfiges Team aus dem Boden gestampft und ein Konzept aufgestellt, zu dem neben operativen Aktionen auch Öffentlichkeitsarbeit und Prävention gehörten. Bei mobilen Tätergruppen habe es sich inzwischen vermutlich herumgesprochen, dass sie damit rechnen müssen, dass auf der Autobahn an Haus Füchten kontrolliert werde, sagte Jakobi und verwies darauf, dass bei den Tatverdächtigen, die nach einem Einbruch ermittelt wurden, 68 Prozent keinen deutschen Pass haben. Die Zuwanderer der letzten beiden Jahre spielten dabei kaum eine Rolle, seit einem Jahrzehnt dominierten hier die Südosteuropäer, die meist in strukturierten Familienclans tätig seien. Allein Serben, Bosnier und Albaner stellten über die Hälfte der Tatverdächtigen. Neben mobilen überregionalen Tätern macht Jakobi allerdings auch die Beschaffungskriminalität heimischer Drogenkonsumenten für Einbrüche verantwortlich. Hier sieht er auch eine Erklärung für den Anstieg der Fallzahlen in Meschede bei gleichzeitigem deutlichen Rückgang in Arnsberg. Das könne eine Verlagerung wegen des hohen Kontrolldrucks in Arnsberg sein. In Arnsberg sank die Zahl der Wohnungseinbrüche 2016 von 252 auf 184, in Meschede stieg sie von 44 auf 57. In Sundern blieb sie mit 37 gegenüber 36 nahezu unverändert.
Über 42 Prozent der Wohnungseinbrüche gescheitert
„Wir brauchen noch mehr Hinweise aus der Bevölkerung, um Ermittlungserfolge und Aufklärungsquote weiter zu steigern“, sagte Jakobi. Denn mit einer Aufklärungsquote von 18,23 Prozent bei Wohnungseinbrüchen ist auch der Landrat „absolut nicht zufrieden“, auch wenn diese noch zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt liege. Erfreut sind der Landrat und seine Polizisten allerdings darüber, dass es bei 178 von 417 Wohnungseinbrüchen beim Versuch blieb, meist, weil der Einbrecher an den Sicherungseinrichtungen scheiterte. Damit stieg die Versuchsquote von 39 auf 42,7 Prozent. Er könne nur jedem raten, das Beratungsangebot der Polizei anzunehmen, um sein Haus sicherer zu machen, sagte Schneider. Die Präventionsberater der Polizei haben im letzten Jahr 346 Objektberatungen und 19 Vorträge zum Einbruchschutz absolviert und mit drei Wohnungsbaugenossenschaften Kooperationsvereinbarungen getroffen. Damit sei man auch hier an der Kapazitätsgrenze, so Bunse.
Drogendelikte stiegen sprunghaft an
Die zahlreichen Kontrollaktionen, die Fahndungsdruck auf mobile Einbrecher ausüben sollen, hatten auch einen Nebeneffekt – einen sprunghaften Anstieg der Drogendelikte. Denn Drogendelikte sind typische Kontrolldelikte. „Das ganze Auto stinkt nach Cannabis oder der Habitus der Insassen lässt Drogenkonsum vermuten“, beschreibt Jakobi, was seine Beamten immer häufiger erleben. Wenn Rauschgift im Auto gefunden wird, führt das zur Anzeige, und nicht selten auch zu Wohnungsdurchsuchungen und Telefonauswertung. Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist 2016 von 551 auf 777 gestiegen, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent, gegenüber 2013 sogar um über 100 Prozent. Dabei geht es in der Hälfte der Fälle um Cannabis. Heroin und Kokain machen zusammen nur 5 Prozent aus, der Rest sind Amphetamine und sonstige Drogen.
(Ein weiterer Bericht insbesondere zur Gewalt- und Sexualkriminalität folgt)